Hundesteuer steigt seit Jahren - enorme Unterschiede in SH
Die Einnahmen aus der Hundesteuer sind in den vergangenen Jahren in Schleswig-Holstein gestiegen. 2023 war nach Angaben des Statistikamts ein Rekordjahr. Politik und Tierschutzvereine kritisieren das.
Die Landeshauptstadt Kiel hat gerade beschlossen, die Hundesteuer ab dem kommenden Jahr zu erhöhen. Der erste Hund soll dann nach Angaben der Stadt im Jahr 24 Euro mehr kosten. Das bedeutet: Wer in Kiel einen normalen Hund hält, muss 150 Euro bezahlen. Für die Landeshauptstadt bedeutet das Mehreinnahmen von 233.000 Euro pro Jahr. Und da die Hundesteuer nicht zweckgebunden ist, kann das Geld einfach dafür genommen werden, den Haushalt etwas zurechtzuruckeln, denn es fehlt an allen Ecken und Kanten.
Es trifft die Rentner: "Der letzte Begleiter hat eine Fellnase"
"Ich kann verstehen, dass der Kämmerer an allen Schrauben dreht", sagt Marcel Schmidt vom SSW. Seine Partei hatte einen Gegenantrag zur Erhöhung der Hundesteuer eingebracht, scheiterte aber. "Eine Erhöhung ist ungerecht und es trifft vor allem die Rentner. Viele von ihnen haben doch nur ihren Hund." Genau so sieht es auch der Tierschutzbund Schleswig-Holstein. In Osterrönfeld (Kreis Rendsburg-Eckernförde) dagegen gibt es gar keine Hundesteuer und das habe gute Gründe, sagt Bürgermeister Hans-Georg Volquardts: "Der letzte Begleiter eines Menschen hat oft eine Fellnase. Warum soll man dafür zahlen? Und warum müssen überhaupt Tiere besteuert werden? Warum dann nicht auch zum Beispiel Katzen?" Auch in Büttel im Kreis Steinburg zahlt man nichts.
Manchmal Erhöhungen der Hundesteuer um 50 Prozent
Argumente hin oder her: Viele Städte und Gemeinde in Schleswig-Holstein nutzen einfach die Möglichkeit, mit der Hundesteuer die Amtskassen zu füllen. So zahlt man auf Helgoland (Kreis Pinneberg) die Rekordsumme von 255 Euro pro Hund. Und immer mehr Gemeinden erhöhen die Hundesteuer kräftig: In Munkbrarup im Kreis Schleswig-Flensburg zum Beispiel wurde die Steuer für den ersten Hund gerade von 60 auf 100 Euro erhöht, in Rellingen (Kreis Pinneberg) ging es sogar rauf um satte 50 Prozent. Allerdings muss man dazu auch sagen, dass häufig viele Jahre gar nicht erhöht wurde - in Rellingen zum Beispiel das letzte Mal 2015. Seit einigen Jahren zeigen die Zahlen des Statistischen Landesamtes, dass landesweit immer mehr auf diese Weise eingenommen wird. 2021 nahm Schleswig-Holstein 18,8 Millionen Euro durch die Hundesteuer ein, ein Jahr später dann schon 19,6 Millionen Euro und 2023 dann den Rekordwert von 19,9 Millionen Euro.
Hundebesitzer Thomas aus Flensburg: "Wieso zahle ich mehr als in der Gemeinde nebenan?"
Als besonders ungerecht sehen es Hundebesitzer an, dass die Unterschiede zwischen den Städten und Gemeinden so hoch sind. Thomas aus Flensburg zum Beispiel zahlt für seinen Vierbeiner etwa 130 Euro Hundesteuer im Jahr. "Viele Umlandgemeinden haben einen niedrigeren Steuersatz. Das finde ich unfair und man ist geneigt, den Hund über Familie oder Freunde dann da anzumelden." Das ist natürlich nicht legal, denn der Hund muss dort angemeldet werden, wo der eigene Wohnsitz ist.
Viele melden den Vierbeiner auch gar nicht an: Der Tierschutzbund Schleswig-Holstein schätzt, dass hier die Dunkelziffer sehr, sehr hoch ist. Wer seinen Hund nicht ordnungsgemäß anmeldet und erwischt wird, muss mit einer Geldbuße rechnen. Die kann in bestimmten Fällen bis zu 10.000 Euro betragen.
Tierfutter um 17 Prozent teurer geworden
Die Steuer ist für Hundebesitzer natürlich nur ein Teil der Kosten. Auch alles andere wird teurer: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die Preise für Hunde- und Katzenfutter 2023 um fast 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Und auch der Tierarzt verlangt mehr. Tierärztliche Dienstleistungen waren im August 2023 um gut 27 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.
Tierschutzbund: Tierheime sollten von Hundesteuer-Erhöhung profitieren
Die Folge laut Tierschutzbund Schleswig-Holstein: Immer mehr Menschen können es sich nicht mehr leisten, ihr Tier zu halten, und sie geben es bei Tierheimen ab. "Die Tierheime quellen über", sagt Ellen Kloth vom Vorstand des Landesverbandes. "Wenn die Hundesteuer schon ständig steigt, wäre es wünschenswert, wenn die Tierheime von den Mehreinnahmen etwas abbekommen." Das sei aber bisher nicht der Fall.