NOK-Fähren: Krisengipfel sorgt für kleinen Lichtblick
Eine schnelle Lösung für das Chaos bei den Fähren auf dem Nord-Ostsee-Kanal ist nicht in Sicht. Das wurde bei einem Krisengipfel in Hanerau-Hademarschen am Dienstagabend deutlich. Hoffnung auf Verbesserungen gibt es dennoch.
Am Ende stand sogar die Frage im Raum, ob sich der Fährverkehr auf dem Nord-Ostsee-Kanal nicht automatisieren ließe. Schließlich sollen die in die Jahre gekommenen Schiffe in nächster Zeit nach und nach durch moderne Wasserfahrzeuge ersetzt werden. Wäre es nicht denkbar, dass diese automatisch von Ufer zu Ufer gleiten? Würde das nicht das Personalproblem lösen, mit dem die Reederei, die die Fähren im Auftrag des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) bemannt und betreibt, die ständigen Ausfälle und Verspätungen rechtfertigt?
Automatisierte NOK-Fähren keine Lösung
Mehr als 50 Vertreter und Vertreterinnen der anliegenden Gemeinden waren am Dienstagabend auf Einladung der Interessengemeinschaft Fährbenutzer nach Hanerau-Hademarschen (Kreis Rendsburg-Eckernförde) gekommen, um ihren Unmut kundzutun und nach Lösungen zu suchen. Eine Automatisierung, das machte der Brunsbütteler WSA-Leiter Detlef Wittmüß deutlich, wird dazu allerdings sicher nicht zählen: "Wenn wir über Automatisierung sprechen, dann meinen wir nicht autonomes, sondern ferngesteuertes Fahren", so Wittmüß. "Und selbst das würde eine mehrjährige Probephase voraussetzen, in der die Fähren stets mit einer Mannschaft besetzt sind."
Eine schnelle Lösung, das wurde an diesem Abend noch einmal deutlich, wird es für das Fähr-Chaos auf dem Nord-Ostsee-Kanal nicht geben. "Das Einzige, was wir jetzt tun können, ist, der Reederei zu helfen, ausreichend Personal zu finden", so Wittmüß. Weil Fährschiffer aber kaum mehr auf dem Markt zu finden seien, bleibe der Reederei beinahe nur, neues und altes Personal - etwa Decksmänner - weiterzubilden.
Personalsituation soll sich schrittweise verbessern
Den Weg dazu habe das WSA freigemacht, sagte Wittmüß. Er trat Berichten entgegen, es könnten nun auch Sportbootkapitäne und -kapitäninnen die Kanalfähren steuern. "Richtig ist, dass nicht mehr das große Patent benötigt wird, sondern das Fährschifferzeugnis ausreicht", so Wittmüß. Wieviel auch diese Qualifikation voraussetze, zeige sich daran, dass ein Großteil der Decksmänner im ersten Durchgang durch die Prüfung gefallen seien. Schrittweise soll laut Reederei aber neues und weitergebildetes Personal eingesetzt werden und sich die Situation für die Fährnutzer spätestens ab Januar verbessern.
Den Vorwurf der Interessengemeinschaft, der Personalmangel sei auch Folge schlechter Arbeitsbedingungen, wollte Wittmüß nicht kommentieren. "Das liegt außerhalb unseres Einflussbereichs, auch wenn wir natürlich sicherstellen, dass der Auftragnehmer sich an die gesetzlichen Mindeststandards hält."
WSA will für bessere Kommunikation sorgen
Die Wortmeldungen und Diskussionen zwischen Teilnehmenden und dem WSA-Chef waren an diesem Abend überwiegend konstruktiv. Die meisten Gemeindevertreter und -vertreterinnen äußerten Verständnis dafür, dass dem WSA als Auftraggeber ein Stück weit die Hände gebunden seien. Den größten Handlungsspielraum sahen sie für die Behörde bei der Kommunikation von Verspätungen und Ausfällen. Detlef Wittmüß verwies hier auf das Newsletter-Angebot, das das WSA ausbauen und in den kommenden Wochen wohl durch ein weiteres Online-Angebot ergänzen möchte.
Änderungen bei der Ausschreibung des Fährbetriebs?
Deutlich wurde bei dem Krisentreffen allerdings, dass sich viele der Anwesenden die Zeiten zurückwünschen, in denen das WSA noch das Personal für die Fähren stellte. "Da gibt es nicht die Spur einer Chance", sagte Wittmüß. Wohl aber ließ der WSA-Leiter durchblicken, dass sich die Vergabepraxis der Fährleistungen verändern könnte: "Die Ausschreibung muss sich der Zeit anpassen." Zu Details wollte sich Wittmüß auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein nicht äußern. Neu ausgeschrieben werden muss der Betrieb der Fähren 2025. Die Verträge mit der Reederei, die die Schiffe derzeit bemannt, enden im Jahr 2026. Das Wasser- und Schifffahrtsamt hatte in den vergangenen Jahren einen Großteil des Fährbetriebs auf dem Nord-Ostsee-Kanal privatisiert.