"Letzte Generation" im Kieler Rathaus: Gespräch ohne Einigung
Zum zweiten Mal waren Vertreterinnen der Gruppe mit Oberbürgermeister Kämpfer im Gespräch. Ein Angebot des Politikers schlugen sie aus - und hoffen auf ein weiteres Gespräch.
Sie kleben sich nicht nur auf die Straße, sondern sie reden auch, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen. Drei Vertreterinnen der "Letzten Generation" waren am Donnerstag zu Besuch im Kieler Rathaus. Eingeladen hat sie zum zweiten Mal Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD), der das Gespräch als "höflich und zivil" beschreibt. Gemeinsamkeiten hätte es sonst nur bei der Auffassung gegeben, dass Klimaschutz notwendig ist und Deutschland seiner Verpflichtung beim Klimaschutz nicht gerecht wird.
Zu wenig Klimaschutz in Deutschland
Der Klimaschutz, zu dem sich die Bundesregierung selbst verpflichtet hat, geht laut Kämpfer in vielen Fällen viel zu langsam: "In dem Punkt hat die 'Letzte Generation' ja recht und das muss allen und auch mir als Oberbürgermeister Ansporn sein über demokratische Entscheidungswege dafür zu sorgen, dass wir Klimaschutz so engagiert betreiben, wie er fachlich und wissenschaftlich notwendig ist."
Eine Möglichkeit, diesem Ziel näher zu kommen, sieht die "Letzte Generation" in so genannten Gesellschaftsräten, in denen Bürgerinnen und Bürger über Klimaschutz selbst entscheiden können. Clara Trommer ist Sprecherin der Gruppe und war selbst im Rathaus dabei. "Unsere Erwartung ist, dass sich Kämpfer mit diesem Anliegen an die Bundesregierung richtet, aber das möchte er im Moment nicht."
"Radikale Ansätzen nicht denkbar"
Dabei unterstützt er die Idee grundsätzlich, aber nicht so radikal, wie es die "Letzte Generation" fordert. Kämpfer spricht davon, dass es in Frankreich einen Bürgerrat zum Thema Klimaschutz gab, der auch in Deutschland auf kommunaler oder Bundesebene sinnvoll wäre. "Die Gruppe geht über diese Forderung aber weit hinaus. Die wollen das Thema vorgeben - Klimaneutralität 2030. Das halte ich bei allem Ehrgeiz für illusionär." Außerdem würde nicht klar werden, ob der Bundestag am Ende noch selbst entscheiden würde. Das sei für Kämpfer nicht denkbar.
Kommunale Mitarbeit vorerst ausgeschlagen
Der Oberbürgermeister hat der "Letzten Generation" außerdem vorgeschlagen, auf kommunaler Ebene beim Thema Klimaschutz mitzuarbeiten. Darauf sind die Vertreterinnen der Gruppe aber nicht eingegangen. "Da haben wir doch eher festgestellt, wo sich dann die Wege trennen. [...] Aber ich hoffe immer noch, dass man einige davon auch wirklich gewinnen kann, dass sie sich dann eines Tages in Organisationen oder Parteien organisieren."
Andernfalls fürchte der SPD-Politiker, dass der Klimakampf der Gruppe immer weiter eskalieren könnte. Die Sprecherin der Bewegung, Clara Trommer, hofft indes auf ein weiteres Gespräch mit Kämpfer. Trotzdem wollten sie an ihren bisherigen Protesten und am Festkleben auf der Straße festhalten. "Wir sehen zivilen Ungehorsam als legitimes Mittel", sagt die Aktivistin auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein.