Ostercamper eröffnen Saison an der Schlei
Das lange Osterwochenende ist für viele Camper der Startschuss in die Saison. Der Campingplatz Wees in Missunde an der Schlei ist über Ostern ausgebucht.
Ein wolkenverhangener Himmel, mal Sonne, aber auch immer wieder Feuchtigkeitsnachschub von oben: All das stört die Camperinnen und Camper wenig, die vor Ostern an die Schlei nach Missunde im Kreis Rendsburg-Eckernförde gefahren sind. Sämtliche 150 Stellplätze - fast alle mit Wasserblick - sind belegt. Glücklich ist, wer auf dem idyllisch gelegenen Platz eine Stellfläche für seinen Camper bekommt.
110 Plätze sind fest an Dauercamper vermietet. Zu ihnen gehört auch Bernd Friedhold aus Hamburg. Seit 50 Jahren kommt er schon auf den Campingplatz Wees, ist eng mit dem Platz an der Schlei verbunden. "Hier habe ich meine Frau kennengelent, hier haben zuerst meine Kinder und jetzt meine Enkel laufen gelernt. Das schweißt unglaublich zusammen", sagt er.
Familienbetrieb mit Geschichte: Vom Bauernhof zum Campingplatz
Es sind die heutigen Campingplatzbetreiber Anke Nissen und ihr Lebensgefährte Thomas Jakobs, die den Campingplatz zu etwas Besonderem machen. Das wiederum hat mit der langen Familientradition zu tun: Der Campingplatz Wees feiert dieses Jahr 60-jähriges Bestehen. Ein echter Familienbetrieb.
Angefangen hat alles auf dem Bauernhof von Nissens Eltern. Einige Gäste stellten Zelte auf der Wiese auf - auf Plattdeutsch "Wees" - daher auch der Name des Campingplatzes. Die Gäste kauften Eier und Milch auf dem Bauernhof, halfen bei der Ernte. Als immer mehr Gäste kamen, gaben Nissens Eltern den Hof auf und widmeten sich ganz dem Tourismus. "Vor 28 Jahren hatte mein Vater einen Herzinfarkt und ich habe den Betrieb übernommen", erzählt Anke Nissen, die bis dahin in der Jugendhilfe gearbeitet hatte.
Gäste schätzen Natur und familiäre Atmosphäre
Nissen ist mit etlichen der Gäste aufgewachsen. Man kennt sich, man plaudert, die Kinder können sich auf dem Sackgassen-Gelände frei bewegen, gehen morgens Brötchen holen in dem kleinen Laden direkt auf dem Gelände. Wer einmal hier war, kommt häufig wieder.
Der Campingplatz begeistert aber auch Neulinge. "Wir sind schon überall gewesen, aber hier an der Schlei, diese Aussicht, das ist schon etwas ganz besonders", freut sich Kai Schindler aus Elmshorn. Er macht mit Frau und Hund Ferien. "Die Uhren haben wir abgelegt, wir machen jetzt einfach das, was wir wollen und wann wir wollen", grinst er. Und das Wetter - das ist im Moment ja wie ein Überraschungsei...? "Das ist egal. Ein Überraschungsei ist eher, was wir dabei haben - oder eben auch nicht".
Jubiläumsjahr mit Herausforderungen: Sturmflut und Fährausfall
In die Saison sind sie hier an der Schlei nicht gerade leichtfüßig gestartet, "das waren harte Monate nach der Sturmflut", sagt Thomas Jakobs, der für die Pflege des Platzes und die Technik verantwortlich ist. Das Glück liegt oft in den Kleinigkeiten: "Das erste Mal nach dem langen Winter Rasen mähen, der Duft nach frisch gemähtem Gras, das ist schon toll", sagt Jakobs.
Kaum ist der Winter überstanden, stehen sie vor dem nächsten Problem: die fehlende Fährverbindung über die Schlei. "Da hatten wir auch schon Stornierungen. Wir haben ja hier auf der Schwansener Seite fußläufig keine Gastronomie. Und es ist auch für die gesamte Region eine Katastrophe, für die Gastronomie, kleine Handwerksbetriebe, für die Pendler", sagt Anke Nissen.
Ein kleiner Trost: Sie vermietet auch Kanus. Wer wollte, könnte sich damit auf den Weg ans andere Ufer machen. Doch eine Lösung scheint in Sicht: Die Landesregierung ist zuversichtlich, dass die Missunde II als Übergangslösung ab Mitte April wieder im Einsatz sein könnte. Wenn alles glattgeht. Das hatte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums am Donnerstagnachmittag auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein gesagt.