Lübecker Hubbrücke wohl mindestens noch über Monate gesperrt
Viele Baustellen und kaputte Brücken: Für Autofahrer ist Lübeck eine einzige Geduldsprobe. Die Hubbrücke im Norden der Hansestadt ist seit fünf Wochen gesperrt. Ein Gutachten könnte sogar ihr Ende bedeuten.
Sie ist die Anbindung an den Norden Lübecks und wird täglich von 14.000 Autos und Hunderten Fahrradfahrern genutzt. Doch seit Jahrzehnten macht der Antrieb der alten Hubbrücke Probleme - diesmal ist es der Elektromotor, der nicht mehr funktioniert.
"Wir haben den Motor auseinandergebaut, der war verdreckt", berichtet Maschinenbauer Bastian Saft: "Wir haben ihn gereinigt, jetzt ist er wieder in Ordnung." Theoretisch sei so eine Maschine für die Ewigkeit gebaut, doch die Hubbrücke kann ihren Dienst trotzdem noch nicht wieder aufnehmen.
Antrieb der Hubbrücke ist ein komplexes System
"Der E-Motor ist nur ein Teil eines relativ komplexen Systems, das die Brücke anhebt und senkt", erklärt der Leiter des zuständigen Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Ostsee, Stefan Grammann. Die Straßenbrücke wiegt 260 Tonnen, weshalb man für das Anheben nicht nur einen kleinen Elektromotor, sondern auch Hydraulik und Mechanik benötige.
Eröffnet wurde die Hubbrücke im Jahr 1900 durch Kaiser Wilhelm, seit mehr als 120 Jahren ist sie in Betrieb. "Wenn der Verschleiß zu groß wird, dann entstehen Unwuchten. Und dann ist die Gewichtsverteilung eine andere", erklärt Grammann. Die Brücke würde dann in einer Schieflage nach oben gehoben, wodurch extremere Kräfte wirkten und der Verschleiß deutlich zunehme.
"Dann kann es eben dazu kommen, dass ein Motor mal versagt oder ein hydraulisches Ventil kaputt geht", so Grammann. Jedes Bauteil sei inzwischen ein Unikat, was die Instandsetzung teuer und aufwendig mache.
Lübeck: Gutachten entscheidet über Erhalt der Brücke
Alle Teile müssen jetzt auf den Prüfstand, das bislang letzte Gutachten stammt noch aus dem Jahr 2017. In der kommenden Woche werden Experten hunderte kritische Stellen wie Ventile oder Zahnräder untersuchen, um zu sehen, ob die Brücke sicher betrieben werden kann. Kommen sie zu dem Schluss, dass das nicht mehr der Fall ist, muss laut Grammann sogar über einen Abriss und einen Neubau nachgedacht werden.
Verkehrsprobleme ziehen sich wohl noch über Monate
"Die Art der Antriebstechnik findet man nicht mehr so häufig, das ist schon etwas Besonderes", ist Grammann anzumerken, dass ihm ein Abriss nicht leicht fiele. Die Stadt habe hier ein besonderes Bauwerk, ein Stück Historie. Die Brücke steht unter Denkmalschutz. Vorerst sorgt sie aber hauptsächlich für Verkehrsprobleme - und das wohl noch mindestens für mehrere Monate.