Klinik Bad Oldesloe: Asklepios plant Neuausrichtung
Wochenlang brodelte die Gerüchteküche in Bad Oldesloe: Wird die chirurgische Station der Asklepios-Klinik dichtgemacht? Jetzt hat der Konzern bestätigt: Das Krankenhaus soll eine Neuausrichtung bekommen.
Mehrere Wochen ist es her, dass sich Beschäftigte des Krankenhauses zu Wort gemeldet hatten. In einer Sitzung des Stormarner Sozial- und Gesundheitsausschusses hatten sie die Befürchtung geäußert, die Geschäftsführung könnte die chirurgische Station schließen. In der darauffolgenden Zeit mehrten sich die Gerüchte um die Zukunft der Abteilung - auch weil Asklepios sie nicht dementierte. Auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein schrieb ein Unternehmenssprecher lediglich: "Wir beteiligen uns grundsätzlich nicht an Spekulationen."
Spezialisierung auf Geriatrie und Kardiologie
Nun hat das Unternehmen sein Schweigen gebrochen und sich öffentlich zu seinen Plänen geäußert. Asklepios-Regionalgeschäftsführer Guido Lenz sagte NDR Schleswig-Holstein: "Es geht um eine strukturelle Änderung, die wir in Bad Oldesloe durchführen."
Konkret bedeutet das laut Lenz: Die Geriatrie und die Kardiologie in der Klinik sollen ausgebaut werden. Die stationäre Chirurgie soll es dagegen in ihrer jetzigen Form nicht mehr geben. "Wir werden das ambulante Angebot stark ausbauen, auch mit ambulanten Operationen."
Nur 750 Fälle pro Jahr in der Chirurgie
Der Regionalgeschäftsführer verweist darauf, dass viele Patientinnen und Patienten aus der Region ohnehin andere Krankenhäuser für chirurgische Behandlungen aufsuchen würden. Die Chirurgie in Bad Oldesloe komme in diesem Jahr nur auf 750 Fälle. Angesichts dieser Fallzahlen ergebe es "keinen Sinn, hier ein Leistungsangebot offen zu halten".
Lenz bezieht sich in diesem Zusammenhang auch auf die Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Diese sieht unter anderem vor, dass sich Krankenhäuser stärker auf bestimmte Fachbereiche spezialisieren und nicht mehr alle Fachbereiche abdecken. Der Asklepios-Manager sagt dazu: "Wir müssen uns als kleines Krankenhaus an die kommenden Rahmenbedingungen anpassen."
Hinzu komme, dass die Klinik in Bad Oldesloe tief in den roten Zahlen stecke. In diesem Jahr beträgt der Verlust demnach drei Millionen Euro. "Wir können nicht ewig große Millionenbeträge aus dem Konzern nach Bad Oldesloe transferieren", meint Lenz.
Befürchtung: Rettungswagen müssten länger fahren
Die Absicht des Konzerns löst beim Vorsitzenden des Sozial- und Gesundheitsausschusses im Kreis Stormarn, Gerd Prüfer (SPD), gemischte Gefühle aus. Er sagt, er habe Verständnis dafür, dass das Krankenhaus eine Neuausrichtung bekommen solle, um wirtschaftlicher zu arbeiten. "Das Wichtigste ist für mich erstmal, dass die Klinik nicht geschlossen wird."
Er zeigte sich aber besorgt, dass Rettungswagen künftig deutlich weitere Wege zurücklegen müssten, wenn Asklepios seine Pläne umsetzen sollte. Denn wenn die chirurgische Station tatsächlich geschlossen werden sollte, könnte sich das auf die Notaufnahme in der Klinik auswirken. Dort könnten chirurgische Behandlungen dann nicht mehr durchgeführt werden, so die Befürchtung des Kreispolitikers.
Konkret hieße das laut Prüfer: Krankenwagen müssten bei akuten chirurgischen Notfällen statt nach Bad Oldesloe bis nach Hamburg, Lübeck oder Bad Segeberg fahren - und wären länger pro Einsatz gebunden. Um an die vorgeschriebenen Rettungszeiten heranzukommen, bräuchte es folglich mehr Personal und Fahrzeuge, erklärt Prüfer. "Das ist meine größte Sorge."
Asklepios will Pläne mit Landesregierung absprechen
Der Geschäftsführer der Rettungsdienstgesellschaften im Kreis Stormarn, Ralf Timmermann, liefert dazu ein Rechenbeispiel: Ein Krankenwagen, der einen Patienten innerhalb von Bad Oldesloe zum örtlichen Krankenhaus fahre, brauche dafür durchschnittlich zehn bis zwölf Minuten pro Weg. Bei einer Fahrt nach Lübeck seien es 37 Minuten - also rund dreimal so viel. "Das ist schon ein deutlicher Zeitunterschied", sagt Timmermann.
Wie es mit der chirurgischen Station weitergeht, könnte sich bald entscheiden. Am 21. November will Asklepios seine Pläne mit der Landesregierung abstimmen. Klar ist: Sollte die Station schließen, stünde sie in einer Reihe mit zahlreichen weiteren Krankenhaus-Abteilungen im Land, die in den vergangenen Jahren dichtgemacht wurden. Insbesondere Geburtsstationen waren von den Schließungen betroffen - etwa in Henstedt-Ulzburg, Ratzeburg und Eckernförde.