Muschelfischer in SH rechnen mit 50 Prozent mehr Ertrag
Die Muschelzüchter in Schleswig-Holstein starten mit viel Zuversicht in die Erntesaison. Ihr Verband rechnet mit einem deutlichen höheren Ertrag als im vergangenen Jahr. Doch die Branche hat auch Sorgen.
Im Jahr 2022 waren Wachstum und Erzeugerpreise hinter den Erwartungen der Muschelfischer zurückgeblieben. Für dieses Jahr rechnet der Verein schleswig-holsteinischer Muschelzüchter im Vergleich mit einem Plus von 5.000 Tonnen beim Ertrag, insgesamt werden 15.000 Tonnen erwartet. Das teilte die Erzeugerorganisation am Donnerstag auf Sylt mit.
Muscheln jetzt mit höherer Qualität
Positiv entwickelt sich auch der Fleischanteil der Miesmuscheln. Er habe im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren zugenommen, sagte Torben Wagner, Vorstandsmitglied in der Erzeugerorganisation schleswig-holsteinischer Muschelzüchter. Der Fleischanteil liege nun bei 30 Prozent und mehr. "Damit sind wir europaweit ganz weit vorne. Und das haben wir jetzt schon in der frühen Phase der Saison erreicht. Es wird eher in den August und September hinein noch mehr werden", so Wagner.
Preise für Miesmuscheln steigen
Durch einen höheren Fleischanteil könne auch ein höherer Preis erzielt werden, erklärte der Vereinsvorsitzende Heinz Maurus. Auch wenn die Saison für eine genaue Aussage zu den Preisen im Jahr 2023 noch zu jung sei. "Wir erwarten jedenfalls wieder mehr als zwei Euro pro Kilo, nachdem letztes Jahr nur durchschnittlich 1,45 Euro erzielt werden konnten", sagte Vorstandsmitglied Wagner. Die Muscheln aus Schleswig-Holstein werden in rund 50 Länder exportiert. In Zucht und Verarbeitung sind rund 150 Mitarbeiter beschäftigt. Die Erntezeit geht noch bis Oktober.
Ärger über EU-Pläne für Verbot der Bodenfischerei
Zur Eröffnung der Muschelsaison war auch Landesfischereiminister Werner Schwarz (CDU) auf Sylt. Die Muschelfischerei sei ein Teil von Schleswig-Holstein, sagte Schwarz. "Sie ist ein traditionsreicher und eng mit der Natur verbundener Wirtschaftszweig, der für die Menschen an der Küste von großer Bedeutung ist", so der Minister.
Doch die Branche treiben auch Sorgen um. Dazu gehören laut Maurus vor allem das in der EU geplante Verbot der Bodenfischerei sowie eine neue Riffkartierung, die die Fanggebiete einschränken würde. Fischereiminister Schwarz findet, mit dem geplanten Verbot von grundberührenden Fanggeräten in Schutzgebieten schieße die EU-Kommission über das Ziel hinaus. Zugleich betonte er, die Muschelfischerei sei ein gutes Beispiel dafür, "wie Ökologie, Ökonomie und Sozialverträglichkeit miteinander zum gegenseitigen Nutzen aller verbunden werden könnten." Er werde daher die Aktivitäten in Brüssel weiterhin aufmerksam verfolgen und sich "für den Fortbestand unseres Erfolgsmodells der naturverträglichen Muschelfischerei im Nationalpark einsetzen", kündigte Schwarz an.
Muschelzüchter mit Problemen durch Enten und Stürme
Trotz der voraussichtlich guten Saison 2023 beklagen die Muschelzüchter aber auch erhebliche Einbußen. "Über das Winterhalbjahr hatten wir erneut Tausende Eiderenten als Dauergäste auf unseren Kulturflächen, die uns leider Fraßschäden in Millionenhöhe bescheren", sagte Wagner. Außerdem hätten Anfang dieses Monats stürmische Winde zu Ernteverlusten in Höhe von rund 25 Prozent an den Saatmuschelgewinnungsanlagen in der Büsumer Piep geführt. Dies sei aber nicht ungewöhnlich, erklärte Wagner, die exponierte Lage dort habe sich schon in früheren Jahren als riskant erwiesen.