Generation Z und der Tod der Gastronomie in SH?
Viele der sogenannten "GenZ" verhandeln mit ihren Arbeitgebern in der schleswig-holsteinischen Gastronomie eine Vier-Tage-Woche. Sie können das, weil Fachpersonal knapp ist. Die Betriebe stellt das vor Probleme.
Sie gelten als anspruchsvoll und fordernd, weil sie nicht so viel arbeiten wollen wie die Alten - und das am liebsten bei gleich bleibendem Gehalt. Viele der ab 1995 Geborenen, der sogenannten "GenZ", wollen, dass ihre Arbeit Spaß und Sinn macht. Eine Vier-Tage-Woche ist für sie ein attraktives Modell.
Im Ferienland zwischen den Meeren stellt das die Hoteliers und Gastronomen vor neue Herausforderungen: Sie brauchen flexiblere Arbeitszeitmodelle, Aushilfskräfte und noch mehr Personal. Das erzeugt Mehrkosten und treibt die Preise für Gäste. Wenn die Hotelinhaberin des Seeschlößchens in Timmendorfer Strand, Alexandra von Oven-Batsch, Bewerbungsgespräche führt, verzweifelt sie bisweilen: "Man sagt mir als Ferienhotel an der Ostsee, ich würde gern am Wochenende frei haben, Feiertage bei meiner Familie verbringen und im Sommer gern in den Urlaub gehen." Diese Gespräche gebe es mehr als früher.
Das Ende der Gastronomie, wie wir sie kennen?
Sind die Jungen also egoistisch? Irgendjemand muss die Arbeit schließlich machen. Anastasia Thomaka gehört zur "GenerationZ", arbeitet aber Vollzeit, an Wochenenden, Feiertagen und wenn andere urlauben. In ihrer Generation nicht unbedingt typisch. Thomaka ist junge Nachwuchs-Fachfrau in der traditionsreichen Lübecker Schiffergesellschaft, liebt ihren Job und wünscht sich, dass die Kolleginnen und Kollegen ihrer Generation weniger fordern. Denn dadurch, so fürchtet sie, beginne das Ende der Gastronomie wie wir sie kennen. "Die Gastronomie stirbt", sagt sie und kritisiert: "Wenn nur noch die Jungen arbeiten, haben wir immer weniger Restaurants, in die wir einkehren können."
Gegenüber NDR Schleswig-Holstein stimmen viele zu: Die Hotelinhaberin Alexandra von Oven-Batsch an der Ostsee, der Geschäftsführer des Lübecker Restaurants Schiffergesellschaft, Frank Höhne und der schleswig-holsteinische Dehoga-Chef Stefan Scholties. Die GenZ verändere die Gastronomie: Es werde immer weniger Häuser mit viel Personal und Service am Gast geben, andererseits mehr Systemgastronomie, Self-Service und digitale Bezahlsysteme. Dazu immer mehr Ruhetage.
IHK: Sinnstiftende Jobs in der Gastronomie
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht aber keinen Niedergang der Gastronomie in Schleswig-Holstein, vielmehr eine Chance, mehr Junge für Jobs in der Gastronomie zu interessieren - Jobs, in denen man Menschen glücklich machen kann, die also Sinn stiftend sind, so Can Özren von der IHK Lübeck: "Es ist jetzt entscheidend, diesen Jungen zu zeigen, welche Attraktivität dieser Beruf hat und was sie daraus entwickeln können." Die IHK helfe dabei. Dennoch ist von 2022 bis 2023 die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Schleswig-Holsteins Hotel- und Gaststättengewerbe gesunken, von 1.397 Verträgen in 2022 auf 1.307 Verträge in 2023.
Alexandra von Oven-Batsch lädt inzwischen Fachkräfte aus Indonesien, Vietnam oder dem Iran ein, am Timmendorfer Strand zu arbeiten - mit vielen bürokratischen Hürden. Der Geschäftsführer der Traditionsgastronomie Schiffergesellschaft hofft, "dass sich die "GenerationZ" besinnt, weil sie Geld braucht und dann doch noch einen Schlag reinhaut". Altes Denken?
Produktiv im Job durch mehr Freizeit
Weniger arbeiten, um mehr Freizeit für Freunde und Familie zu haben möchte auch die 2002 geborene Mira Emmerich. "Wenn sich meine Freunde treffen, bin ich auf Arbeit", sagt die ausgelernte Restaurantfachfrau. Früher musste sie zehn Tage am Stück arbeiten, konnte sich einen Tag ausruhen und hatte wenig Privatleben. Das hat sie geändert, arbeitet nun weniger. Und sie findet, dass sich auch das Gastrogewerbe mit neuen Arbeitszeitmodellen ändern muss. "Veränderung ist immer schwer", so Emmerich, "aber die Unternehmen profitieren zuletzt von zufriedenen Mitarbeitenden."
Das sieht auch der junge Nachwuchsmanager des Hotels Seeschlöschen, Felix Knapp, so. Auch er gehört zur sogenannten "GenZ“. Knapp arbeitet vier Tage je Woche, auch an Feiertagen und dann, wenn andere Urlaub machen. Er möchte frei haben, wenn andere arbeiten. So haben die Menschen aus der "Generation Z" sehr individuelle Wünsche und Ansprüche an die Arbeitergeber in der Gastronomie.
Anastasia Thomaka, die Vollzeit arbeitet, hat auch Wünsche, allerdings an ihre "GenerationZ": "Ich würde mir für meine Generation wünschen, dass nicht alle studieren, sondern zurückkehren zu den handwerklichen Berufen, weil auch so ein Beruf unheimlich Spaß macht." Ihr ist es wichtig, dass mehr junge Menschen in der Gastronomie eine Ausbildung machen und die Branche auch mit neuen Ideen voran bringt.