Sechs Tage Japan: Viele Visitenkarten übergeben und Kontakte geknüpft
Erneuerbare Energien, Sicherheitspolitik, Medizin: Sechs Tage war die Delegation in Kobe und Tokio unterwegs, bevor es am Sonnabend wieder zurück nach Deutschland geht. Dabei haben sich mehr gemeinsame Themen mit Japan gezeigt, als mancher zu Beginn der Reise gedacht hätte.
Jetzt bloß nichts falsch machen: Die Visitenkarte mit beiden Händen halten und überreichen, keinesfalls knicken, leichte Verbeugung und dann Namen und Titel lesen - keinesfalls einfach wegstecken. Wie viele Visitenkarten Felix Mertens in dieser Woche vergeben und gesammelt hat, kann er nicht genau sagen. Es müssen viele sein. Denn das Ritual mit den Kärtchen, den "Meishi", gehört in Japan zum guten Ton in der Geschäftswelt. Wer Kontakte nachhaltig aufbauen will, muss es beherrschen - und das will Felix Mertens.
Wie überzeugen im japanischen Markt?
Der 33-Jährige hat ein junges Unternehmen mit Sitz in Bad Schwartau (Kreis Ostholstein). Er ist Teil der Gruppe, die Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) in den vergangenen sechs Tagen in Kobe und Tokio begleiten. Sein Start-Up "Naeco Blue" erstellt mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz standortgenaue Vorhersagen für Wind- und Solarenergie. So können Netze effizienter betrieben werden oder Unternehmen ihren Strom planbar zum günstigsten Preis einkaufen. "Das größte Manko von den erneuerbaren Energien ist ihre Abhängigkeit vom Wetter - da wollen wir helfen und somit die Energiewende vorantreiben", so Mertens.
14 Mitarbeitende hat "Naeco", Kunden in Deutschland, Österreich, aber auch den USA. Japan soll dazukommen, wenn es nach dem Gründer geht. Für ihn ist der Termin in der Außenhandelskammer in Tokio wichtig. Er wird einen Vortrag halten, auch die Beauftragte für erneuerbare Energie soll kommen. Er hofft auf Tipps. Denn die Geschäftspartner in Japan gelten zwar als sehr loyal, der Markt aber als extrem schwer zugänglich für ausländische Unternehmen.
Erneuerbare Energien machen SH interessant
"Das Potenzial in Japan in Sachen Erneuerbare ist groß", bestätigt Petra Siegmund, deutsche Botschafterin in Japan. Derzeit importiert das Land seine fossile Energie vor allem aus China, Russland und Australien - und es setzt auf Atomkraft. Dabei würde es gerne unabhängiger werden. "Da ist Schleswig-Holstein, ein gefragter Gesprächspartner, der zeigen kann, wie es seine Industrie mit erneuerbaren Energien am Laufen hält", so die Botschafterin.
Dieses Interesse bekommt auch Ministerpräsident Günther zu spüren. Ob beim Unternehmen Kawasaki Industries in Kobe oder dem Minister für wirtschaftliche Sicherheit in Tokio - der Aufwand bei den Empfängen ist groß, wenn der Ministerpräsident mit den knapp 40 Teilnehmenden ankommt: Die Geschäftsführung steht Spalier, die Präsentationen sind minutiös durchgeplant. Sicher gehört das zur Höflichkeit der japanischen Gastgeber dazu, aber sie sind auch Ausdruck einer veränderten Politik, die stärker auf Unabhängigkeit von China setzt - in Sicherheitspolitik und bei den Lieferketten. "Für uns war eine große Bereitschaft, enger zusammenzuarbeiten, deutlich zu spüren", so Günther zum Ende der Reise. "Es ist in der heutigen Zeit umso wichtiger, mit demokratischen Ländern wie Japan zusammenzuarbeiten". Das Land stünde Schleswig-Holstein näher als China, wo der Fokus in den vergangenen Jahren sehr stark lag. "Wir haben Japan etwas vernachlässigt", sagt auch die Botschafterin Siegmund.
Felix Mertens könnte mit seinem Unternehmen helfen, Japan unabhängiger von Energie aus China zu machen. Das betont er auch in seinem Vortrag in der Außenhandelskammer in Tokio. Die Präsentation läuft gut. Doch die entscheidende Ansprechpartnerin ist nicht gekommen. Aber beim Botschaftsempfang am Vorabend hat er ihr seine Visitenkarte überreicht. Der erste Kontakt ist gemacht. Spätestens zur Husum Wind, der Messe für Windenergietechnik in Schleswig-Holstein, soll es einen Gegenbesuch einer japanischen Delegation geben. So hoffen die Schleswig-Holsteiner.