Queerfeindliche Aktion? Kritik an Waldorfschule Itzehoe
Eine mutmaßlich queerfeindliche Aktion an der Waldorfschule Itzehoe sorgt weiter für Kritik. Der Schwulen- und Lesbenverband hat Strafanzeige gestellt. Die Schule hat sich inzwischen entschuldigt.
Als jährliche Tradition zum christlichen Michaeli-Fest am 29. September verbrennen Schüler an der Waldorfschule Itzehoe (Kreis Steinburg) einen Drachen aus Pappmaschee. Er soll für das Böse in der Welt stehen. In diesem Jahr haben 30 Jugendliche den Drachen zusammen mit einer Kunstlehrerin gebastelt.
Das Papptier trug unter anderem ein rosa Trikot des queerfreundlichen Fußballclubs Inter Miami und einen Barbie-Hut - der gleichnamige Kinofilm gilt vielen ebenfalls als queerfreundlich. In einem Text auf der Schul-Homepage, der inzwischen gelöscht wurde, wurde das Verbrennen des Drachen unter anderem so beschrieben:
"Unter aller Augen ging der (…) Bösewicht in Flammen auf. Der Sieg des Guten über das Böse, der Freiheit über die Gefangenschaft." Homepage-Eintrag Freie Waldorfschule Itzehoe
Der Schwulen- und Lesbenverband, der auch einen Drachen aus dem vergangenen Jahr kritisiert, hat Strafanzeige gestellt.
Entschuldigung auf Homepage der Freien Waldorfschule Itzehoe
Die Schule bittet in einem auf ihrer Homepage veröffentlichten Statement um Entschuldigung: "Mit großem Bedauern nehmen wir zur Kenntnis, dass Außenstehende sich von dem Inhalt des St. Michaeli-Festes und dem Festverlauf getroffen fühlen. Es lag und liegt nicht im Interesse der Freien Waldorfschule Itzehoe irgendeine Person oder Gruppe in ihren Gefühlen zu verletzen. Sollte das trotzdem geschehen sein, bedauern wir das und bitten an dieser Stelle aufrichtig um Entschuldigung."
Bundesverband der Waldorfschulen: Vorgang ist nicht hinnehmbar
Der Bundesverband der Waldorfschulen wird in einer schriftlichen Stellungnahme deutlicher - und distanziert sich vom Verhalten der Itzehoer Schule. Der gesamte Vorgang sei nicht hinnehmbar, man entschuldige sich bei der queeren Community. Der Bundesverband hat die Schule aufgefordert, den Sachverhalt aufzuklären.
Bildungsministerium: "Widerspricht Werten, die Schulgesetz vorgibt"
Das Bildungsministerium Schleswig-Holstein hält die Vorgänge in Itzehoe für inakzeptabel: "Wer bewusst Symbole der Selbstbestimmung von Minderheiten verbrennt oder Schmähungen dieser Art veröffentlicht, widerspricht damit den Werten, die unser Schulgesetz vorgibt."
Das Ministerium hat eine formelle Beanstandung ausgesprochen. Die Waldorfschule Itzehoe ist dadurch verpflichtet, den Vorfall gemeinsam mit Schülern und Lehrern aufzuarbeiten.