Klimaforscher Latif: "Point of no return" noch nicht erreicht
Der Punkt, an dem der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten ist, ist laut des Kieler Klimaforschers Mojib Latif noch nicht erreicht. Damit reagiert er auf die jüngste Aussage von UN-Generalsektretär António Guterres, dass der Klimawandel außer Kontrolle ist.
Die Warnung des UN-Generalsekretärs klingt fatal. Laut ihm ist der Klimawandel nun "außer Kontrolle". Der Kieler Wissenschaftler Mojib Latif schätzt die Lage weniger dramatisch ein. Trotz erschreckender Nachrichten über immer häufigere Hitzewellen, Waldbrände und Unwetter hält er den Kampf gegen die Erderwärmung nicht für aussichtslos. "In der Wissenschaft geht man davon aus, dass der "Point of no return" noch nicht erreicht ist", sagte der Klimaforscher der Deutschen Presseagentur. Noch gebe es ein Zeitfenster, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen und damit das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, so Latif.
Guterres Aussage bezieht sich auf die Rechnung des Weltklimarats IPCC, nach der bis 2030 48 Prozent weniger klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen werden müssten als 2019, um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen. Bis 2040 müssten die Emissionen sogar um 80 Prozent sinken.
Latif will nicht verharmlosen
Verharmlosen will Latif die aktuelle Lage allerdings nicht. "Die Auswirkungen wie Hitze, Dürre und Starkregen sind bereits in vielen Regionen der Erde katastrophal." Die Erwärmung des Planeten beträgt schon etwa 1,1 Grad, in Deutschland sogar 1,6 Grad. Besonderen Fokus im Kampf gegen den Klimawandel legt Latif auf den Schutz der Meere. Denn durch Erwärmung der Meere bestehe die Gefahr, dass weniger CO2 im Wasser gebunden werde, "mit der Folge einer sich beschleunigenden globalen Erwärmung."
"Es gibt Grenzen der Anpassungsfähigkeit"
Erst kürzlich hatte Latif darauf hingewiesen, dass sich Deutschlands Gesellschaft und Wirtschaft nicht an eine zwei bis drei Grad wärmere Welt anpassen könne. "Das ist ein riesengroßer Irrtum. Es gibt Grenzen der Anpassungsfähigkeit", sagte Latif der dpa. "Wie will man sich an Temperaturen von deutlich über 40 Grad anpassen, wie auf häufigere sintflutartige Niederschläge? Wie soll eine Landwirtschaft ohne Regen auskommen?" Denn durch mehr Verdunstungen aufgrund höherer Temperaturen, würden Wetterextreme häufiger und intensiver.
Jede Tat hilft im Kampf gegen die Erderwärmung
Letztendlich sei der Klimawandel ein globales Problem, so Latif. Doch auch jeder Einzelne könne, je nach seiner Lebenssituation, etwas gegen die Erderwärmung tun, sagte Latif im Interview mit NDR Schleswig-Holstein. Energiesparen sei das A und O und mit Verschwendung aufzuhören. Laut Latif wird ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen. Somit geht es nach seinen Worten nicht immer um Verzicht sondern darum, mit der Verschwendung aufzuhören. "Wir können tatsächlich unseren Wohlstand behalten und trotzdem ambitionierten Klimaschutz betreiben."