Auf einer großen betonierten Fläche steht ein Bundeswehrfahrzeug, das Raketen abwehren soll. © dpa

Neues Luftverteidigungs-System: Scholz und Pistorius in Todendorf

Stand: 04.09.2024 11:29 Uhr

Im schleswig-holsteinischen Bundeswehrstandort Todendorf wird ein hochmodernes Luftverteidigungssystem in den Dienst gestellt. Laut Verteidigungsministerium soll es dem europäischen Schutz dienen. Hoher politischer Besuch kommt dafür aus Berlin.

Bundeskanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD) sind heute Mittag zu Gast bei der Bundeswehr in Todendorf (Kreis Plön). Sie werden dort zusammen mit dem Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, das neue Raketenabwehrsystem IRIS-T SLM symbolisch in Betrieb nehmen.

System bietet Schutz auf 200 Quadratkilometern Fläche

Das neue Luftverteidigungssystem am Standort der Flugabwehrraketengruppe 61 an der Hohwachter Bucht besteht unter anderem aus drei Lkw, die mit Raketenwerfern bestückt sind. Zusätzlich gibt es einen Lkw mit Radarsystem und einen Feuerleitstand - insgesamt also fünf Laster. Damit sollen künftig feindliche Drohnen, Flugzeuge, Hubschrauber oder Marschflugkörper auf einer Fläche von 200 Quadratkilometern abgefangen werden können, teilte die Bundeswehr mit.

Ein Werkstattwagen der Bundeswehr steht mit einem ausgefahrenen Kran neben einer Gruppe von menschen. © NDR Foto: Christoph Deuschle
AUDIO: Bundeswehr bekommt neues Luftverteidigungssystem in Todendorf (1 Min)

Es ist für die Bundeswehr das erste Exemplar seiner Art und ergänzt die bereits vorhandenen Luftabwehrsysteme vom Typ Patriotmit mittlerer Reichweite. Das Ziel: eine effektivere deutsche Luftverteidigung. Vier dieser Waffensysteme und drei verwandte Systeme hatte die Bundesregierung bereits in die Ukraine zur Abwehr von russischen Angriffen mit Drohnen und Marschflugkörpern ausgeliefert. Das System "rettet dort täglich Leben", sagte Luftwaffenchef Ingo Gerhartz im September 2023.

Ausbildung für Soldaten aus verschiedenen Nationen

Das bodengestützte Waffensystem wurde im Rahmen der durch Bundeskanzler Scholz ausgerufenen "Zeitenwende" aus dem Sondervermögen der Bundeswehr beschafft. Ein einziges IRIS-T SLM kostet 140 Millionen Euro. Laut Verteidigungsministerium ist es ein wichtiger Schritt bei der Schaffung des europäischen Raketenabwehrschilds "European Sky Shield Initiative" (ESSI). Vier dieser Waffensysteme und drei verwandte Systeme hatte die Bundesregierung bereits in die Ukraine zur Abwehr von russischen Angriffen mit Drohnen und Marschflugkörpern ausgeliefert.

Das Bild zeigt, wie das Luftabwehrsystem der Iris-T SLM in drei Schritten aufgebaut ist: 1. Radareinheit, 2. Leitstand, 3. Raketenwerfer © picture alliance/dpa/dpa Grafik Foto: picture alliance/dpa/dpa Grafik
Diese Grafik zeigt, wie das Luftabwehrsystem IRIS-T SLM in drei Schritten aufgebaut ist.

In Todendorf sollen von 2026 an Soldaten aus 19 Nationen an dem Flugabwehrsystem ausgebildet werden. Schon jetzt werden in dem Ausbildungszentrum ukrainische Soldaten geschult. Für die technische Betreuung ist das Rüstungsunternehmen und IRIS-T-Hersteller Diehl Defence zuständig, Spezialisten der Luftwaffe übernehmen das taktische Training.

Was bedeutet IRIS-T-SLM?

Die Abkürzung IRIS-T steht für "Infra Red Imaging System Tail". IRIS-T SLM ist ein Luftabwehrsystem. Es ist laut Bundesregierung das modernste Flugabwehrsystem Deutschlands. Dem Hersteller zufolge bietet es Schutz vor Angriffen durch Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und Kurzstreckenraketen.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 04.09.2024 | 08:00 Uhr

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