Ein Portrait von Boris Pfau (Bürgermeister von Sankt Peter Ording). © Boris Pfau

St. Peter-Ording: Boris Pfau gewinnt Stichwahl ums Bürgermeister-Amt

Stand: 30.06.2024 19:29 Uhr

St. Peter-Ording (Kreis Nordfriesland) hat einen neuen Bürgermeister gewählt. Der unabhängige Einzelbewerber Boris Pfau konnte sich gegen Eckhard Rave durchsetzen, der von der CDU vorgeschlagen worden war.

von Carsten Rauterberg

Die Wahl war notwendig geworden, weil der bisherige Bürgermeister Jürgen Ritter (parteilos) zum 1. März und damit zwei Jahre vor dem Ablauf seiner Amtszeit zurückgetreten war. Boris Pfau erhielt bei der Wahl am Sonntag 1.022 Stimmen und damit 55,8 Prozent. Eckhard Rave konnte 810 Wählerinnen und Wähler, beziehungsweise 44,2 Prozent, von sich überzeugen.

Niedrigere Wahlbeteiligung als im ersten Wahlgang

Die Wahlbeteiligung lag bei 56,6 Prozent und damit etwa zehn Prozent niedriger als im ersten Wahlgang vor drei Wochen. Gut 3.300 Wahlberechtigte waren zur Wahl aufgerufen. Laut einem Sprecher des Amtes Eiderstedt hatten 1.000 Wahlberechtigte eine Briefwahl beantragt.

Wahlparty im Dünen-Hus

Die Gemeinde St. Peter-Ording hat alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zur öffentlichen Wahlparty ab 18 Uhr im Dünen-Hus auf der Erlebnis-Promenade eingeladen. Dort wurden nach der Auszählung die Wahlergebnisse aus den einzelnen Wahlbezirken präsentiert.

Erster Wahlgang ohne Entscheidung

Pfau hatte bereits im ersten Wahlgang vor drei Wochen die meisten Stimmen erhalten. 771 Wahlberechtigte stimmten für ihn, er bekam 35,0 Prozent der Stimmen. Für Rave stimmten 624 Wahlberechtigte, das waren 28,4 Prozent. Außerdem waren der SPD-Gemeindevertreter Peter Arndt sowie die beiden unabhängigen Einzelbewerberinnen Doreen Lützen und Meike Munz zur Wahl angetreten.

Pfau hatte seinen Vorgänger scharf kritisiert

Boris Pfau ist Zahnarzt mit eigener Praxis in St. Peter-Ording und ein langjähriger Kommunalpolitiker. Er sitzt als fraktionsloses Mitglied in der Gemeindevertretung. Pfau hatte den bisherigen Bürgermeister Jürgen Ritter mehrfach öffentlich scharf kritisiert. Unter anderem warf er ihm vor, seine der Gemeindevertretung gegenüber gemachten Versprechen zum Wohnungsbau und zur ärztlichen Versorgung nicht eingehalten zu haben.

Eine Bildcollage zeigt die beiden Kandidaten bei der Bürgermeisterstichwahl in St. Peter-Ording: Links Eckhard Rave und rechts Boris Pfau. © corax Marken- und Designagentur GmbH / Boris Pfau Foto: corax Marken- und Designagentur GmbH / Boris Pfau
Eckard Rave (links) und Boris Pfau erhielten vor drei Wochen im ersten Wahlgang die meisten Stimmen.

Eckhard Rave war von der CDU vorgeschlagen worden, er war bis zu seiner Kandidatur in St. Peter-Ording eher unbekannt. Er ist Pensionär und lebt in Weddingstedt bei Heide (Kreis Dithmarschen). Bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand Ende vergangenen Jahres war er Vorstandsvorsitzender der VR Bank Westküste und zuvor auch Geschäftsführer der früheren Volksbank Eiderstedt.

Bisheriger Bürgermeister Ritter zurückgetreten

Der aus Rheinland-Pfalz stammende Jürgen Ritter war im November 2020 zum Bürgermeister gewählt worden. Er war von seinem Amt zurück getreten, weil er nach eigenen Angaben nicht mehr genügend Rückendeckung aus der Gemeinde für die vor ihm liegenden Herausforderungen gespürt habe. Darüber hinaus habe er einen Hilferuf aus seiner Heimat, dem von der Flutkatastrophe schwer getroffenen Ahrtal in Rheinland-Pfalz erhalten. Er solle dort als Projektentwickler beim Wiederaufbau mit anpacken, so Ritter im November im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein.

In St. Peter-Ording stand Ritter vor einem Abwahlverfahren, das auf einer Einwohnerversammlung initiiert worden war. Der Vorwurf lautete im Oktober: Er nehme die Bürgerinnen und Bürger und die Politik nicht mit und treffe im Alleingang Entscheidungen. In einer Sitzung der Gemeindevertretung war dann allerdings die notwendige Zweidrittelmehrheit für eine Abwahl nicht zustande gekommen.

Großes Interesse an Bürgermeisterwahl

Die Bürgermeisterwahl war wochenlang das Thema in St. Peter-Ording. Zur öffentlichen Kandidaten-Vorstellung kamen im Mai 350 Bürgerinnen und Bürger in die Utholmhalle. 300 weitere hatten damals laut Bürgervorsteher Boy Jöns (CDU) einen Livestream im Internet verfolgt. Die meisten Fragen hätten die Besucher zu den Themen Tourismus und Tourismus-Akzeptanz, Schulstandort St. Peter-Ording und ärztliche Versorgung gestellt. Das Interesse setzt sich offenbar fort. Im ersten Wahlgang betrug die Wahlbeteiligung 67,3 Prozent.

Weitere Informationen
Jürgen Ritter, der noch amtierende Bürgermeister von St. Peter-Ording, sitzt in seinem Büro und blickt in die Kamera bei einem Interview. © NDR

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Vor drei Monaten hatte Jürgen Ritter offiziell seinen vorzeitigen Rücktritt erklärt. Am Donnerstag verbrachte er seinen letzten Tag im Amt. mehr

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Schleswig-Holstein Magazin | 30.06.2024 | 19:30 Uhr

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