Landesschüler-Vertretung SH fordert: Sportnoten abschaffen

Stand: 13.02.2025 05:00 Uhr

Dass Sport für Kinder und Jugendliche wichtiger ist denn je, steht außer Frage. Doch Schulnoten im Sportunterricht seien eher demotivierend, findet die Landesschülervertretung. Sie fordert eine Alternative.

von Stella Kennedy

Trotz der winterlichen Temperaturen joggen an diesem Tag Menschen durch den Kieler Schrevenpark, andere werfen sich einen Frisbee zu. Ein guter Ort, um über Sport zu sprechen. Elias Görth, Landesschülersprecher der berufsbildenden Schulen Schleswig-Holsteins (LSV BS SH):

"Der eine ist vielleicht in seiner Freizeit Sportler, ist vielleicht sogar Leistungssportler. Der eine hat vielleicht auch einfach längere Beine als der andere und wenn ich soundso schnell gelaufen bin, bekomme ich eben eine bestimmte Note dafür. Das hat dann mit Entwicklung und Fairness, die da beurteilt werden soll, nicht viel zu tun."

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Elias Görth, Landesschülersprecher der berufsbildenden Schulen, fordert eine Alternative zur klassischen Sportnote.
Sportnoten: Unnötige Demütigung oder kluger Leistungsanreiz?

Das Thema "Fairness" spielt in der Diskussion um Sportnoten immer wieder eine wesentliche Rolle. Denn über die Bewertung körperlicher Fähigkeiten streiten sich nicht nur betroffene Schülerinnen und Schüler, die sich ungerecht behandelt fühlen, sondern auch Lehrkräfte. Sind klassische Zeugnisnoten fürs Laufen, Turnen und Springen eine unnötige Demütigung oder ein kluger Leistungsanreiz?

Grundlage für die Notenvergabe: Die Fachanforderungen Sport

Tobias Quensell ist einerseits Sportlehrer an einer Gemeinschaftsschule, andererseits delegierte Lehrkraft am Institut für Sportwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Ihm nach bieten die Fachanforderungen Sport, die als Grundlage für die Notenvergabe dienen, schon ausreichend viele andere Parameter - abgesehen von starren Leistungstabellen - um umfassend und fair Leistungen benoten zu können. Teamgeist, Motivation und der individuelle Lernfortschritt - all das soll in die Sportnote auch einfließen.

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Tobias Quensell ist Sportlehrer und Dozent an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er setzt auf klassische Noten im Sportunterricht.
Viele Faktoren fließen in die Note ein

Quensell argumentiert mit den Fachanforderungen und sagt, dass sich die Note aus verschiedenen Aspekten zusammensetze. Er erklärt, dass dazu die motorischen Fähigkeiten gehören, aber auch anderen Faktoren wie "Kenntnisse und Einstellungen". Zum Beispiel, ob Schülerinnen und Schüler die Regeln eines Spiels kennen und umsetzen. Ob sie wissen, wie man eine Hilfestellung gibt oder ob sie in der Lage sind, Zusammenhänge zu verstehen und in der Praxis anzuwenden. Das alles spiele eine wichtige Rolle bei der Notenbildung, so Quensell.

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"Also ich fände es unfair, wenn jetzt im Sport die Note abgeschafft wird", sagt Sportstudent Fabian Kalies
Auch angehende Sportlehrer verteidigen die Sportnote

Fabian Kalies studiert Sport auf Lehramt an der CAU. In eineinhalb Jahren ist er mit seinem Master fertig und geht für das Referendariat an eine Schule. Er freut sich darauf, als Lehrer zur arbeiten und setzt sich auch für Sportzensuren ein.

"Also ich fände es unfair, wenn jetzt im Sport die Note abgeschafft wird, aber in anderen Fächern, über die man genauso streiten könnte, sie dann aber bestehen bleibt. Allein aus dem Fairnessgedanken, wenn Kinder talentiert sind im Sport, ist es natürlich schön für die, dass sie dann durch eine Note auch eine Bestätigung bekommen"

Schülervertretung SH: "Noten sind keine gerechte und angemessene Form der Leistungsbeurteilung"

Im Grundsatzprogramm der Landesschülervertretung der berufsbildenden Schulen heißt es: "Noten sind keine gerechte und angemessene Form der Leistungsbeurteilung in Schule. Die LSV BS SH fordert deshalb die Abschaffung der klassischen Schulnoten und die Einführung einer Form der Leistungsbeurteilung, die Vergleichbarkeit sicherstellt und gleichzeitig die individuellen Stärken und Schwächen der Schüler*innen ausreichend berücksichtigt." Elias Görth führt aus: "Zwar sollen Engagement, Fairness und Entwicklung als Unterrichtsbeteiligung auch bewertet werden, das hilft aber bei Leichtathletik nicht", so der 20-Jährige. Der Landesschülersprecher bringt es auf den Punkt: "Schülerinnen und Schüler mit geeigneteren körperlichen Voraussetzungen wie Größe beispielsweise, laufen einfach schneller oder springen weiter als andere und bekommen somit die bessere Note, egal wie engagiert oder fair andere sind."

Am Ende zählt das Ziel: Die Lust am Sport

Im Schrevenpark steckt Elias Görth die Hände in die Jackentaschen, um sie vor der Kälte zu schützen. Trotz der Temperaturen herrscht hier reges Treiben. Wer heute draußen Sport treibt, hat sich offenbar auch in der Schulzeit nicht von einer Note abschrecken lassen. Und genau das sollte das Ziel des Schulsports sein: Kinder und Jugendliche langfristig dazu zu motivieren, sich zu bewegen.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 13.02.2025 | 19:30 Uhr

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