Pastorin Nora Steen, theologische Leiterin des Christian Jensen Kollegs in Breklum, kandidiert bei der Bischofswahl. © Peer-Axel Kroeske Foto: Peer-Axel Kroeske
Pastorin Nora Steen, theologische Leiterin des Christian Jensen Kollegs in Breklum, kandidiert bei der Bischofswahl. © Peer-Axel Kroeske Foto: Peer-Axel Kroeske
Pastorin Nora Steen, theologische Leiterin des Christian Jensen Kollegs in Breklum, kandidiert bei der Bischofswahl. © Peer-Axel Kroeske Foto: Peer-Axel Kroeske
AUDIO: Steen wird erste Bischöfin des Sprengel Schleswig und Holstein (1 Min)

Nordkirche: Nora Steen wird neue Bischöfin

Stand: 25.06.2023 16:17 Uhr

Die Synode der evangelischen Nordkirche hat am Sonnabend eine neue Bischöfin für den Sprengel Schleswig und Holstein gewählt. Nora Steen aus Breklum setzte sich gegen Friedemann Magaard aus Husum durch.

Die 132 anwesenden Mitglieder der Landessynode haben sich bei ihrem Treffen in Rendsburg entschieden: Nora Steen folgt auf Gothart Magaard, der am 1. November in den Ruhestand geht. Der Mitbewerber Friedemann Magaard konnte sich nicht durchsetzen, er ist der jüngere Bruder.

Die Wahl am Sonnabend zog sich: Keiner der beiden Kandidaten konnte sich in den ersten beiden Wahlgängen mit der absoluten Mehrheit der Stimmen (bezogen auf die 156 Mitglieder der Landessynode) durchsetzen. Nora Steen bekam laut Präses Ulrike Hillmann zunächst 71 Stimmen, der Husumer Gemeindepastor Friedemann Magaard 56 Stimmen. 79 Stimmen wären nötig gewesen. Im zweiten Wahlgang erhielt Steen 76 und Magaard 53 Stimmen.

Magaard verzichtete auf weiteren Wahlgang

Pastor Friedemann Magaard, Gemeindepastor in Husum, kandidiert bei der Bischofswahl. © Peer-Axel Kroeske Foto: Peer-Axel Kroeske
Die Wahl zwischen Friedemann Magaard und Nora Steen galt nicht als inhaltliche Richtungsentscheidung.

Nach dem zweiten Wahlgang und einer kurzen Unterbrechung kündigte Magaard dann an, nicht mehr anzutreten. Trotzdem sah die Wahlregelung vor, dass Steen von den Mitgliedern der Synode bestätigt werden musste. Die 46-Jährige kam laut Hillmann im dritten Wahlgang als einzige Bewerberin auf 106 Stimmen. Es gab 24 Enthaltungen, eine Stimme war ungültig.

Steen bedankte sich nach der Wahl für das Vertrauen - sie freue sich auf viele gute und fröhliche Momente, weil die Kirche das wert sei.

Von Breklum nach Schleswig

Pastorin Nora Steen ist derzeit Leiterin des Christian-Jensen-Kollegs in Breklum (Kreis Nordfriesland), dort laufen Seminare und Fortbildungen über Achtsamkeit und Nachhaltigkeit. Auch Steens Gegenkandidat Magaard war dort bereits tätig. Er war bis 2018 theologischer Leiter und Geschäftsführer des Christian-Jensen-Kollegs. Jetzt zieht es Steen von Breklum nach Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg), dort ist der Bischofssitz des Sprengel Schleswig und Holstein.

Panne bei Operation brachte Nora Steen zum tieferen Glauben

Nora Steens Vater war Pastor. Die Entscheidung, ebenfalls Pastorin zu werden, war kein Selbstgänger. "Ich war da immer sehr kritisch als Jugendliche," erzählt Steen, die in Braunschweig aufwuchs. In der kirchlichen Jugendarbeit seien aber Themen angesprochen worden, bei denen sie sich gesehen fühlte. Schließlich führte ein Operationsfehler zu einem Krankenhausaufenthalt, der sie während des Theologiestudiums zu einem tieferen Glaubensverständnis brachte: "Ist es so, dass Gott uns lenkt oder bestraft oder ist es nicht genau der Gott, der dann da ist, wenn wir denken: Jetzt ist alles vorbei?"

Gegenwind beim "Wort zum Sonntag"

Steen hat Medienerfahrung, nicht nur in den sozialen Medien. Sie verfasste bereits Radioandachten für den NDR und stand sogar vor der Kamera: 25 mal beim "Wort zum Sonntag". Wer dort politische und gesellschaftliche Themen anspricht, muss sich auf einiges gefasst machen. Ihre Anmerkungen zur Reaktorkastrophe in Fukushima sorgten für heftige Reaktionen. Es hagelte Hassbotschaften, nachdem Steen 2014 über den Auftritt des österreichischen Travestiekünstlers Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest gesprochen hatte.

Nora Steen meint dazu: "Es muss einfach Menschen geben - die stellen sich in den Wind. Die Frage ist immer: Wo geht es um unseren Kern, die Botschaft vom Evangelium, die einfach bedeutet, dass alle Menschen - egal woher sie kommen, was sie getan haben - unabdingbar von Gott geliebt werden."

Steen will als Anwältin der Jüngeren fungieren

Dass auf die evangelische Kirche schwierige Jahre zukommen, ist der 46-Jährigen bewusst. Die Mitgliedszahlen gehen zurück, Gemeinden bilden Verbünde, neue Pastorinnen und Pastoren fehlen. Steen sieht sich dabei auch als Anwältin der Jüngeren: "Wir haben auf der Leitungsebene im Prinzip nur eine Generation vertreten", beklagt sie. Weniger Hierarchie, mehr Mitwirkung will sie erreichen.

Wer zum Sprengel Schleswig und Holstein gehört

Die künftige Bischöfin der Nordkirche mit dem Amtssitz in Schleswig ist für den Sprengel Schleswig und Holstein zuständig. Zu ihm gehören diese acht Kirchenkreise:

  • Schleswig-Flensburg
  • Nordfriesland
  • Dithmarschen
  • Rendsburg-Eckernförde
  • Altholstein
  • Rantzau-Münsterdorf
  • Plön-Segeberg
  • Ostholstein

Andere Teile des Bundeslandes Schleswig-Holstein gehören zum Sprengel Hamburg und Lübeck.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 24.06.2023 | 18:00 Uhr

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