Schockanrufe in Lübeck: Betrüger erbeuten 140.000 Euro
Die Betrugsmasche war zweimal dieselbe: Die Anrufer gaben sich am Dienstag als Polizeibeamte aus und überzeugten ihre höher betagten Opfer von der Festnahme deren Kindes - die Zahlung einer Kaution wäre nötig.
Zwei ältere Frauen aus Lübeck-Kücknitz wurden mit dieser Masche um insgesamt 140.000 Euro betrogen. Nachdem es bereits am Dienstagvormittag zu mehr als 30 erfolglosen Schockanrufen im Bereich der Hansestadt gekommen war, gelang es den Betrügern dann am Nachmittag im Lübecker Stadtteil Kücknitz gleich zwei Mal, Seniorinnen zur Übergabe hoher Geldsummen zu bewegen.
Nach bisherigen Erkenntnissen ereignete sich der erste Fall gegen 14 Uhr: Eine 75-jährige Lübeckerin wurde von einer ihr unbekannten Nummer angerufen. Die Person am anderen Ende gab sich als Polizeibeamtin aus und behauptete, dass die Tochter der älteren Frau festgenommen worden wäre. Für die Freilassung wäre eine Kaution nötig. Da der Geschädigten die Geschichte glaubhaft vorkam, ließ sie sich zur Übergabe von 21.000 Euro Bargeld hinreißen. Das Geld wurde durch die unbekannten Täter vor dem Wohnhaus der Lübeckerin persönlich entgegengenommen.
Betrüger verfolgen klares Schema
Gegen 17:30 Uhr ereignete sich dann der nächste Polizeieinsatz in Kücknitz. Unbekannte Täter schafften es, eine 85-jährige Frau aus Lübeck von der fiktiven Notsituation zu überzeugen. Das Telefonat dauerte knapp zwei Stunden - schlussendlich wurden der Geschädigten 120.000 Euro abgenommen. Ob sich hinter den beiden Vorfällen tatsächlich dieselben Betrüger verbergen, kann die Polizei zum aktuellen Zeitpunkt nicht sicher sagen. Klar ist aber, dass die Kriminellen nach einem klaren Schema verfahren.
Täter gehen höchst professionell vor
Meist rufen die Betrüger gezielt bei älteren Menschen an und geben sich als Polizeibeamte aus. Während des Telefonats setzen sie ihre Opfer enorm unter Druck - präsentieren ihnen glaubhafte Geschichten, in denen sich Familienangehörige der Angerufenen in Notsituationen befinden. Auf diese Weise gelingt es Tätern immer wieder, an persönliche Informationen und Daten zu gelangen oder höhere Geldsummen zu erbeuten.
Erst vor knapp zwei Wochen gelang es Betrügern, von einer Rentnerin in Schenefeld (Kreis Pinneberg) Bargeld, Gold und Schmuck im Wert von 75.000 Euro zu erbeuten. Am 5. Mai wurde eine 79-jährige Brunsbüttlerin (Kreis Dithmarschen) um insgesamt 28.500 Euro erleichtert. Auch in diesen beiden Fällen wurden Kautionszahlungen gefordert, um eine Inhaftierung der Tochter abzuwenden.
Kripo Lübeck sucht nach Zeugen
Bei den Taten, die sich am Dienstag in Lübeck-Kücknitz ereigneten, fand jeweils eine persönliche Geldübergabe statt. Somit liegen der Kriminalpolizei Personenbeschreibungen vor, mit denen die Ermittler nun nach den Tätern suchen:
Fall 1: Wer hat am Dienstag (9.5.) im Zeitraum von 14.45 Uhr bis 15.30 Uhr im Bereich der Solmitzstraße eine etwa 30 bis 40 Jahre alte weibliche Person mit schulterlangen, braunen Haaren, einer Körpergröße von etwa 1,65 Meter und einem Einkaufskorb gesehen? Auch könnte ein hellblau-metallic-farbener Kleinwagen, der in diesem Zeitraum in der Nähe einer Apotheke in der Solmitzstraße abgestellt war, mit der Tat in Verbindung stehen.
Fall 2: Wer hat am Dienstag (9.5.) zwischen 17.15 Uhr und 17.45 Uhr eine männliche, etwa 1,70 Meter große Person mit schlanker Gestalt und einer Pudelmütze im Bereich der Tilsitstraße gesehen?
Wer dazu Angaben machen kann, soll sich bitte bei der Polizei unter der Rufnummer (0451) 13 10 oder per E-Mail unter K13.Luebeck.BKI@polizei.landsh.de melden.
Wie kann ich mich schützen?
Immer wieder kommt es in Schleswig-Holstein, speziell in Lübeck, zu Betrugsversuchen per WhatsApp oder Telefon. Die Polizei mahnt deshalb zur Vorsicht und bittet darum, folgende Ratschläge zu berücksichtigen:
- Lassen Sie sich nicht einschüchtern! Beenden Sie zunächst das Telefonat und kontaktieren Sie unverzüglich Ihre Angehörigen oder die Polizei über den Notruf 110.
- Geben Sie am Telefon niemals Auskunft über Ihre finanzielle Situation oder Lebensumstände.
- Bleiben Sie grundsätzlich skeptisch gegenüber Fremden.
- Bewahren Sie keine größeren Bargeldbeträge oder Wertgegenstände im Haus auf.
- Die Polizei fordert niemals Überweisungen oder Bargeldübergaben. Die Zahlung einer Kaution ist in Deutschland nicht üblich.
- Lassen Sie sich nicht in öffentliche Telefonbücher eintragen oder lassen Sie bestehende Einträge herausnehmen.
Zoll warnt vor neuer Betrugsmasche
Zahlreiche Anrufe beim Hamburger Zoll haben die Behörde am Mittwoch dazu veranlasst, eine Warnung vor einer neuen Betrugsmasche zu veröffentlichen. Hier geht es um angebliche Zollgebühren - der Betrugsversuch findet per SMS oder WhatsApp statt. Wie eine Pressesprecherin des Zolls mitteilt, erhalten die Empfänger einen Link und werden aufgefordert, Abgaben zu zahlen. Anschließend sollen die Betroffenen Päckchen oder auch Gewinne aus Glücksspielen bekommen. Der Zoll warnt vor Internet-Links, die zu Überweisungen oder der Herausgabe von Bankdaten führen und empfiehlt, die Nachrichten zu löschen.