Sex und Bestechung in Jugendanstalt Schleswig: Verdacht bestätigt sich
Nach dem mutmaßlichen Sex-Skandal in der Jugendanstalt Schleswig gibt es weitere personelle Konsequenzen. Der Anfangsverdacht gegen die beiden Frauen hat sich laut Staatsanwaltschaft bestätigt.
In der Jugendanstalt Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) sollen sich zwei Mitarbeiterinnen durch ein sexuelles Verhältnis mit einem damals minderjährigen Häftling bestechlich gemacht haben. Die Vorwürfe, die bereits im November 2024 bekannt wurden, beinhalten unter anderem die Gewährung persönlicher Haftvorteile für den damals zunächst noch 17-jährigen Jugendstraftäter. Dieser Anfangsverdacht hat sich nach den bisherigen Ermittlungen bestätigt. Das teilte der Kieler Oberstaatsanwalt Henning Hadeler gestern vor dem Innen- und Rechtsausschuss des Landtages mit.
Medienberichte: Vorwürfe gegen Abteilungsleiterin und Psychologin
Wie das "Flensburger Tageblatt" berichtete, handelt es sich bei den Beschuldigten um eine Abteilungsleiterin und die Anstaltspsychologin, die jeweils eine sexuelle Beziehung zu dem Häftling geführt haben sollen, ohne voneinander zu wissen. In der Folge sollen die Mitarbeiterinnen unter anderem Drogengeschäfte des Jugendstraftäters ermöglicht und sich für seine Entlassung stark gemacht haben. Der Häftling hatte die Verhältnisse zu beiden Frauen offenbar als Druckmittel eingesetzt.
Die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelt wegen Bestechlichkeit und Bestechung. Beide Frauen arbeiten aktuell nicht in der Jugendanstalt Schleswig. Es laufen Disziplinarverfahren, die jedoch aufgrund der laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Kiel ruhen müssen.
Vorwürfe gegen Anstaltsleiterin in anonymen Briefen
In weiteren Medienberichten erheben anonyme Hinweisgeber auch gegen die Anstaltsleiterin schwere Vorwürfe. "Aus den uns als Ministerium vorliegenden Unterlagen lässt sich nicht entnehmen, dass die Anstaltsleitung Hinweisen nicht nachgegangen ist", sagte dazu Justizstaatssekretär Otto Carstens vor dem Innen- und Rechtsausschuss. Es habe keine entsprechenden Dienstaufsichtsbeschwerden gegeben.
"Ebenso wird der Anstaltsleitung im Rahmen der Presse-Berichterstattung vorgeworfen, hinweisgebenden Mitarbeitenden mit disziplinarischen Konsequenzen gedroht zu haben", so Carstens weiter. Diesen Vorwürfen hat die Anstaltsleiterin in einer Stellungnahme widersprochen. Ermittlungen gibt es laut Staatsanwaltschaft ausschließlich gegen die zwei direkt betroffenen ehemaligen Mitarbeiterinnen und den Häftling.
Anstaltsleiterin für sechs Monate abgeordnet
Dennoch soll die Leiterin die Jugendanstalt Schleswig zunächst verlassen. "Wir beabsichtigen, die Leiterin für einen Zeitraum von sechs Monaten an das Ministerium für Justiz und Gesundheit abzuordnen", sagte Carstens. Die Zustimmung des Personalrats stehe noch aus. Dabei handele es sich ausdrücklich nicht um eine Strafversetzung, sondern um eine Schutzmaßnahme für die Führungskraft. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an.
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