Schülerrat MV will Noten im Sportunterricht erst ab Klasse 8
Sportunterricht in der bisherigen Form sorgt nach Ansicht der Schülervertretung von Mecklenburg-Vorpommern eher für Frust, anstatt Lust an der körperlichen Betätigung zu wecken.
Der Landesschülerrat hat deutliche Kritik am Schulsport in Mecklenburg-Vorpommern geäußert. "Wir müssen endlich aufhören, Schüler für ihre körperlichen Voraussetzungen zu bestrafen. Der Sportunterricht sollte motivieren und nicht abschrecken", mahnt der Vorsitzende des Gremiums, Felix Wizowsky. Doch das derzeitige Benotungssystem demotiviere viele Schüler. Jugendliche empfänden den Sportunterricht häufig als Belastung und nicht als Chance. "Ich sehe immer wieder Schüler, die sich Krankschreibungen besorgen, um nicht am Unterricht teilnehmen zu müssen." Die Bewertungssysteme seien unfair, da sie standardisierten Leistungskriterien folgten, individuelle körperliche Voraussetzungen aber nicht berücksichtigten. Wer von Natur aus beweglicher oder größer sei, habe es etwa beim Hochsprung leichter, gute Noten zu erreichen.
Schülerrat: Verzicht auf Sport-Noten bis Klasse 8
Der Landesschülerrat spricht sich daher dafür aus, bis zur Klasse 8 keine Sport-Noten zu vergeben. Stattdessen solle es eine schriftliche Beurteilung geben, die Einsatzbereitschaft, Teamfähigkeit und persönliche Fortschritte würdigt. In den folgenden Klassenstufen solle neben der körperlichen Leistung auch die Entwicklung in die Benotung einfließen. Flexible Unterrichtskonzepte sollten zudem für mehr Wahlmöglichkeiten und abwechslungsreiche Sportangebote sorgen.
Sportwissenschaftlerin: Mehr Spaß beim Sportunterricht
Reformen fordert auch die Sportwissenschaft. "Im Sportunterricht darf nicht eindimensional nur der Istzustand der Leistung eines Schülers erhoben werden. Es muss vor allem die Begeisterung für den Sport geweckt und gefördert werden. Spaß ist dafür der Türöffner", sagt Christiane Stuhr vom Sportwissenschaftlichen Institut der Universität Rostock. Die Realität sei indes ernüchternd. In einer Befragung von knapp 500 Siebtklässlern zum Sportunterricht hätten nur wenige von schönen Momenten berichtet. "Sehr häufig fielen hingegen Worte wie ‚demütigend‘ oder ‚Müll‘", konstatiert Stuhr.