Kiel: Fastenbrechen in der Habib-Moschee
Vor knapp 20 Jahren baute die Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde die erste Moschee mit Minarett in Kiel. Am Donnerstag hat sie erstmalig zum gemeinsamen Fastenbrechen eingeladen. Wer steckt hinter der Religionsgemeinschaft, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen in Deutschland feiert?
An einer Seitenstraße gelegen, geschützt hinter einem Zaun, erhebt sich die Habib-Moschee mit ihrem Minarett in Form von zwei runden Türmen. Wenige Tage vor dem offiziellen Iftar-Empfang, an dem Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU) sowie Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) teilnahmen, ist es ruhig um das Gebäude.
Im Eingangsbereich verraten nur die vielen Paar Schuhe auf dem Boden, dass sich Gläubige zum Gebet versammelt haben. Weit geht der Blick in den großen, mit rotem Teppich ausgelegten und mit Säulen gespickten Gebetsraum. Es ist Zeit für das Mittagsgebet - "Zohar". Die Gläubigen stehen oder knien in zwei Reihen. Sie beten in Richtung Mekka. Ihr spirituelles Oberhaupt: Ein Kalif, der sein theologisches Manifest mit den Worten "Liebe für alle, Hass für keinen" zusammenfasst.
"Wichtiger Gesprächspartner im Dialog mit den anderen muslimischen Verbänden"
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde (AMJ) gilt nach innen als wertkonservativ, nach außen aber als liberal und offen. Mit mehr als 1.500 Mitgliedern in acht Gemeinden in Schleswig-Holstein gehört sie zu den vier großen muslimischen Verbänden im Land. Immer wieder ist sie auch in Kontakt mit der Landesregierung. Im vergangenen Januar warb Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nach dem Jahresempfang anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Ahmadiyya-Gemeinden in Deutschland für einen "interreligiösen Dialog im Norden". In einer Pressemitteilung lobte er die Religionsgemeinschaft, die für die Landesregierung "ein wichtiger Gesprächspartner im Dialog mit den anderen muslimischen Verbänden" sei.
"Offen für alle"
Der Imam, ein junger Mann, der nach dem Mittagsgebet freundlich aus dem Gebetsraum tritt und einen auffordert, sich in Ruhe umzuschauen - heißt Hasib Ahmad Ghaman. Er leitet das Gebet und ist das religiöse Oberhaupt der rund 300-köpfigen Kieler Gemeinde. Seine Moschee feiert im kommenden Jahr 20-jähriges Bestehen. Finanziert allein aus Gemeindespenden, ganz ohne öffentliche Förderung, war sie in Kiel lange das erste und einzige islamische Gotteshaus mit einem Minarett, so Ghaman.
Sieben Jahre studierte der 30-Jährige islamische Theologie im südhessischen Riedstadt. Wie alle seine Amtskollegen hierzulande predigt er ausschließlich in deutscher Sprache. Sie seien offen für alle, sagt Ghaman und betont, dass auch Nicht-Mitglieder jederzeit eingeladen seien, sich ein Bild seiner friedlichen Gemeinde zu machen. Am Donnerstagabend sei ein perfekter Zeitpunkt dafür, betont er.
Nach dem gemeinsamen Ramadan-Gebet beginnt das Fastenbrechen
Das Fasten ist eine der fünf Säulen des Islam und ein zentrales Element des Glaubens von weltweit 1,6 Milliarden Muslimen. Allein in Deutschland heißt es für über fünf Millionen gläubige Muslime während des Fastenmonats Ramadan und - ganz wichtig - so lange die Sonne scheint: nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen und kein Geschlechtsverkehr. Kinder, schwangere Frauen sowie alte und kranke Menschen dürfen aber essen und trinken.
Deswegen gehört das Fastenbrechen Iftar am Ende des Tages zu einem Höhepunkt im Leben der Muslime. So wie am Donnerstag: Nach dem gemeinsamen Ramadan-Gebet wurde auch in der Habib-Moschee in Kiel zusammen gegessen. Schuhe aus und auf den roten Teppich hieß es da nicht nur für Kristina Herbst und Ulf Kämpfer, sondern auch für die 200 anderen geladenen Gäste.