Ein Fliegenpilz wächst auf einer grünen Wiese. © marshi / photocase.de Foto: marshi / photocase.de

Kolumne: Die fünf Dinge, die wir 2025 ändern sollten

Stand: 01.01.2025 06:00 Uhr

Laut einer NDR-Umfrage setzt sich die Mehrheit der Norddeutschen keine konkreten Ziele fürs neue Jahr. Dennoch spricht nichts dagegen, bei sich selbst 'Inventur' zu machen, findet unsere Kolumnistin.

von Stella Kennedy

Leicht fett gefressen, leicht melancholisch, wieder ein Jahr um und dann die Aussicht auf einen grauen Januar - so ungefähr fühle ich mich nach den Feiertagen. Und wenn ich mich so umblicke, bin ich damit nicht allein. Eventuell auch ein Grund, warum es so viel Sinn ergibt, sich zum Jahreswechsel Vorsätze zu machen. Man kennt es: Nie ist man motivierter, keinen Alkohol mehr zu trinken, wie nach einem Kater. Nie fällt es einem leichter zu sagen: "Ab jetzt leb' ich gesund", wie nach dem gottlosen Gelage der Feiertage. Nie braucht man den Ausblick auf sonnigere, bessere Zeiten heftiger als jetzt. Doch während viele Vorsätze schnell verpuffen, schlage ich vor, diesmal einen etwas anderen Weg zu gehen...

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Die fünf Dinge...

Vor über einem Jahrzehnt eroberte ein autobiografischer Roman die Bestsellerlisten und die Herzen vieler Leserinnen und Leser - auch meines. Das Buch "5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen" der australischen Palliativpflegerin Bronnie Ware hat mich tief berührt. Wenn ich Sie und mich mit diesem Text zum Jahreswechsel dazu anregen möchte, einmal eine 'Lebens-Inventur' zu machen, dann vielleicht entlang der "5 Dinge", die Bronnie damals identifizierte. Diese erscheinen mir deutlich nachhaltiger als die klassischen Vorsätze wie 'mehr Sport' oder 'weniger Handy'.

1. Mutig das eigene Leben leben!

"Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben" - dieses Bedauern äußern wohl viele Menschen kurz vor ihrem Tod, berichtet Bronnie Ware. Sie leben ihr Leben meist im Einklang mit den Erwartungen anderer: heiraten, Kinder bekommen, sich mit Situationen arrangieren, die sie unglücklich machen. Oft würde jahrelang in einem Zustand der Selbstaufopferung gelebt, ohne die eigenen Wünsche zu verfolgen. Viele ihrer Patienten erkennen erst zu spät, wie sehr sie sich von den Vorstellungen anderer geleitet hätten. Sie bereuen darum, nicht den Mut gehabt zu haben, ihre eigenen Träume zu verwirklichen. Dabei ist es dafür nie zu spät!

2. Arbeit ist nicht das Wichtigste!

"Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet" - die Autorin beschreibt, wie viele ihrer Patienten, vor allem die männlichen, Karriere und Erfolg über alles andere gestellt hätten. Kurz vor ihrem Tod würden die meisten dann sehr bedauern, dabei wichtige Beziehungen und persönliche Wünsche vernachlässigt zu haben. Sie hätten alle zu viel gearbeitet und zu wenig gelebt - aus Angst, nicht genug zu verdienen oder um der Karriere willen. Dabei hätten sie das Wesentliche aus den Augen verloren: das Leben selbst. Ihr Patient John zum Beispiel arbeitet hart, in der Rente will er dann endlich mit seiner Frau Margaret reisen. Doch als es endlich soweit ist, stirbt sie.

3. Gefühle nicht länger unterdrücken!

"Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken." Diese Erkenntnis hört Bronnie Ware oft von ihren Patienten in der Sterbebegleitung. Viele bereuen, ihre Emotionen aus Angst vor Konflikten oder zur Wahrung von Harmonie unterdrückt zu haben. Laut Ware führt dies häufig dazu, dass Menschen ein weniger erfüllendes Leben führen, als es möglich gewesen wäre. Sie vermutet sogar, dass diese innere Spannung über die Jahre die Entstehung von Krankheiten begünstigt hat. "Ich hätte mir gewünscht, dass meine Familie mich wirklich gekannt hätte", sagt einmal ein Patient eindrücklich zu ihr.

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4. Zeit in Freundschaften investieren!

"Ich wünschte mir, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten." Dieser Wunsch wird der Australierin oft anvertraut. Viele bereuen, ihre Freundschaften über die Jahre vernachlässigt zu haben - sei es, weil das Leben dazwischengekommen ist oder weil sie andere Prioritäten gesetzt haben. Beziehungen, die einst eng waren, schlafen ein, und die Möglichkeit, sie wiederzubeleben, ist oft unwiederbringlich verloren. "Jeder vermisst seine Freunde, wenn er stirbt", fasst Ware die Erfahrungen ihrer Patienten zusammen.

5. Sich erlauben, glücklich zu sein!

"Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein." Auch diese Einsicht hört Bronnie Ware oft von Sterbenden. Viele bereuen, ihr Leben von alten Mustern und den Erwartungen anderer bestimmen lassen zu haben, statt ihr eigenes Glück zu suchen. Erst kurz vor dem Ende erkennen sie, dass sie die Freiheit gehabt hätten, anders zu wählen - eine Erkenntnis, die oft zu spät kommt. Doch nicht alle hätten Bedauern gehegt. Ware berichtet, dass es auch Menschen gegeben habe, die ohne Reue gestorben seien und mit einem Lächeln gegangen seien. Diese Erfahrungen hätten sie dazu bewegt, ihr eigenes Leben zu hinterfragen und zu verändern. Auch sie habe rückblickend erkannt, dass sie sich lange Zeit so verhalten habe, wie es von ihr erwartet worden sei.

Und die Moral von der Geschicht'...

...verschwend' dein Leben nicht! Das weiß ich noch, war mein Gefühl, nachdem ich damals das Buch fertig gelesen hatte. Ich glaube, jeder, der sich mal einen radikal ehrlichen Blick auf sein eigenes Leben erlaubt, spürt, wie sehr uns alte Muster und bequeme Gewohnheiten umgeben. Gerade darum finde ich Bronnie Wares Arbeit so wertvoll, weil sie einen motiviert, frühzeitig innezuhalten und das eigene Leben bewusst zu gestalten - bevor es zu spät ist. Dabei ist es völlig egal, ob man jung ist oder glaubt, die 'besten Tage' seien vorbei! Mit diesen Worten wünsche ich Ihnen und mir ein erfülltes 2025, in dem wir uns aus ganzem Herzen erlauben, bedingungslos wir selbst und bis ins Innerste erfüllt zu sein.

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