Hilfe für Geflüchtete in SH: Ehrenamtliche fehlen
In der Corona-Pandemie ist die Zahl der Helfenden zurückgegangen. Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine engagieren sich zwar wieder mehr Menschen, doch Ehrenamtliche werden weiter dringend gebraucht.
27 Menschen hat das "Willkommen-Team Norderstedt" in dieser Woche begrüßt. Die Helferinnen und Helfer unterstützen die Geflüchteten beim Deutsch lernen, bei Behördenterminen, beim Ausfüllen von Formularen, aber auch dabei, die Nachbarn kennenzulernen oder den nächsten Discounter zu finden. Das gelingt aber nur mit viel Engagement, sagt die Vereinsvorsitzende Ilka Bandelow - und dafür braucht es Ehrenamtliche: "Das ist natürlich bei sieben verschiedenen Standorten mit 27 Personen für einen alleine nicht zu schaffen. Das heißt es müssen mehrere sein und unter Umständen fahre ich dann in zwei oder drei Unterkünfte, und mache das so nach und nach. Da sind Sie natürlich fast den ganzen Tag beschäftigt."
Hilfsbereitschaft von 2015 noch nicht wieder erreicht
Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Ehrenamtlichen zurückgegangen. Viele der Helfenden seien älter und hätten sich in den vergangenen Jahren aus Sorge vor einer Corona-Ansteckung zurückgehalten, sagt Friedrich Keller, Pressesprecher der Diakonie Schleswig-Holstein. "Seit vergangenem Jahr, mit Beginn des Krieges gegen die Ukraine, sind die Zahlen dann aber wieder gestiegen und seitdem stabil", sagt er - aber das Niveau von 2015, wo die Hilfsbereitschaft riesig war, sei nicht wieder erreicht.
Ehrenamtliche Arbeit läuft professioneller
Dafür laufe die ehrenamtliche Arbeit inzwischen professioneller, meint Keller. Die Helfenden hätten einen größeren Erfahrungsschatz und würden außerdem regelmäßig fortgebildet. Diese Schulungen seien wichtig, weil sie einerseits eine Form von Wertschätzung seien, so der Diakonie-Sprecher. Andererseits gehe es aber auch darum, konkrete Kenntnisse zu vermitteln. "Zum Beispiel im Umgang mit traumatisierten Menschen, etwa die Frage von Nähe und Distanz", so Keller. "Es geht aber auch um grundlegende rechtliche Fragen oder darum, an welche hauptamtlichen Beratungsstellen sich Geflüchtete und Ehrenamtliche wenden können."
Manche Beratungsstellen für Ehrenamtliche berichten aber auch, dass viele der Helfer von 2015 müde seien und dass es schwer sei, Nachwuchs zu finden. "Das wirkt sich insofern aus, dass wir viel zu tun haben und zusehen müssen, dass wir alles gut koordinieren können und unter einen Hut kriegen", berichtet Ilka Bandelow aus Norderstedt. Für einige der Ehrenamtlichen sei es Arbeit an der Belastungsgrenze.
Seit Beginn des Ukraine-Krieges engagieren sich immer mehr junge Menschen
Auch das Willkommens-Team in Norderstedt hat zuletzt zahlreiche Helferinnen und Helfer hinzugewonnen. Nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine seien insbesondere viele junge Menschen zum Verein gekommen. Da diese häufig berufstätig sind, könnten sie aber zum Beispiel bei Ankünften tagsüber nicht helfen, die Geflüchteten in Empfang zu nehmen. "Dafür helfen sie uns am Wochenende oder kommen bei Veranstaltungen abends mit den Geflüchteten ins Gespräch", so Bandelow.
Trotz des Zulaufs seit dem Ukraine-Krieg fehlten immer Ehrenamtliche, sagt die Vereinsvorsitzende. Optimistisch bleibt sie trotzdem: "Wir schaffen das. Irgendwie geht es immer."