Neue Schleswiger Bischöfin: "Wachsender Antisemitismus besorgt mich"
Mit der 46-jährigen Nora Steen ist eine der jüngsten Kirchenfrauen als Bischöfin in der Nordkirche eingeführt worden. Zum Gottesdienst im Schleswiger Dom waren zahlreiche Kollegen und politische Prominenz aus dem Land geladen.
Die neue Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein, Nora Steen, ist mit einem Festgottesdienst im Schleswiger Dom (Kreis Schleswig-Flensburg) eingeführt worden. Die Theologin wurde im Juni von der Landessynode der Nordkirche zur Nachfolgerin von Bischof Gothart Magaard gewählt. Offiziell hat Nora Steen ihr Amt bereits am 1. November angetreten. Die 46-Jährige gehört zu den jüngsten leitenden Geistlichen in Deutschland. Nora Steen ist mit dem Pastor Leif Mennrich verheiratet. Das Paar lebt mit drei Kindern in Breklum (Kreis Nordfriesland).
Das Grußwort zur Amtseinführung von Steen hielt die Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. In einer Rede, die vorab veröffentlicht wurde, zeigte sie sich tief bestürzt darüber, dass sich Jüdinnen und Juden nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel auch in Deutschland erneut nicht sicher fühlten. Die Zunahme antisemitischer Vorfälle in Schleswig-Holstein besorge sie. Das sei in keiner Weise zu akzeptieren, so die Landesbischöfin.
Steen will Kontakt zu Mitgliedern stärken
Ein wichtiges Anliegen in ihrem Amt ist es, den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten. "Mir ist es ganz, ganz wichtig möglichst viel Kontakt zu Menschen zu haben, die an der Basis also in Kirchengemeinden, den Kirchenkreisen, in der Diakonie, in den Kitas arbeiten. Das sind ganz viele Menschen, die mit Herzblut dabei sind." Ebenso wichtig sei es laut Steen im Hinblick auf den steigenden Antisemitismus den Kontakt zu den jüdischen Vertreterinnen und Vertretern in Schleswig-Holstein aufzunehmen, ihnen Solidarität und Hilfe anzubieten und sich an die Seite der "jüdischen Geschwister" zu stellen.
Theologin mit internationaler Erfahrung
Nora Steen hat bereits viele Stationen im kirchlichen Dienst absolviert. Am Anfang ihrer Karriere verbrachte sie ein soziales Jahr in Südindien und arbeitete als Studienleiterin im Ökumenischen Institut Bossey bei Genf. Ihr Vikariat machte sie an der Marktkirche in Hameln. Anlässlich des tausendjährigen Jubiläums der UNESCO-Welterbekirche St. Michael in Hildesheim war sie Geschäftsführerin eines Kulturjahres. Nora Steen übernahm außerdem die Citykirchenarbeit in Hildesheim, leitete das "Haus der Stille" im evangelischen Kloster Wülfinghausen, ist parallel dazu Gemeindepastorin. Besondere Ehre: Sie hielt die Predigt beim Abschlussgottesdienst des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2015 in Stuttgart.
Bekannt auch vom "Wort zum Sonntag" und als Radiopastorin beim NDR
Fünf Jahre lang sprach Nora Steen das "Wort zum Sonntag" in der ARD und ist bis heute regelmäßig als Sprecherin von Radioandachten im NDR zu hören. 2015 übernahm sie gemeinsam mit ihrem Mann die Leitung der deutschsprachigen Gemeinde im portugiesischen Lissabon. Seit 2018 ist Nora Steen in Schleswig-Holstein als theologische Leiterin und Geschäftsführerin des Christian Jensen Kollegs, einem ökumenischen Tagungs- und Bildungszentrum der Nordkirche, im nordfriesischen Breklum.
Gästeliste aus Politik und Kirche
Bei der Einführung der neuen Bischöfin am Sonntag hat Bildungsministerin Karin Prien (CDU) ein Grußwort des Landes Schleswig-Holstein überbracht. Als weitere Gäste wurden unter anderem die Vize-Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Eka von Kalben (Grüne), Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) und Weihbischof Horst Eberlein (Erzbistum Hamburg) erwartet.
Befreundete Kirchen gestalten den Gottendienst mit
An dem Gottesdienst im Schleswiger Dom wirkten unter anderem Kristina Kühnbaum-Schmidt (Landesbischöfin der Nordkirche), Kirsten Fehrs (Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck), Tilman Jeremias (Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern), Landesbischof Ralf Meister (Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands), Bischöfin Dagmar Winter (Diocese of Ely/Großbritannien), Bischof Elof Westergaard (Bistum Ribe/Dänemark), Bischof Tiit Salumäe (Estnische Ev.-luth. Kirche) und Bischöfin Marianne Christiansen (Bistum Hadersleben/Dänemark) mit.