Nachwuchs-Probleme der Bundeswehr: Eine Klassenfahrt zur Marine
Die Bundeswehr braucht dringend Nachwuchs. "Schnupperkurse" und Social-Media-Kampagnen sollen helfen, um neue Rekruten zu finden. Die Marine bezahlt sogar Klassenfahrten nach Eckernförde.
22 Schülerinnen und Schüler einer neunten Klasse aus Chemnitz sind zu einer zweitägigen Klassenfahrt nach Eckernförde (Kreis Rendsburg-Eckernförde) gekommen. Organisiert und bezahlt wird das von der Marine. Die zwischen 15 und 17 Jahre alten Schülerinnen und Schüler können sich dort über die Arbeit der Soldatinnen und Soldaten informieren, nehmen an Vorträgen teil, besichtigen Kriegsschiffe, testen Ausrüstung und übernachten in der Kaserne. "Wir brauchen dringend Personal und nutzen jede Möglichkeit, jungen Leuten die Marine näher zu bringen", sagt Armin Flieder vom Truppenbesucherzentrum der Marine.
Bundeswehr fehlen mindestens 20.000 Soldaten
Rund 180.000 Soldatinnen und Soldaten gibt es zur Zeit bei der Bundeswehr. Eigentlich soll sie bis 2031 nach dem Willen der Bundesregierung auf über 200.000 aufgestockt werden. Allein bei der Marine waren 2023 aber noch fast 20 Prozent der 14.500 Dienstposten unbesetzt.
"Marine Live" soll das ändern. Das ist ein Programm, bei dem Interessierte mehrere Tage die Marine besuchen und sich ein Bild über den potenziellen Arbeitgeber machen können. Auch Klassenfahrten gehören zu dem Programm.
Kein Internet im U-Boot - das sollte man wissen
Eine harte Ausbildung, keine geregelten Arbeitszeiten, wenig Privatsphäre und - gerade auf den Schiffen und U-Booten - oft kein Internet. Dass die Arbeit bei der Marine kein normaler Nine-to-five-Job ist, daraus machen die Karriereberater der Bundeswehr keinen Hehl. Sie stehen den Jugendlichen aus Chemnitz an diesem Tag Rede und Antwort.
"Dass wir vielleicht früher aufstehen müssen, dass wir länger arbeiten müssen, dass wir lange weg sind - um sich davon einen Eindruck zu machen - dafür sind solche Besuche hervorragend", findet Peter Levens vom Karrierecenter der Bundeswehr.
Social-Media-Kampagnen mit Influencerinnen
Auch auf Facebook, X und TikTok versucht die Marine mit gezielten Social-Media Kampagnen Rekruten zu finden. In kurzen Videos zeigen Influencerinnen den "normalen Alltag" bei der Marine. Die Zielgruppe ist zwischen 17 und 30 Jahre alt.
"Wenn du so etwas auf Social Media siehst, spricht uns das natürlich viel mehr an. Weil wir natürlich viel mehr am Handy sind als die älteren Generationen", sagt der 15-jährige Dominik Schmidt.
Wenig Kriegsangst bei Jugendlichen in Eckernförde
Dass im Moment Krieg in Europa ist, dass Deutschland aufrüstet und dass ein Job bei der Marine echte Einsätze in Kriegsgebieten bedeuten könnte - darüber machen sich viele der Schülerinnen und Schüler an diesem Tag in Eckernförde noch keine Sorgen.
"Ich war schon immer ein Fan vom Militär. Der Krieg an sich ist zwar nichts Schönes, aber mir gefallen Sachen wie Panzer und Waffen trotzdem", sagt Dominik Schmidt. Er kann sich vorstellen später als Soldat zu arbeiten. Für die Marine hätte sich die Aktion mit der Klassenfahrt dann schon gelohnt.