Einsatzkräfte einer Spezialeinheit gehen vor einem stehenden Hubschrauber entlang. © LKA Schleswig-Holstein
Einsatzkräfte einer Spezialeinheit gehen vor einem stehenden Hubschrauber entlang. © LKA Schleswig-Holstein
Einsatzkräfte einer Spezialeinheit gehen vor einem stehenden Hubschrauber entlang. © LKA Schleswig-Holstein
AUDIO: Festakt 50 Jahre Spezialeinsatzkommando in SH (1 Min)

Immer einsatzbereit: 50 Jahre SEK und MEK Schleswig-Holstein

Stand: 14.11.2024 11:06 Uhr

Die Spezialeinheiten der Landespolizei Schleswig-Holstein werden gerufen, wenn es gefährlich wird. Heute feiern das Mobile Einsatzkommando und das Spezialeinsatzkommando ihr 50-jähriges Bestehen.

von Christian Nagel

Sie sind die Profis für die ganz besonderen Einsatzlagen der Polizei in Schleswig-Holstein: Die Beamten des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) und des Spezialeinsatzkommandos (SEK) sind seit 50 Jahren rund um die Uhr in Bereitschaft und jederzeit einsatzbereit. Die Einsatzkräfte des MEK übernehmen auch Überwachungsaktionen und Fahndungen. Die Beamten im SEK übernehmen Festnahmen von bewaffneten und besonders gewaltbereiten Menschen.

Für beide Spezialeinheiten gilt: Die Identität der speziell ausgebildeten und intensiv tranierten Polizeibeamten ist streng geheim. Wie andere Spezialeinheiten auch - wie etwa die heutige GSG 9 der Bundespolizei - wurden die Spezialeinheiten nach den Ereignissen rund um die Olympischen Spiele in München im Sommer 1972 gegründet. Acht palästinensische Terroristen nahmen damals im olympischen Dorf die Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln, um die Freilassung in Israel inhaftierter Palästinenser zu erpressen. Nach ergebnislosen Verhandlungen der deutschen Polizei kam es zu einem misslungenen Befreiungsversuch, bei dem mehrere Menschen getötet wurden.

Gründungsgrund: Geiselnahme bei Olympischen Spielen in München

Der Anschlag auf die Olympischen Spiele von München gilt als Geburtsstunde polizeilicher Spezialeinheiten in Deutschland. Im November 1974 gründete Schleswig-Holstein die erste dieser Spezialeinheiten. Das erste Spezialeinsatzkommando bestand laut Landeskriminalamt aus mehreren Polizeibeamten, die sich freiwillig für diese Arbeit meldeten. "14 Pioniere der Bereitschaftspolizei in Eutin haben damals polizeiliches Neuland betreten und sich einer harten Ausbildung gestellt", sagt der heutige Leiter der Spezialeinheiten in Schleswig-Holstein, Torsten Schramm. Die Beamten fingen quasi bei null an. Sie mussten spezielle Einsatztaktiken entwickeln, die richtige Bewaffnung auswählen und die richtige Schutzausrüstung beschaffen. Heute rekrutieren die Spezialeinheiten ihren Nachwuchs aus Polizeischülern und erfahrenen Beamten.

2005 ist das Spezialeinsatzkommando an das Landeskriminalamt angegliedert worden und zog von Eutin (Kreis Ostholstein) nach Kiel. Im Zuge dieser Veränderung wurde das SEK mit dem Mobilen Einsatzkommando vereint, das aus dem Landesfahndungskommando des Landeskriminalamtes entstanden war. Seit ihrer Gründung 1974 arbeiten MEK und SEK im Hintergrund. Nur selten werden ihre Einsätze öffentlich - auch, um die Identitäten der beteiligten Beamten zu schützen und die Einsatztaktiken geheim zu halten.

Trotz Geheimhaltung: Öffentlich bekannte Einsätze von MEK und SEK

Einige wenige Einsätze waren jedoch so spektakulär, dass sie doch in die Öffentlichkeit gerieten. Etwa die Festnahme des RAF-Terroristen Christian Klar im November 1982 im Sachsenwald im Kreis Herzogtum-Lauenburg. Einsatzkräfte des Spezialeinsatzkommandos hatten sich wochenlang in der Nähe eines Waffendepots der RAF in Erdlöchern verschanzt, bis sie Klar festnehmen konnten. Das SEK war zudem mehrfach bei Geiselnahmen im Einsatz. Zum Beispiel im Sommer 1997, als ein Häftling eine Anstaltspsychologin mit einem Messer bedrohte, um seine Freilassung zu erzwingen. SEK-Beamte konnten den Mann überwältigen. 2005 gelang es Beamten von MEK und SEK gemeinsam die sogenannte Panzerknacker-Bande auf frischer Tat festzunehmen. Sechs Männer hatten im Norden zuvor zehn Geldautomaten gesprengt.

"Die Anforderungen an die Beamten der Spezialeinheiten sind so groß wie in kaum einen anderen Bereich", sagt der stellvertretende Direktor des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein, Rolfpeter Ott. "Die komplexen Bedrohungslagen und zahlreichen Brandherde in der Welt strahlen auch zu uns ins Land aus. Die Gründe, die 1974 zur Aufstellung der Spezialeinheiten geführt haben, sind meiner Meinung nach hochaktuell."

Weitere Informationen
GSG-9-Spezialkräfte fahren zu Demonstrationszwecken auf einem Schlauchboot nahe Warnemünde. © picture alliance/dpa | Bernd Wüstneck

GSG 9 Stationierung in SH: Infrastruktur in der Ostsee schützen

Ein Teil der Spezialeinheit soll künftig von Neustadt in Holstein aus operieren. Das geht aus Recherchen des ARD-Hauptstadtstudios hervor. mehr

Ein gewalttätiger Demonstrant schlägt einen Polizeibeamten nieder. © picture alliance Foto: Carsten Rehder

Gewalt gegen Polizisten in SH: FDP fordert besseren Schutz

2023 gab es doppelt so viele Dienstausfälle wegen Angriffen auf Beamte wie im Vorjahr. In einem Fall kam es zu einem Totschlag. mehr

Handschellen hängen am Gürtel eines Polizisten. © NDR Foto: Pavel Stoyan

Beleidigungen und Angriffe: Mehr Gewalt gegen Einsatzkräfte

Angriffe auf Einsatzkräfte kommen immer öfter vor - laut Polizeigewerkschaft werden die Attacken immer brutaler. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 14.11.2024 | 06:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Die 70er-Jahre

Terrorismus

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Ein Schiedsrichter steht am Rand des Platzes. © picture alliance Foto: Claus Bergmann

Gewalt im Fußball in SH: Positiver Trend, negative Ausreißer

Ein Vorfall in der Kreisklasse C sorgte zuletzt für Schlagzeilen. Wie erleben Aktive und Verband generell die Stimmung? mehr

Videos