Medizinisches Cannabis: Laxer Umgang mit Online-Rezepten

Stand: 03.03.2025 05:00 Uhr

Die Ärztekammer Schleswig-Holstein fordert eine Rücknahme der Cannabis-Legalisierung. Besonders kritisch sehen die Ärzte die Verschreibung von medizinischem Cannabis durch Online-Anbieter.

von Hauke von Hallern

Cannabis kann laut Ärztekammer als Medikament bei zahlreichen Erkrankungen helfen. Ihre Kritik ist aber: Online-Anbieter werden genutzt, um medizinisches Cannabis per Rezept für den Freizeitkonsum zu bekommen. Das Problem dabei: Die Online-Anbieter sitzen häufig im Ausland und arbeiten mit ausländischen Ärzten zusammen, die dann die Rezepte ausstellen. Ein persönliches Anamnesegespräch findet oft nicht statt.

NDR Schleswig-Holstein hat den Selbstversuch gemacht und bei einem Online-Anbieter medizinisches Cannabis bestellt - ohne vorher mit einem Arzt gesprochen zu haben. Die Bestellung wurde problemlos zugestellt.

Auswirkungen der Legalisierung deutlich spürbar

  • Laut dem Zentrum für Integrative Psychiatrie am UKSH Lübeck ist die Verschreibung von Cannabis-Produkten um 40 Prozent gestiegen.
  • Der Import von medizinischem Cannabis hat sich laut Bundesinstitut für Arnzeimittel und Medizinprodukte (BfArM) innerhalb eines Jahres vervierfacht.
  • Allein im vierten Quartal 2024 wurden knapp 32 Tonnen medizinisches Cannabis nach Deutschland importiert.

Ärztekammer gegen Online-Rezepte für Cannabis

Suchtmediziner des UKSH gehen davon aus, dass regelmäßiger Cannabis-Konsum bei einem Drittel der Menschen zu Suchtproblemen führt. Die Ärztekammer Schleswig-Holstein hält eine Veränderung der Verschreibungspraxis von Cannabis für notwendig.

"Die Forderung von unserer Seite an die Politik ist, dass es nicht online bestellt werden darf. Außerdem muss es vorher einen persönlichen Patienten-Arzt-Kontakt geben", erklärt Henrik Herrmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein. Es müsse zudem sichergestellt werden, dass für Cannabis nicht geworben werden dürfe. "Cannabis muss aus sicherer Quelle an Konsumenten weitergegeben werden", so Hermann.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 03.03.2025 | 19:30 Uhr

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