Restaurants in Flensburg führen Stornierungsgebühr ein

Stand: 21.01.2024 14:57 Uhr

Weil es immer wieder vorkommt, dass Gäste trotz Reservierung nicht erscheinen, ziehen einige Gastronomiebetriebe aus Flensburg nun Konsequenzen: Wer künftig nicht oder zu spät absagt, muss zahlen.

Wer einen Flug oder ein Hotelzimmer kurzfristig storniert, der muss mit Stornierungsgebühren rechnen. Für einen Tisch in einem Restaurant ist das in Großstädten wie Berlin und Hamburg auch häufiger der Fall. In Schleswig-Holstein gibt es solche Gebühren bisher erst vereinzelt, zum Beispiel in einigen Lokalen auf Sylt in Nordfriesland oder in Kiel. Auch in Flensburg haben sich nun drei Betriebe gemeinsam zu diesem Schritt entschieden - für mehr Verlässlichkeit.

Immer mehr Gäste kommen trotz Reservierung nicht

Vor etwa einem Jahr haben Benedikt Bliese und Günther Ballin das Lauschig Lokal in einem Hinterhof in der Flensburger Innenstadt eröffnet - auf gerade einmal 40 Quadratmetern. Nur knapp 18 Sitzplätze können sie anbieten. Und die müssen immer gefüllt sein, damit sich das Restaurant-Konzept bezahlt macht, erklärt Bliese. "Und deswegen tut es natürlich umso mehr weh, wenn dann Gäste abends einfach nicht kommen", sagt der Hotelfachmann und Fachwirt im Gastgewerbe. Denn einige Tische in dem Restaurant bleiben leer, obwohl sie vorab telefonisch oder online reserviert wurden. Und die Quote nahm laut der Inhaber zuletzt zu.

Gebühr soll keine Erziehungsmaßnahme sein

Mitinhaber des Lauschig Lokals in Flensburg steht in seinem Restaurant und blickt in die Kamera. © NDR
Benedikt Bliese vom Lauschig Lokal in Flensburg sagt, dass den beiden Inhabern durch die vielen Stornierungen zuletzt leider nichts übrig geblieben sei als diesen Schritt zu gehen.

Um solche Leerplätze künftig zu verhindern, zieht das Lokal nun Konsequenzen: Bei Nichterscheinen oder kurzfristigen Absagen nimmt es ab sofort eine Stornierungsgebühr von 40 Euro pro nicht erschienenem Gast. Wer mindestens 24 Stunden vorher absagt, zahlt nichts. Wer später absagt, kann immer noch hoffen, dass der Tisch neu vergeben wird, denn auch dann wird keine Stornogebühr fällig.

Mitinhaber und Koch Günther Ballin betont, dass diese Strafzahlung nicht zur Erziehung der Gäste gedacht sei. Vielmehr solle die sogenannte No-show-Gebühr (zu Deutsch: Nichterscheinen-Gebühr) als Abschreckung dienen. "Dass man zum Beispiel nicht mehr in drei verschiedenen Restaurants reserviert und sich dann abends spontan dazu entscheidet: 'Ach, wo gehe ich heute hin?'"

Abgesagte Reservierungen sorgen für Lebensmittelverschwendung

Dadurch sollen nicht nur Einnahmeausfälle verhindert werden. Das Lokal kauft auch zum Beispiel Obst und Gemüse abgestimmt auf die jeweiligen Reservierungszahlen ein. Wenn also viele Reservierungen nicht wahrgenommen werden, landen zwangsläufig Lebensmittel in der Tonne. "Diese Frischeware verdirbt dann eben auch. Wenn dann zwei große Tische absagen, bleiben wir auf einem Großteil der Ware sitzen", sagt Ballin.

Hafenküche: "Wir wollen nur, dass der Gast Bescheid sagt"

Andere Restaurants in Flensburg haben sich ebenfalls zu Gebühren bei Nichterscheinen entschieden: Die Restaurants im Das James Hotel und die Hafenküche ziehen mit. Sandra Nielsen, Geschäftsführerin der Hafenküche, erklärt: "Wir wollen uns ja nicht durch diese Stornogebühr bereichern. Wir wollen einfach nur, dass der Gast Bescheid sagt, sodass wir darauf reagieren können."

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 20.01.2024 | 19:30 Uhr

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