Nicht mehr vom Aussterben bedroht: Rotbauchunken in SH auf gutem Weg
Die Rotbauchunke gilt gemeinhin als vom Aussterben bedroht - nicht so in Schleswig-Holstein. In Panten bei Mölln haben Naturschützer es geschafft, die Bedingungen für die Unke zu verbessern.
Nur zögernd schwimmen die Mini-Rotbauchunken aus dem weißen Plastikeimer in das Wasser. Viele der etwa daumennagelgroßen Amphibien erinnern mit ihren Schwänzen noch an Kaulquappen. Ihr Schwanz kann sie ein paar Tage mit Nährstoffen versorgen, bis sie sich selbst ernähren können. Zwei Monate sind sie behütet in einer Aufzuchtstation in Hitzacker aufgewachsen - ganz ohne Fressfeinde. Der Laich wurde im April am Schaalsee gesammelt.
"In der Natur überstehen nur rund zehn Prozent der Unken das Laichstadium, bei der künstlichen Aufzucht sind es über 90 Prozent." Hauke Drews, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein
Gute Voraussetzungen für die Mini-Unken in Panten
Jetzt wird sich zeigen, wer von ihnen in der Natur mit Fressfeinden überlebt. Eintausend junge Rotbauchunken haben die Naturschützer an mehreren Teichen und Tümpeln in Panten bei Mölln (Kreis Herzogtum Lauenburg) ausgesetzt.
Ihr neues Zuhause, die Flächen des Lämmerhofes bei Panten, haben die Froschretter um /nachrichten/schleswig-holstein/rotbauchunke112_v-contentxl.jpgHauke Drews lange vorbereitet. Robustere Arten wie die Wechselkröte oder der Laubfrosch sind hier schon ansässig. Jetzt sollen auch die Rotbauchunken hier heimisch werden. Sie lieben sonnige, flache und saubere Gewässer ohne Fische, umgeben von Blumenwiesen und Totholz- oder Steinhaufen, die ihnen als Verstecke oder Winterquartiere dienen. All das finden die kleinen Rotbauchunken hier vor.
Rotbauchunken in SH nicht länger vom Aussterben bedroht
Hauke Drews setzt sich seit etwa 20 Jahren für die Rotbauchunke ein, der Froschlurch mit dem knallroten Bauch, der bei Gefahr ein giftiges, stark riechendes Hautsekret absondern kann. In Deutschland kommt die Rotbauchunke nur noch im Norden und Nordosten vor.
Der Biologe arbeitet für die Stiftung Naturschutz auch mit dänischen Partnern zusammen, er hat über die Jahre in Schleswig-Holstein mit Unterstützern der Stiftung etwa 600 Teiche und Tümpel geschaffen. Mit Erfolg: Zuletzt konnte der Status der Rotbauchunke in der Roten Liste der gefährdeten Arten von "vom Aussterben bedroht" auf "stark gefährdet" verbessert werden. "Das ist bundesweit einzigartig", freut sich Hauke Drews.
Unke breitet sich langsam wieder aus
Diesen zarten Aufwärtstrend der Rotbauchunken sieht auch Amphibien-Experte Florian Bibelriether. Für ihn sei deutlich erkennbar, dass sich die Unken von den Naturschutzflächen in die umgebende Landschaft ausbreiten. In diesem Jahr sind sie zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder in vielen Gebieten der Kreise Ostholstein und Plön aufgetaucht. In den 60er und 70er Jahren waren viele Gewässer trockengelegt worden, um mehr Flächen für die Landwirtschaft bewirtschaften zu können.
Lämmerhof in Panten ist Partner der Stiftung Naturschutz
Rund um den Lämmerhof von Detlef Hack in Panten ist über die Jahre eine vielfältige Gewässerlandschaft entstanden. Deren Qualität sei so gut, sagt Hack, dass jetzt auch die Rotbauchunke angesiedelt werden konnte. Detlef Hack ist Partner der Stiftung Naturschutz; er hat viele Hektar Land für den Natur- und Artenschutz bereitgestellt - schon zu einer Zeit als es von der EU noch kein Geld dafür gab.
"Als ich den Hof vor 36 Jahren von meinem Vater übernommen habe, war für mich klar, dass hier Landwirtschaft und Naturschutz zusammengeführt wird." Detlef Hack, Partner der Stiftung Naturschutz
Auf dem Hof von Detlef Hack wurden Hecken gepflanzt, die Flächen von Ackerland zu Grünland umgewandelt und Teiche gebaut. "Ich freue mich, so einer bedrohten Art wie der Rotbauchunke hier ein neues Zuhause zu bieten", sagt Hack.
In drei Jahren könnten Unkenrufe in Panten ertönen
Wie die Unke, die ausgewachsen etwa fünf Zentimeter groß ist, ihr neues Zuhause annehmen wird, wissen die Naturschützer erst in ein paar Jahren. In etwa drei Jahren werden die Tiere geschlechtsreif. Erst dann geben sie auch die charakteristischen Unkenrufe von sich - so wie es schon einmal war, vor über 100 Jahren.