So ist der Zustand der Brücken in Schleswig-Holstein

Stand: 25.10.2024 16:39 Uhr

Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden Mitte September löste bundesweit die Frage aus: Wie ist es um unsere Brücken bestellt? Für Schleswig-Holstein liefert eine kleine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion jetzt Antworten.

Viele der Brücken in Schleswig-Holstein sind in die Jahre gekommen und müssen saniert oder ersetzt werden. Das zeigt die Antwort des Verkehrsministeriums auf die kleine Anfrage des FDP-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Christopher Vogt, die NDR Schleswig-Holstein vorliegt.

Insgesamt verwaltet das Land 1.674 Brückenbauwerke für Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. Beim Blick auf die Landesstraßen fällt auf, dass die Zahl der Brücken, die in einem "nicht ausreichendem" Zustand sind, in den vergangenen Jahren gestiegen ist:

  • 2014: 1,7 Prozent
  • 2018: 3,0 Prozent
  • 2022: 3,3 Prozent
  • 2024: 3,6 Prozent
Christoph Köster vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV.SH) macht klar, dass in solchen Fällen "in näherer Zukunft Handlungsbedarf besteht." Die vorgeschriebenen Richtlinien schreiben laut Köster vor, dass man in dieser Kategorie maximal zehn Prozent erreichen darf. "Das heißt also, die Brücken in Schleswig-Holstein sind eigentlich in einem guten Zustand."

Madsen: Niemand muss sich Sorgen machen

Auf Nachfrage teilt Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) mit, dass diese Brücken "unter sehr genauer Beobachtung stehen". Niemand müsse sich Sorgen machen, wenn man unterwegs sei, verspricht der Minister. Keine Brücke befinde sich derzeit in ungenügendem Zustand. Im Zehnjahresvergleich ist die Zahl der Brücken in "sehr gutem Zustand" nahezu unverändert (2014: 9,4 Prozent; 2024: 9,3 Prozent), die Zahl der Brücken in "gutem Zustand" ist zurückgegangen (2014: 15,8 Prozent; 2024: 11,4 Prozent).

Weitere Informationen
Sanierungsarbeiten auf der Norderelbbrücke © picture alliance / ABB Foto: ABB

16 Prozent der Autobahnbrücken im Norden sind marode

Hamburg muss besonders viel sanieren. Grafiken zeigen, wo welche Brücken in den norddeutschen Bundesländern repariert werden müssen. mehr

Vogt: "Die Sicherheit der Brücken muss oberste Priorität haben"

Christopher Vogt, der für die FDP-Landtagsfraktion die kleine Anfrage an das Verkehrsministerium gestellt hat, mahnt an, dass es in Schleswig-Holstein sehr viele Brücken gebe, die schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben. "Wir sehen mit Sorge, dass bei den Landesstraßen der Teil der maroden Brücken steigt, während die Landesregierung hier Kürzungen vornimmt, die Sicherheit der Brücken muss aber oberste Priorität haben."

Viele Brücken in SH = viel zu tun

Den Befürchtungen der FDP, dass der Sparkurs der Landesregierung dafür sorgen könnte, dass marode Brücken unter Umständen länger nicht saniert werden können, widerspricht Minister Madsen: "Wenn wir ehrlich sind, sind über Jahrzehnte in Deutschland Infrastrukturen platt gespart worden. Das können wir auch von heute auf morgen nicht ändern. Wir haben ja sehr viele Brücken. Aber trotzdem ist es so, dass wir in unserem Erhaltungsprogramm natürlich planmäßig auch Brücken drin haben, die wir dann auch sanieren."

Mehrere Brücken werden intensiver überwacht

Insgesamt gibt es nach Angaben des Verkehrsministeriums jährlich etwa 30 Maßnahmen, bei denen Brücken instand gesetzt werden. Auf Grund der Altersstruktur seien aber zunehmend Ersatzneubauten von Brücken erforderlich. 14 Maßnahmen sind laut Ministerium bis 2025 geplant beziehungsweise werden schon umgesetzt. Die meisten Ersatzneubauten gibt es im Kreis Rendsburg-Eckernförde (fünf), danach folgen Ostholstein (drei) und Nordfriesland (zwei). 25 weitere sind den Angaben zufolge in Planung für die kommenden Jahre. Darunter befinden sich einige Brücken, die bereits jetzt einem regelmäßigen Prüfzyklus unterzogen werden, also intensiver überwacht werden. Dazu gehört zum Beispiel die Gottorfbrücke im Kreis Schleswig-Flensburg oder die Dreh-und Klappbrücken über die Pinnau im Kreis Pinneberg.

Laut LBV.SH wird die Zahl der Brücken, die in den kommenden Jahren erneuert werden müssen, stetig steigen. Jetzt seien es im Schnitt fünf Ersatzneubauten - in rund zehn Jahren eher 20 bis 30, so Christoph Köster.

Weitere Informationen
Stau auf der Autobahn 1 in Schleswig-Holstein Richtung Hamburg. © dpa - picture alliance Foto: Markus Scholz

Verkehrsmeldungen für Norddeutschland

Staus, Baustellen und Gefahren-Hinweise: aktuelle Meldungen zum Verkehr für Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. mehr

Baustellenbaken und Absperrzaun stehen am Straßenrand. © NDR Foto: Pavel Stoyan

Die wichtigsten Straßenbaustellen in diesem Jahr in SH

400 Millionen Euro fließen dieses Jahr in die Infrastruktur im Land. Es gibt aber ein Problem: den Personalmangel bei Behörden. mehr

Die Holtenauer Hochbrücke. © NDR Foto: Tobias Gellert

SH muss sich an Reparatur der Holtenauer Hochbrücken wohl beteiligen

Ein Übereinkommen im Seehandelsgesetz schützt Reedereien vor hohen Forderungen. Ein Frachter war mit den Brücken kollidiert. mehr

Eine Asphaltbeschädigung auf der Rader Hochbrücke in Richtung Hamburg  Foto: Daniel Friedrichs

Rader Hochbrücke: Bauarbeiter reparieren Schäden

Autofahrer auf der A7 brauchten Geduld. Am Sonntag wurden Schäden auf der Rader Hochbrücke repariert. mehr

Ein Auto fährt auf einer Straße an einem Schlagloch vorbei. © picture alliance / dpa Foto: Caroline Seidel

Schlaglöcher in SH: So viele kaputte Straßen wie lange nicht

Grund ist der häufige Wechsel von Regen und Frost. Zurzeit können nur die gefährlichsten Schadstellen geflickt werden - und das auch nur notdürftig. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 25.10.2024 | 17:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Straßenbau

Straßenverkehr

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

verschneite Straßen in Flensburg © NDR Foto: Ben Armstrong

Wetter in SH: Unfälle nach erstem Schneefall und Glätte

Die Polizei im Land warnt vor glatten, verschneiten Straßen. Es kam zu mehreren Unfällen. mehr

Videos

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?