Nordseeurlauber im Wattenmeer vor Sahlenburg in Cuxhaven. © picture alliance/dpa Foto: Ingo Wagner

Nationalpark Wattenmeer: Studie sieht große wirtschaftliche Effekte

Stand: 26.02.2024 19:02 Uhr

Von wegen Tourismus-Dämpfer: Eine neue Studie zeigt die wirtschaftlichen Effekte des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Er bringt demnach viel Geld und Arbeitsplätze.

von Marian Schäfer

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer zieht nicht nur Zugvögel und andere Tiere an, sondern auch Millionen Touristen. Das zeigt eine neue Studie zu den "regionalökonomischen" Effekten der Universität Würzburg im Auftrag der Nationalparkstiftung Schleswig-Holstein. Mehr als 21.000 Touristinnen und Touristen wurden dafür befragt.

Am Montag wurden im Nationalpark-Zentrum in Tönning (Kreis Nordfriesland) die Ergebnisse vorgestellt:

  • Von Mai 2021 bis April 2022 ermittelte das Studienteam 21,4 Millionen Besuchstage in der Naturparkregion und damit ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zur Vorgängerstudie (18,6 Millionen). Mehr als zwei Drittel der Besuchstage entfielen auf Übernachtungsgäste.
  • 18,2 Prozent der Gäste kamen vor allem wegen des Nationalparks an die Westküste und damit fast jeder fünfte Gast.
  • Im Durchschnitt gibt ein Tagesgast 31 Euro und ein Übernachtungsgast 90,40 Euro aus. Sie sorgen für einen jährlichen Bruttojahresumsatz von gut 1,6 Milliarden Euro.
  • Als reinen ökonomischen Mehrwert, also nach Abzug von zum Beispiel Steuern, bringen die Touristen 826 Millionen Euro in die Region.
  • Allein durch die Touristen, die vor allem wegen des Nationalparks kommen, werden rechnerisch 5.444 Arbeitsplätze geschaffen.

Gutes Nebeneinander von Naturschutz und Wirtschaft?

Die Ergebnisse sind auch deshalb interessant, weil an der Ostsee-Küste zurzeit über einen Nationalpark gestritten wird. Die Wirtschaft, und mit ihr auch Teile der Touristik in den Anrainer-Kommunen, steht den Plänen skeptisch gegenüber. Für Professor Hubert Job von der Uni Würzburg, der seit mehr als 20 Jahren Nationalparks in ganz Deutschland unter sozio-ökonomischen Aspekten untersucht, steht hingegen fest: "Der Schutz der Natur schließt eine ökonomische Entwicklung der Region nicht aus, sondern kann durch den Tourismus gestärkt werden."

Dieser Punkt war auch Michael Kruse wichtig, dem Chef des Nationalparks Wattenmeer: "Der Nationalpark nimmt nicht nur eine ganz wichtige Stellung in der Sicherung biologischer Grundlagen ein, sondern auch in der Sicherung von Familieneinkommen." Kruse sprach von einer "gelungenen Symbiose" und betonte einen Aspekt ganz besonders: "Nationalpark-Touristen stabilisieren den Tourismus, weil sie nicht nur in der Hochsaison kommen, sondern auch in der Nebensaison." Sie würden die Tourismuszeiten verlängern.

Zu viele Touristen reisen mit dem Auto an

Die Studie zeigt allerdings auch kritische Punkte auf. So ist der Anteil der Touristen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, mit nicht einmal zehn Prozent sehr gering. Rund zwei Drittel kommen mit dem eigenen Auto - und 13 Prozent mit der Fähre. Auch davon werde wohl ein großer Teil in die Kategorie Auto fallen. "Zusammengenommen reisen also knapp 80 Prozent mit dem eigenen Pkw an", so Job. Hier müsse dringend etwas passieren, findet der Professor.

Weitere Informationen
Daniel Günther hält eine Rede und Interviews. © Felix Müschen/dpa-Bildfunk Foto: Felix Müschen/dpa-Bildfunk

Ostsee: Petition für Nationalpark mit 93.000 Unterschriften

Umweltverbände hatten die Unterschriften online gesammelt. Ministerpräsident Daniel Günther nahm sie entgegen und kündigte einen Vorschlag an. mehr

In der Geltinger Bucht demonstrieren Menschen gegen den geplanten Nationalpark Ostsee. © NDR Foto: NDR Screenshots

Nationalpark-Streit trübt die schwarz-grüne Stimmung in SH

Das Abrücken der CDU von den Nationalparkplänen ist für die Grünen ein "ziemlicher Brocken." Beide Parteien setzen aber weiter auf den laufenden Beteiligungsprozess. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 26.02.2024 | 17:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Meer und Küste

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Mitglieder der Partei Freie Wähler stehen in Hamburg an einem Wahlkampf-Stand. © NDR Info Foto: Anina Pommerenke

Neuwahl schon im Februar: "Das ist ein riesiger Kraftakt"

Die vorgezogene Bundestagswahl macht vor allem kleineren Parteien zu schaffen - auch im Norden. Wie gehen sie mit den Herausforderungen um? mehr

Videos