IRIS-T Flugabwehr: In Todendorf trifft sich Europas Militär

Stand: 05.09.2023 18:30 Uhr

Ab 2024 wird in Todendorf das moderne Raketenabwehrsystem IRIS-T stationiert sein. In dem neu entstandenen Ausbildungszentrum soll in Zukunft militärisches Personal aus ganz Europa im Rahmen des europäischen Raketenabwehrschildes ESSI ausgebildet werden.

von Christoph Deuschle

Todendorf im Kreis Plön ist der Anfang - für die europäische Luftverteidigungsinitiative "European Sky Shield Initiative" (ESSI). Denn in Todendorf werden ab 2024 nicht nur die ersten Systeme des modernen Raketenabwehrsystems IRIS-T stationiert. Hier entsteht aktuell auch ein neuer Ausbildungsstandort für ganz Europa. Aus bis zu 19 Nationen könnten hier in Zukunft Angehörige der jeweiligen Streitkräfte auf dem neuen System ausgebildet werden. In Rekordzeit von acht Monaten mit "Schallgeschwindigkeit" wie der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, es am Dienstag formulierte, wurde das Trainingscenter aufgezogen. Übungsareal, Schulungsräume, Fahrzeughallen - all das entstand am Standort der Flugabwehrraketengruppe 61 im Kreis Plön.

Krieg in der Ukraine schafft Platz

Die Wahl fiel auf Todendorf, weil dort am Standort genügend Raum für Gebäude und Know-How für Übungen vorhanden ist. Das vorher hier stationierte System MANTIS wurde im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine an die Slowakei abgegeben. Für die europäische Verteidigungspolitik ist die Schulungseinrichtung in Todendorf ein Novum. Denn sie steht symbolisch für den neuen militärischen Zusammenhalt in Europa.

Das gleiche gilt für das System IRIS-T. Denn das soll zukünftig auch europaweit eingesetzt werden, um als Verbund zu agieren. Auf diesem Wege soll eine deutlich höhere Abwehrbereitschaft erreicht werden. Außerdem können die Nationen dann auch Personal, Ersatzteile und Munition untereinander tauschen. Das senkt zum einen die Kosten und erhöht zum anderen im Ernstfall deutlich die Einsatzbereitschaft. Auf einem Niveau mit so vielen Nationen in Europa gab es das bisher noch nicht.

Zeitenwende startet langsam

Bestellt wurde die neue Technik im Juni 2023, im Oktober 2024 soll das neue System dann samt Schulungszentrum und internationaler Kooperation einsatzbereit sein - und eine große Lücke in der deutschen Luftverteidigung schließen. Für eine Neubeschaffung bei der Bundeswehr ist das ausgesprochen schnell. Diese gute Nachricht stach für die Militärs beim Medientag der Luftwaffe besonders heraus.

Von der Ausschreibung bis zum offiziellen Auftrag für das neue Standardgewehr HK416 A8 dauerte es über sechs Jahre. Das neue Luftabwehrsystem IRIS-T zeigt: Es geht schneller, wenn man denn will.

Standardisierung hilft auch im Ernstfall

Ein Lkw der Bundeswehr auf dem ein Startsystem installiert ist. © NDR Foto: Christoph Deuschle
Jedes IRIS-T besitzt drei dieser Lkw, zusätzlich ein Radar und einen Feuerleitstand - insgesamt also fünf Fahrzeuge.

Für die Truppenlogistik bietet das System einen weiteren großen Vorteil: Es kommt im Format eines normalen Containers. Es könnte - theoretisch - auf jedem normalen Container-Lkw transportiert werden. Fällt also mal einer der Laster aus - ob durch einen Platten oder im Einsatz - bleibt das Raketenabwehrsystem, sofern unbeschädigt, trotzdem einsatzbereit. Man stellt den Container dann einfach auf einen anderen Lkw.

Außerdem ist die Produktion in deutscher Hand. Alle wichtigen Komponenten kommen aus dem Inland. Nach Chip- und Gaskrise sicher ein weiteres Kaufkriterium für das Verteidigungsministerium. Und im Gegensatz zu anderen Waffen im Arsenal der Bundeswehr erweist sich das System im realen Einsatz bisher als sehr leistungsfähig. Zwei der Systeme schützen seit etwa einem Jahr Kiev. Deutschland hat sechs IRIS-T bestellt. Damit ließen sich also im Ernstfall drei Großstädte schützen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 05.09.2023 | 18:00 Uhr

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