Inflation verstärkt Armut in Schleswig-Holstein
Die gestiegenen Preise für Lebensmittel, Strom und Gas treffen vor allem die Menschen, die ohnehin oft wenig haben. Dazu gehören auch Auszubildende und Rentner.
Jan Fischer möchte erwachsen werden, unabhängig sein. Der 19-Jährige macht gerade seine Ausbildung zum Dachdecker. Nach Abzug der Miete bleiben ihm noch 280 Euro im Monat. Bei den steigenden Preisen reicht das nicht, deshalb unterstützen ihn seine Eltern. "Das ist schon ein bisschen peinlich. Man möchte eigentlich erwachsen werden in meinem Alter und dann muss man immer seine Eltern fragen, ob die einem was leihen", sagt er.
Fünf Euro am Tag für Lebensmittel
Eigentlich wollte der Auszubildende seinen Führerschein machen. "Aber ich weiß nicht, ob sich das lohnt", meint er. "Dann arbeite ich nur noch für mein Auto, zum Tanken." Schon jetzt sorgt er sich, dass er als Rentner ebenfalls zu wenig Geld zum Leben haben und auf die Tafeln angewiesen sein wird.
Jans Befürchtung ist für Monika G. bereits Realität: Die Rentnerin lebt bereits seit sechs Jahren unterhalb der Armutsgrenze, nach Abzug aller Kosten bleiben ihr fünf Euro am Tag für Lebensmittel. "Es fühlt sich an wie kurz nach dem Krieg", sagt sie. Und so holt sie sich aus Büchern mit Titeln wie "Nachkriegsküche" Tipps für günstige Gerichte.
Angst vor Hungern und Frieren im Winter
Einmal im Monat geht die Rentnerin zur Tafel. Außerdem bekommt sie manchmal Äpfel von Freunden, bei denen sie im Schrebergarten aushilft.
Die Energiekrise ist für Monika G. eine zusätzliche Sorge. "Da ist mir wirklich ein bisschen gruselig zu Mute, weil es dann heißt 'Hungern und Frieren' und nicht 'Hungern oder Frieren"", sagt sie.
Wenn alles noch teurer werde, sei irgendwann ein Punkt erreicht, an dem es nicht mehr weitergehe. Was dann passiert, weiß sie nicht. "Vielleicht gehen wir dann alle auf die Straße, dass wir sichtbar werden." Monika G. sagt auch, die Armen seien nicht die Abgehängten. Sie seien die Menschen, die jeden Tag über sich hinauswachsen.