Anhänger von Olaf Scholz halten vor der ARD-Wahlarena zur Bundestagswahl in der Kulturwerft Gollan ein Plakat mit der Aufschrift «Olaf, wir wollen eine Regierung von Dir» in den Händen. © picture alliance/dpa Foto: Axel Heimken

Rückblick: So lief die letzte Bundestagswahl in Schleswig-Holstein

Stand: 13.01.2025 15:13 Uhr

Am 23. Februar 2025 wird ein neuer Bundestag gewählt. Bei der letzten Wahl vor dreieinhalb Jahren lag die SPD in Schleswig-Holstein vorne.

von Constantin Gill

Als sich im Spätsommer 2021 die Ära Merkel ihrem Ende näherte, war die Corona-Pandemie noch in vollem Gange. Das gesellschaftliche Klima begann, sich aufzuheizen. Und Schleswig-Holsteins Politikerinnen und Politiker mischten in Berlin - im Wahlkampf und danach - mit.

Wolfgang Kubicki sitzt in der 225. Sitzung des Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude in Berlin. © picture alliance / Geisler-Fotopress Foto: Frederic Kern
Kein Fan von Karl Lauterbach: Wolfgang Kubicki (FDP).

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) stritt sich mit dem späteren Gesundheitsminister Lauterbach über Corona-Regeln. Robert Habeck (Grüne) musste damals zwar noch Annalena Baerbock den Vortritt bei der Kanzlerkandidatur lassen - gewann aber als erster Grüner seinen Wahlkreis Flensburg-Schleswig, verhandelte mit über die Koalition und wurde schließlich Wirtschaftsminister.

Strahlende Gesichter bei der SPD

Ein Plakat, auf dem steht: "Olaf, wir wollen eine Regierung von dir." © NDR Foto: Constantin Gill
Klare Aufforderung: Juso-Motivationsplakat für Olaf Scholz am Rande der Wahlarena in Lübeck.

Am Wahlabend 2021 jubelte in Schleswig-Holstein vor allem die SPD: Auch als noch nicht klar war, dass die Partei mit Olaf Scholz auch den Bundeskanzler stellen würde, sprach Landeschefin und Bundesvize Serpil Midyatli vom "politischen Comeback des Jahres." In Schleswig-Holstein lag die SPD sogar noch deutlicher vor der CDU als im Bund. 28 Prozent schafften die Sozialdemokraten im Land.

FDP zweistellig, Linkspartei raus, SSW schickt einen Abgeordneten

Annalena Baerbock, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen (l-r), Robert Habeck, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, Olaf Scholz, SPD-Kanzlerkandidat und geschäftsführender Bundesfinanzminister und Christian Lindner, Parteivorsitzender der FDP, Volker Wissing, FDP-Generalsekretär, und Saskia Esken, Bundesvorsitzende der SPD, gehen eine Straße entlang.
Damals noch im Gleichschritt: Die Köpfe der Ampelparteien nach den Koalitionsverhandlungen.

Die CDU kam auf 22 Prozent. Die Grünen holten in Schleswig-Holstein 18,3 Prozent, die FDP 12,5. Die AfD erreichte 6,8 Prozent, die Linke 3,6. Und der SSW, der von der aufgrund einer Sonderregel für nationale Minderheiten von der Fünf-Prozent-Hürde befreit ist, kam auf 3,2 Prozent. Damit durfte die Partei mit Stefan Seidler zum ersten Mal seit über 60 Jahren wieder einen Abgeordneten in den Bundestag schicken.

Den Nord-Süd-Konflikt in der Union gab es damals schon

Bildungsministerin Karin Prien (CDU) war vor der Wahl Teil des "Zukunftsteams" von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Der brachte es am Ende nicht zum Kanzler. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) rügte nach der Wahl die mangelnde Unterstützung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder für Laschet.

Daniel Günther (CDU).
Schon damals kein Fan von bayerischem Störfeuer: Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).

Das angespannte Verhältnis zwischen beiden ist geblieben: Streitpunkt heute sind Söders Absagen an eine schwarz-grüne Koalition, die der Bayer mehrfach wiederholt hat, "anstatt einfach den Mund zu halten", wie es Günther zuletzt formulierte.

Direktkandidaten könnten wackeln

Manches ist also beim Alten geblieben. Anderes nicht: Neu ist bei dieser Wahl zum Beispiel das Wahlrecht. In Zukunft entscheidet nur noch die Zweitstimme darüber, wie viele Abgeordnete in den Bundestag kommen. Es ist deshalb nicht klar, ob wirklich alle erfolgreichen Wahlkreiskandidaten in den Bundestag einziehen.

Und: Weil die Ampel-Regierung vorzeitig scheiterte, wird früher gewählt. Die Fristen sind kürzer - und gerade Briefwähler müssen zügig ihr Kreuz machen.

Neue Gesichter und alte Hasen

Stefan Seidler vom SSW steht am Rednerpult im Deutschen Bundestag und hält eine Rede. © NDR
Einzelkämpfer für den SSW: Der Bundestagsabgeordnete Stefan Seidler.

Auf den Landeslisten der Parteien finden sich noch manche altbekannte Gesichter, wie etwa Johann Wadephul, der die CDU-Landesliste anführt oder Wolfgang Kubicki, Spitzenkandidat der FDP. Auch Luise Amtsberg von den Grünen steht erneut auf Listenplatz eins, gefolgt von Kanzlerkandidat Robert Habeck. Und SSW-Einzelkämpfer Stefan Seidler kandidiert auch wieder.

Bei der SPD tritt der langjährige Bundestagsabgeordnete Sönke Rix nicht mehr an - auf Platz eins der Landesliste steht nun der Lübecker Tim Klüssendorf. Ebenfalls nicht mehr dabei ist Cornelia Möhring bei der Linken. Auf sie folgt der schleswig-holsteinische Landessprecher Lorenz Gösta Beutin. Auch für die schleswig-holsteinische AfD geht der Landesvorsitzende ins Rennen: Kurt Kleinschmidt ist deren Spitzenkandidat.

Martina Möller und Milad Salami treten als Vorsitz-Duo (BSW) in SH an. © NDR Foto: Paul Wessels
Die Landesspitze des BSW in Schleswig-Holstein: Martina Möller und Milad Salami

Neu ist in der Parteienlandschaft das Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW). In Schleswig-Holstein hat sich der Landesverband Ende des Jahres gegründet und seine Kandidaten für die Bundestagswahl aufgestellt. Als Spitzenkandidat geht der 30-jährige Milad Salami ins Rennen.

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bundestagswahl

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Eine Hand hält ein kleines Haus-Modell eines Hauses. © picture alliance / Zoonar | Patrick Daxenbichler Foto: Patrick Daxenbichler

Eigenes Haus kaufen? Warum "Boomer" und "Nestbauer" verzweifeln

Die Zahl der Menschen mit Wohneigentum in Schleswig-Holstein nimmt ab. Ein bundesweiter Trend, den jetzt eine Studie belegt. mehr

Videos