Pyrotechnik-Pilotversuch in Stadien - Landtag lehnt Antrag ab
Das Abbrennen von Pyrotechnik in Fußballstadien ist verboten. Nichtsdestotrotz ziehen immer wieder dicke Rauchschwaden durch die Fanblocks. Die FDP in SH will einen neuen Umgang und forderte im Landtag ein Pilotprojekt zum regulierten Umgang.
Die Meinungen zum Umgang mit Pyrotechnik in Stadien gehen auseinander: Für die einen ist es ein atmosphärisches Lichtspiel und Teil einer Fan-Kultur. Für die anderen ist es eine Gefahr für die Gesundheit und Anlass unnötiger Spielunterbrechungen.
Seit Jahren diskutieren Behörden, Fans und Forschende über einen neuen Umgang. Einen weiteren Versuch startete jetzt die FDP im Schleswig-Holsteinischen Landtag und hob das Thema auf die Tagesordnung der Juli-Sitzung.
Kontrolliertes Abbrennen als Test
In einem Antrag forderte die Fraktion, das kontrollierte Abbrennen von Pyrotechnik in Fußball-Stadien in mehreren Pilotprojekten zu testen. Das könnte zum Beispiel im Holstein-Stadion in Kiel oder im Stadion an der Lohmühle der Fall sein und soll nach Vorbild des "Chemnitzer Wegs" ablaufen.
Spirale aus Kriminalisierung und Gefährdung
Für Annabell Krämer, sportpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, ist es nach eigenen Worten an der Zeit, die Spirale aus Kriminalisierung der Fans und Gefährdung der Zuschauer zu beenden. Ein Pilotprojekt, bei dem die Rahmenbedingungen klar abgesteckt und abgesprochen seien, hält sie für sinnvoll.
In Norwegen oder in Österreich gebe es solche Projekte bereits. Nun solle es sie auch in Schleswig-Holstein geben. Pyrotechnik sei ein Mittel, um Feierstimmung zu schaffen, so Krämer. Und trotz eines Verbots könne das Abbrennen von Feuerwerkskörpern nicht verhindert werden.
"Pyrotechnik ist kein Verbrechen, wenn sie sicher und verantwortungsbewusst eingesetzt wird." Anabell Krämer, FDP
Zustimmung von SPD und SSW
Unterstützung für den Vorschlag kommt von SPD und SSW. Kianusch Stender (SPD) schließt sich dem Vorschlag der FDP an. Leidenschaftlich schwärmt er von Fan-Choreografien, zu denen auch der Einsatz von Pyrotechnik gehöre, so Stender. "Bei der Frage geht es um Gemeinschaft. Ich möchte, dass wir etwas dafür tun, den positiven Emotionen Raum zu schaffen." Deswegen unterstütze er den Antrag und hoffe auf eine Überweisung des Antrags in den Rechtsausschuss.
Dem schließt sich auch Lars Harms (SSW) an. Ihm zufolge brauche es einen Piloten, den alle Beteiligten mittragen – Feuerwehren, Fans und Sanitäter.
CDU und Grüne: Pyro berge zu viele Gefahren
Gegenwind erfuhr der Antrag wiederum von CDU und Grünen. Sie lehnen den FDP-Vorschlag klar ab. Sie glauben, das Abbrennen von Feuerwerk in Stadien berge zu viele Gefahren. Martin Balasus (CDU) machte seine Abneigung klar deutlich: "Es stinkt, es blendet, es ist gesundheitsgefährdend. Es behindert die, die das Spiel sehen wollen." Er glaubt, nur weil das Abbrennen nicht konsequent verhindert werden könne, sei es keine Lösung, es stattdessen zu erlauben, so Balasus.
"Pyrotechnik ist nicht Ausdruck von Emotionen. Pyrotechnik ist Ausdruck des Protestes - gegen das Establishment und teure Karten. Dieser Protest wird nicht verschwinden." Martin Balasus, CDU
Sütterlin-Waack: "Pyrotechnik - ein Sicherheitsrisiko"
Für die Innenministerin, Sabine Sütterlin-Waack (CDU), ist Pyrotechnik in den Fan-Blocks vor allem eines - ein Sicherheitsrisiko. Lärm, Rauch und Hitze seien gefährlich und gesundheitsschädlich. Deswegen ist das Abbrennen auch verboten, so Sütterlin-Waack. Sie machte aber auch deutlich, dass sie sich nicht gänzlich gegen ein Verbot ausspreche. Wie weiter damit umgegangen wird, müsse allerdings in den entsprechenden Fachkreisen - wie etwa der Sportminister-Konferenz - und im Gespräch mit den Beteiligten beraten werden. So lange bleibe Pyrotechnik verboten.
FDP-Antrag abgelehnt
Der Antrag der FDP sowie die Überweisung in den Rechtsausschuss des Landtags wurde mehrheitlich, mit Stimmen der CDU und der Grünen, abgelehnt.