Ein Mann lehnt seinen Kopf an eine Wand. © fotolia.com Foto: Paolese

"Vorsätze - Wir sollten barmherzig mit uns selbst sein"

Stand: 05.03.2024 11:00 Uhr

Mehr Sport, gesünder essen: Viele Menschen nehmen sich fürs neue Jahr gute Vorsätze vor. Allerdings halten nicht alle durch, viele fallen in alte Verhaltensmuster zurück - was zutiefst menschlich ist.

von Pastor Holger Beermann

Gehören Sie auch zu denen, die ihre guten Vorsätze zur Jahreswende nun nach zwei Monaten schon wieder verworfen haben? Haben Sie doch wieder zu den Süßigkeiten gegriffen? Wenn Sie zwar im Januar eifrig eine Jahresmitgliedschaft im Sportverein abgeschlossen haben, aber nun nach acht Wochen merken, so wahnsinnig oft war ich gar nicht da: Dann sind Sie mir ausgesprochen sympathisch! Denn Sie sind zutiefst menschlich.

Menschen sind nun mal keine Maschinen

Wir müssen das einsehen. Ich sag's mal mit der Bibel: "Wir bringen es zwar fertig, uns das Gute vorzunehmen; aber wir sind zu schwach, es auszuführen." (Römer 7,18) Wahrscheinlich ist das so. Das macht uns Menschen eben aus. Würden wir immer und jederzeit unserem selbst gesetzten Programm folgen können, wären wir wahrscheinlich so etwas wie Maschinen. Auch nicht schön, oder?

Großer Zeitraum lässt schnell an eignen Kräften zweifeln

Die Konsequenz daraus ist für mich: locker bleiben. Und ich gewinne daraus auch eine Erkenntnis. Wenn ich mir etwas vornehme, muss ich es nach meiner Erfahrung "für heute" tun. Nur für heute. Und nicht für heute und für alle Ewigkeit. Denn "für alle Ewigkeit" oder "in Zukunft" sind Formulierungen, die mich ziemlich schnell an den eigenen Kräften zweifeln lassen können. Rasch beschleicht mich das Gefühl: "Das schaffe ich wahrscheinlich sowieso nicht."

"Unser Leben ist schon anspruchsvoll genug"

Ich glaube, wir dürfen uns nicht dauernd überfordern. Vor allen Dingen nicht mit zu hohen Selbstansprüchen. Unser Leben ist schon anspruchsvoll genug. Verlangt uns oft mehr als zu viel ab. Deshalb sollten wir auch barmherzig mit uns selbst sein. Ich bin davon überzeugt, ein liebevoller Blick auf uns selbst strahlt aus in unseren Alltag. Den ewig nörgelnden Arbeitskollegen für den Rest der Berufstätigkeit netter behandeln, geht das? Schwierig. Aber ihn für heute annehmen und mit Humor be-gegnen - das könnte doch klappen.

"Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage", sagt die Bibel. (Matthäus 6,34) Also, jeder Tag fordert genug von uns. Lassen wir das mit den Vorsätzen für die Zukunft. Aber den heutigen Tag haben wir im Blick und können wir gestalten.

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Eine junge Frau sitzt auf einer grünen Wiese und streckt die Arme von sich © Panthermedia Foto: evgenyataman

Kolumne: "Glücklich ohne Vorsätze"

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 05.03.2023 | 10:40 Uhr

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