Eine junge Frau sitzt auf einer grünen Wiese und streckt die Arme von sich © Panthermedia Foto: evgenyataman

Kolumne: "Glücklich ohne Vorsätze"

Stand: 14.01.2024 07:30 Uhr

Mehr Sport und gesunde Ernährung sind von gestern. Die wirklich anspruchsvollen Vorsätze gehen in Richtung: mehr Achtsamkeit, liebevoller mit mir und den anderen sein, geduldiger werden, mein Umfeld oder meine Partnerschaft neugestalten.

von Pastorin Susanne Richter

Selbstverständlich musste ich mir beim Jahreswechsel auch die Frage gefallen lassen, welche Vorsätze ich denn für 2024 habe. Aus einem Reflex heraus habe ich mal meine Kinder im Grundschulalter gefragt, was die sich denn vorgenommen haben. Beide haben mich mit großen Augen angeguckt: "Nix, wieso denn?" Mich hat das spontan überzeugt und ich habe mich ihnen angeschlossen.

Selbstverständlich ist vieles an meinem Charakter verbesserungswürdig, fragen Sie mal meinen Mann. An meinen konkreten Verhaltensweisen habe ich inzwischen einiges rumgeschraubt. Ich bin schon länger über 40 und da weiß man langsam, was man unterlassen muss, damit es nicht permanent knallt mit seinen Mitmenschen. Ja, ich habe an mir gearbeitet und bin "stets bemüht". Aber mal der Realitätscheck: Reichlich viel ist und bleibt bei mir unbewusst-unausgegoren und ich sag's mal theologisch - erlösungsbedürftig.

"Ich würde gerne einfach mal wieder sein"

Susanne Richter © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka
Radiopastorin Susanne Richter hat die guten Vorsätze für das neue Jahr jetzt schon aufgegeben und lebt seitdem richtig vergnügt.

Es wäre also ein Leichtes, eine kleine charakterliche To-do-Vorsätze-Liste zu erstellen. Also, allein vom Bedarf her gedacht. Ich habe aber einfach keine Lust mehr. Mein Wunsch: Ich würde gerne einfach mal wieder sein. Weg vom ständigen Planen, Korrigieren und um mich selbst Kreisen. In der buddhistischen Tradition wird der Zustand von "nichts mehr wollen" als eine Befreiung gefeiert. In diesem Moment, als ich mich gegen Vorsätze für 2024 entscheide, kann ich erahnen, was das heißen könnte. Und bin richtig vergnügt. Wie meine Kinder, die einfach gucken, was kommt, und sich darauf freuen. Weil sie selbstverständlich darauf vertrauen, dass es schon gut werden wird. Sie werden geliebt, wissen, was sie können und wenn sie Hilfe brauchen, kommt die auch immer irgendwie.

Ich sage mir jetzt: Wichtiges wird schon wachsen oder heilen - so Gott will und gute Ideen werden kommen. Was ich hoffe, ist, dass ich wacher bin ohne diese ganzen Vorsätze. Denn, vielleicht begegnet mir Gott im neuen Jahr. Wäre doch schön, wenn ich das mitkriege.

Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Regelmäßig vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 14.01.2024 | 07:30 Uhr

Ein Herz, Kreuz und Anker aus Silber vor blauem Hintergrund © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka

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