Ramadan 2023: Gedrückte Stimmung nach Erdbebenkatastrophe
Der Ramadan hat begonnen. Doch das Erdbeben in der Türkei und Syrien überschattet den Fastenmonat in vielen Famlien. Annett Abdel-Rahman hat sich Gedanken über diesen besonderen Ramadan gemacht.
Nicht mal Wasser? Diese Frage ist mittlerweile unter Muslimen ein Running Gag, sie ist wahrscheinlich die Frage, die ihnen von Kolleginnen und Kollegen oder Lehrkräften an Schulen am meisten gestellt wird, wenn der Fastenmonat Ramadan beginnt. Und das ist nun wieder der Fall, der Ramadan hat begonnen. Vom Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang am Abend wird nicht gegessen und getrunken. Und nein, nicht einmal Wasser. Das Fastengebot gilt nur für Menschen, die alt genug, gesund und verständig sind. Kinder sind von der Pflicht zu fasten ebenso befreit wie Kranke, Schwangere und Reisende.
Fasten: Ein Gottesdienst, den niemand sieht
Ramadan bedeutet jedoch viel mehr als der Verzicht auf Essen und Trinken. Zum Fasten gehört auch, nicht zu streiten, sich nicht schlecht zu benehmen und über sich und das Leben zu reflektieren. Es ist die Zeit für eine besondere spirituelle Verbindung zu Allah, zu Gott. Denn das Spannende am Fasten ist, dass es ein Gottesdienst ist, den niemand sieht oder kontrollieren kann. So lautet ein Ausspruch des Propheten Muhammad: "Allah, der Erhabene sagte: 'Jede Handlung des Menschen ist für ihn bestimmt, außer die des rituellen Fastens, die ist für mich bestimmt, und ich belohne sie.'"
Zum Ramadan gratulieren
Ist die Sonne untergegangen, wird das Fasten mit Datteln und Wasser gebrochen, dann wird gebetet und eine normale Mahlzeit gegessen. Morgens, vor Beginn der Morgendämmerung, stehen viele Muslime extra auf und essen noch eine Kleinigkeit, bevor das Fasten tagsüber wieder beginnt. Sie sind daran gewöhnt, in diesem Monat nachts zu essen und zu trinken und stellen sich darauf ein. Aber natürlich ist so ein Fastentag auch sehr anstrengend, die Konzentration und die körperliche Kraft können schneller nachlassen, als das sonst der Fall ist. Ramadan ist ein sehr gemeinschaftlicher Monat, Familie und Freunde werden zum Essen eingeladen, man trifft sich in der Moschee und betet gemeinsam, viele spenden Geld an Bedürftige.
Für Kinder und Jugendliche in der Schule kann der Ramadan eine besondere Herausforderung darstellen, denn natürlich macht das Fasten müde und unkonzentriert. Es verdient Anerkennung, zu sehen, wie diszipliniert und ausdauernd viele junge Muslime den Ramadan verbringen. Diese Anerkennung kann jeder von uns zeigen, indem man zum Ramadan gratuliert oder interessiert nachfragt.
Erdbebenkatastrophe überschattet Fastenmonat
In diesem Jahr wird der Ramadan sicherlich etwas stillerer werden: Das verheerende Erdbeben in der Türkei und in Syrien betrifft viele Muslime. Fast alle muslimischen Familien mit Verbindungen zur Türkei und nach Syrien haben jemanden verloren, Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn. Viele wissen, dass es den Ort, den sie jedes Jahr im Sommerurlaub besuchen, so nicht mehr gibt. Muslimen mit Familien in Syrien geht es ähnlich, sie fühlen sich jedoch noch hilfloser: Sie wissen, dass es ihren Angehörigen schlecht geht, dass sie nicht mal ein Zelt zum Übernachten haben und sie können fast nichts tun.
Für Kinder und Jugendliche bedeutet das, dass der Ramadan leiser sein wird, dass ihren Familien vielleicht gar nicht zum Feiern zumute ist, weil sie an die Verstorbenen denken oder sich Sorgen machen um die, die noch vor Ort sind.
Ich möchte ermutigen, jetzt, da die Medienberichte weniger werden, Muslime anzusprechen, zum Ramadan zu gratulieren und bei den Betroffenen nachzufragen, wie es der Familie, den Freunden in der Türkei oder in Syrien geht. Ein Moment des Zuhörens und der Anteilnahme, auch Wochen nach dem Unglück, löst sicher kein Problem, aber er vermittelt Empathie und Mitgefühl.
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