Freie Fahrt für Fahrradfahrer: Lübeck baut Radschnellweg

Stand: 26.04.2024 05:00 Uhr

In Lübeck soll ab Herbst der landesweit erste Radschnellweg gebaut werden. Er ist elf Kilometer lang und führt von Groß Grönau durch Lübeck nach Bad Schwartau. Was in SH Pionierarbeit bedeutet, ist in Dänemark und den Niederlanden längst Alltag.

von Hauke von Hallern

Schlaglöcher, aufgeplatzter Asphalt, Baumwurzeln: Lübecks Radwege entlang der Ratzeburger Allee sind in keinem guten Zustand. "Fahrradfahren ist hier ein Abenteuer", meint eine Radfahrerin an der Strecke. "Es ist gefährlich, weil die Radwege schlecht sind", kritisiert ein anderer. Radwege, die im Nichts enden, ständige Stopps an Ampeln: Das soll sich bald ändern.

Von Groß Grönau (Herzogtum Lauenburg) durch Lübeck bis nach Bad Schwartau (Kreis Ostholstein) soll ein Radschnellweg entstehen. Nach Angaben der Stadt Lübeck ist der Baustart im Herbst geplant. In den vergangenen sieben Jahren wurde geplant. Die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts von Groß Grönau nach Lübeck wird Jahre dauern.

Dutzende Kriterien für Radschnellweg

Ein Radfahrer fährt über den e-Radschnellweg. © dpa-Bildfunk Foto: Swen Pförtner
Eine weitere Vorschrift: Auf der Strecke soll es möglichst wenige Stopps durch Ampeln geben.

Das liegt an viel Bürokratie und Bauvorschriften. In Deutschland muss ein Radschnellweg strenge Kriterien erfüllen: Er muss drei Meter breit sein, 75 Zentimeter Sicherheitsabstand zum Autoverkehr und einen Meter zu parkenden Autos haben. Die Velorouten der Stadt Kiel gelten nicht als Radschnellwege.

Damit die Fahrradfahrer in Lübeck schnell vorankommen, müssen alle Ampeln entlang der Strecke neu programmiert werden. So bekommen Fahrradfahrer eine grüne Welle und müssen weniger stoppen. An einer Bahnschranke in der Ratzeburger Allee müssen außerdem die Schließzeiten minimiert werden. Das Problem: Die Bahn will die Strecke ausbauen. "Das bedeutet viele Gespräche mit der Bahn, dann muss eine Planung über den Haufen geworfen werden und die Arbeit beginnt von vorne", erklärt Verkehrsplanerin Sandra Krüger.

Auch Klimarichtlinien kosten Zeit

Entlang der Ratzeburger Allee soll der Radschnellweg teilweise auf die Straße verlegt werden. Darum braucht es entlang der Strecke mehr Platz. "Einfach Straßenbäume abholzen geht aber nicht. Es gibt hier seit einigen Jahren strenge Klimaschutzrichtlinien, an die wir uns halten müssen", berichtet Dirk Dreilich vom Bereich Stadtgrün und Verkehr der Stadt Lübeck. Außerdem müssen an anderer Stelle Ausgleichsflächen geschaffen werden. Auch das koste viel Zeit in der Planung, so Dreilich.

Der Radschnellweg durch Lübeck kostet zwölf Millionen Euro und ist einer von insgesamt neun geplanten Radschnellwegen in der Metropolregion Hamburg. Die Lübecker Strecke ist in der Planung am weitesten fortgeschritten und wird wohl als erste realisiert. Weitere Radschnellwege sind unter anderem von Hamburg in Richtung Elmshorn (Kreis Pinneberg), Bad Bramstedt (Kreis Segeberg), Ahrensburg (Kreis Stormarn) und Geesthacht (Herzogtum Lauenburg) geplant.

Umdenken in Gesellschaft und Politik nötig

Die Lübecker Verkehrsplaner kritisieren, dass Politik und Gesellschaft eher skeptisch auf neue Radwege reagieren. "Von uns wird erwartet, dass wir die eierlegende Wollmilchsau sind. Wir führen Gespräche mit Anwohnern, Autofahrern und Investoren", erklärt Dirk Dreilich. Es gebe zum Teil viel Gegenwind, gerade wenn es darum gehe, dass Parkplätze verschwinden könnten und es auf den Straßen weniger Platz für Autos gibt. Seiner Meinung nach braucht es ein Umdenken in der Gesellschaft - hin zu einem fahrradfreundlichen Verkehrsnetz.

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Ein neues Straßenschild: der Radschnellweg. © IMAGO / Panthermedia

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Schleswig-Holstein Magazin | 26.04.2024 | 19:30 Uhr

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