"Mit Drift! Lüüd mit Ideen": Auf den Spuren der Wollhandkrabben
"Drift" ist Plattdeutsch für Antrieb, Begeisterung oder Schwung. In unserem Format "Mit Drift! Lüüd mit Ideen" begleiten wir Menschen in Schleswig-Holstein, die genau diesen "Drift" haben - für Beruf, Hobbies oder Projekte. Dieses Mal die Evolutionsbiologin Christine Ewers aus Kiel.
Freitag früh in Rade bei Rendsburg. Die Sonne scheint über dem Nord-Ostsee-Kanal als Christine Ewers aus ihrem Auto steigt. Sie ist mit einem befreundeten Fischer verabredet. Nicht etwa um frischen Zander oder Aal zu kaufen, sondern um bei ihm Krabben, genauer gesagt Wollhandkrabben einzusammeln.
Denn Christine Ewers ist Evolutionsbiologin. Sie erforscht, wie sich die Art in Europa und China im Laufe der Jahre verändert und entwickelt hat. Sie will verstehen, warum sich die chinesische Wollhandkrabbe hier bei uns in Europa so gut und so erfolgreich breit machen konnte.
Invasive Art als Bedrohung für das heimische Ökosystem
Ewers vermutet, dass die chinesische Krabbenart als blinder Passagier auf einem Tanker oder Containerschiff eingeschleppt wurden. Mittlerweile ist die invasive Art überall an den Flüssen nahe der Nordsee zu Hause. Und weil sie sich so schnell vermehrt, sei sie auch eine Bedrohung für das heimische Ökosystem. Bei ihrer Forschungsarbeit untersucht die 40-Jährige in erster Linie die Genetik der Tiere.
Schatzsammlung im Zoologischen Museum Kiel
Dazu braucht sie Proben von echten Wollhandkrabben aus den verschiedenen Dekaden. In der Museumssammlung in Kiel stehen vier Millionen Gläser mit historischen Tieren. Neben Wollhandkrabben findet man hier auch Vögel, Reptilien, Insekten und natürlich viele maritime Lebewesen, allesamt konserviert für die Nachwelt.
Christine Ewers extrahiert aus den alten und neuen Krabben Gewebeproben, um diese anschließend im Labor zu untersuchen. Aber nicht in irgendeinem beliebigen, sondern einem speziellen Hightech-Labor mitten auf dem Kieler Uni-Campus. Dort untersuchen normalerweise Mediziner potentiell infektiöses Blut und Gewebe von Patienten. Aber auch Molekularbiologen nutzen das sogenannte "Ancient-DNA-Labor", um Zähne oder Knochen von Neandertalern oder Mammuts zu untersuchen. Das Ganze unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen in puncto Sauberkeit.
Ewers ist eine von rund zehn Personen, die hier aktuell Zutritt bekommt. In den sogannten Reinsträumen des Labors extrahiert sie die DNA der Krabben. Bei der anschließenden Sequenzierung werden die einzelnen DNA-Bausteine aufgeschlüsselt. Das Ergebnis: Milliarden von Datenpunkten, die die gebürtige Pellwormerin im Anschluss aufwendig analysiert.
Was sie bereits herausgefunden hat und was sie bei ihrer Forschung antreibt, das erzählt Christine Ewers in der neuen Folge von "Mit Drift!: Lüüd mit Ideen".