Klinikum Itzehoe: Versorgung aller Frühchen vorerst gesichert
Ende 2023 wurde der Frühchchenstation des Klinikums Itzehoe die höchste Versorgungsstufe aberkannt. Das Klinikum klagt dagegen. Nach einem Eilantrag vor Gericht gibt es jetzt zumindest bis zur endgültigen Entscheidung Sicherheit.
Manche der Kinder kommen drei Monate zu früh zur Welt und wiegen keine 800 Gramm: 15 bis 20 solcher extremen Frühchen hat das Klinikum Itzehoe in der Vergangenheit pro Jahr behandelt. Weil die gesetzliche Mindestmenge für die dafür notwendige höchste Versorgungsstufe gestiegen ist, reicht diese Fallzahl nicht mehr aus. Die Krankenkassen erkannten der Frühchenstation deshalb den sogenannten Level-1-Status Ende vergangenen Jahres ab.
Gericht: Klinik darf alle Frühchen behandeln
Seitdem klagt die Klinik gegen diese Entscheidung und konnte jetzt einen kleinen Erfolg vor dem Sozialgericht in Itzehoe (Kreis Steinburg) feiern: Das Gericht gab einem Eilantrag statt und entschied, dass die Klinik bis zu einer endgültigen Entscheidung das Level behält. Damit darf es alle Frühchen jederzeit und vollumfänglich behandeln, also auch sehr früh geborene Kinder mit einem Geburtsgewicht von unter 1.250 Gramm, sowie Schwangere, bei denen so eine sehr frühe Frühgeburt droht. Das teilte das Klinikum in einer Erklärung mit.
Genau genommen war der Klinik die Behandlung nach der Aberkennung nicht verboten. Allerdings konnte sie mit der Übernahme der hohen Kosten durch die Kassen lediglich bei Notfällen rechnen. Mit der Entscheidung des Gerichts ist jetzt gesichert, dass betroffene Frauen und Kinder vorerst weiter in Itzehoe behandelt werden und nicht aus Kostengründen abgelehnt werden. Aktuell werden fünf Kinder mit einem Geburtsgewicht von unter 1.250 Gramm in Itzehoe behandelt, heißt es in der Erklärung.
Chefarzt: Gesamte Kindermedizin in Gefahr
Dr. Georg Hillebrand, der ärztliche Direktor und Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Itzehoe, weist in der Pressemitteilung darauf hin, dass damit noch keine Entscheidung über den Status getroffen sei. Der Mediziner fordert unabhängig davon, die Versorgungsstruktur von Frühgeborenen und Risikoschwangeren in Schleswig-Holstein grundsätzlich neu zu organisieren.
Dem Chefarzt geht es dabei nicht nur darum, die Frühchenversorgung im ländlichen Raum zu sichern. Er sieht die Kindermedizin in Itzehoe grundsätzlich in Gefahr, sollte das Klinikum den Level-1-Status verlieren. Mit der Versorgung extremer Frühchen nimmt die Kinderklinik viel Geld ein und kann Strukturen vorhalten, von denen auch viele andere Kinder profitieren, hatte Hillebrand NDR Schleswig-Holstein bereits im Februar erklärt.