Finanzprobleme bei Northvolt: Sanierung in den USA?
Der angeschlagene schwedische Batterieproduzent Northvolt sucht nach Geldgebern - und könnte dafür auch eine Sanierung nach US-Recht beantragen. Der Bau der Fabrik bei Heide im Kreis Dithmarschen geht unterdessen weiter.
Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein laufen die Gespräche zur Rettung von Northvolt weiter. Das Unternehmen braucht demnach kurzfristig zusätzliches Geld, um die Ausgaben bezahlen zu können. Sollte das Rettungspaket platzen, könnte Northvolt auf eine Regel des amerikanischen Insolvenzrechts zurückgreifen: Beim sogenannten Chapter-11-Verfahren haben Firmen in der Krise die Möglichkeit, ihre Finanzen neu zu ordnen und das Unternehmen im besten Fall zu retten. Wie die schwedische Wirtschaftszeitung "Dagens Industri" berichtet, tendiert Northvolt dazu, ein Verfahren gemäß Chapter 11 zu beantragen.
Sanierung oder Insolvenz?
Ein Sprecher von Northvolt wollte sich dazu auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein nicht äußern. Die "Financial Times" meldet, dass alternativ zu dem Sanierungsverfahren in den USA sogar eine Auflösung des Unternehmens diskutiert werde. Laut "Dagens Industri" bietet das US-Konkursrecht dem Unternehmen mehr Möglichkeiten. Die Gesetze erlauben es auch Unternehmen, die lediglich eine Niederlassung in den USA haben, dort ein Insolvenzverfahren zu beantragen. In diesem Jahr hatte bereits die schwedische Fluggesellschaft SAS ein Chapter-11-Verfahren in Eigenverwaltung durchlaufen. Eine Insolvenz am Hauptsitz in Schweden hingegen würde zum Beispiel den Einsatz eines Insolvenzverwalters vorschreiben.
Hoffnungsträger für Auto-Akkus "made in Europe"
Trotz der wirtschaftlichen Probleme geht der Bau der Northvolt-Fabrik bei Heide (Kreis Dithmarschen) weiter. Das Unternehmen galt als Hoffnungsträger für den Aufbau einer Batteriezellproduktion für Elektroautos in Europa, mit dem ein Gegengewicht zur Übermacht der asiatischen Unternehmen geschaffen werden sollte. Die Landesregierung sehe weiterhin die Notwendigkeit für den Aufbau einer souveränen Batteriezellproduktion, sagte eine Sprecherin der Staatskanzlei in Kiel am Montag. Heide biete dafür die besten Voraussetzungen. "Zu Fragen der Finanzierung des Unternehmens nimmt das Land keine Stellung. Ungeachtet dessen ist für die Gewährung und Auszahlung von Fördermitteln Voraussetzung, dass die finanz- und betriebswirtschaftlichen Verhältnisse im Einklang mit den förderrechtlichen Vorgaben stehen", hieß es aus Staatskanzlei.
Medienbericht: Fertigung in Schweden zurückgefahren
Größter Anteilseigner von Northvolt ist der Volkswagen-Konzern. Auch die US-Investmentbank Goldman Sachs und BMW gehören zu den Eigentümern. Laut "Financial Times" haben sich die Investoren zusammen mit umgerechnet mehr als 14 Milliarden Euro an Northvolt beteiligt. Doch das Unternehmen hat noch nie Gewinn erwirtschaftet und kämpft mit Qualitätsproblemen und Verzögerungen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Montag berichtete, hat Northvolt in Schweden seine eigenen Produktionsziele wiederholt verfehlt und fährt die Fertigung dort nun zurück. Das Unternehmen selbst verweist darauf, seine Ziele bei der Auslieferung an die Kunden zu erreichen.