Ferienwohnungen ohne Genehmigung werden in SH nicht mehr toleriert
Nur für einen Bruchteil der Ferienwohnungen in SH gibt es offiziell Genehmigungen. Da Wohnraum knapp ist, machen Kommunen nun Druck. Klar ist: Nicht jedes Quartier wird weiter für Touristen bestehen bleiben.
Der Oluf-Samson-Gang war einst Flensburgs Rotlichtviertel. Als Stefanie Ellermann dort mit ihrem Mann 2017 zwei kleine Häuser kaufte, war dieses Kapitel endgültig beendet. Die letzte Prostituierte zog dort aus, berichtet sie. Das Paar sanierte die Altbauten mit niedrigen Decken für einen sechsstelligen Betrag, um in dem einen Haus zu wohnen und das andere zu vermieten. Sie waren nicht die einzigen: In dem gemütlichen Quartier in Hafennähe entstanden ein Dutzend Ferienwohnungen, obwohl der Bebauungsplan für die Straße dies gar nicht vorsieht. Nur kümmerte sich jahrelang niemand darum.
Ferienwohnungen ohne Genehmigung werden nicht mehr toleriert
Mit der zunehmenden Wohnungsnot, dem gleichzeitigen Boom der privaten Buchungsportale und einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Definition von Ferienwohnungen hat sich das geändert - nicht nur in Flensburg. Viele Kommunen wollen künftig steuern, wo Ferienwohnungen entstehen. Kontrollen werden häufiger. Auch Stefanie Ellermann ist betroffen. Seit Anfang 2024 hat ihr die Stadt Flensburg die Vermietung als Ferienwohnung schriftlich untersagt. Es läuft ein Rechtsstreit. Auch wenn Touristen nur etwa 200 Tage im Jahr buchen - Dauerwohnen bringe weniger Miete ein, sagt sie. Und sie brauche das Geld, um die Investitionen zu refinanzieren.
Vermieter springen ab
So wie Stefanie Ellermann geht es nicht wenigen Ferienwohnungsvermietern - allein dadurch, dass Städte und Gemeinden sich einen Überblick verschaffen. Denn bisher ist nur etwa jede fünfte Ferienwohnung genehmigt oder befindet sich im Verfahren dazu. Diese Zahl nennt eine Studie für Flensburg. Genehmigungen sind zwar an vielen Orten möglich, aber mit Aufwand verbunden, berichtet Günter Blankenagel. Er vermietet selbst acht Ferienwohnungen. Gleichzeitig vermittelt er aktuell rund 100 Quartiere über ein Internetportal für die Region Flensburg. Es waren einmal 140.
Fluchtwege, Brandschutz, Grundrisse für die Genehmigung
Für 4.500 Euro pro Ferienwohnung hat Blankenagel einen Architekten beauftragt, der alle Unterlagen für den nötigen Bauantrag zusammengestellt hat. Viele Vermieter scheuten den Aufwand für die Genehmigung, sagt er: "Das ist jetzt keine Geschichte, die man mal eben so am Küchentisch erledigt".
Zweckentfremdungssatzung: Wohnraum muss Wohnraum bleiben

Eine neue Regelung sorgt nun für zusätzlichen Druck: In Flensburg gilt ab 1. April eine so genannte Zweckentfremdungssatzung. Für zunächst fünf Jahre darf generell kein Wohnraum mehr in Ferienwohnungen umgewandelt werden. Ausnahmen gibt es nur wenige: Etwa wenn Vermieter eine Ausgleichszahlung leisten oder Ersatzwohnraum schaffen. Diesen Weg gehen auch Lübeck und Kiel.
Onlinebuchung: Bald nur noch mit Registrierungsnummer?
Voraussetzung sei das Wohnraumschutzgesetz des Landes gewesen, sagt Katharina Belchhaus von der Stadt Lübeck. Wichtig sei, dass bestehende Ferienwohnungen erhalten bleiben können, betont Lübecks Tourismuschef Christian Martin Lukas. Noch unklar ist, inwieweit ungenehmigte Ferienwohnungen künftig in Internetportalen angeboten werden dürfen. Infolge einer EU-Regelung wird dafür ab Mai 2026 eine Registrierungsnummer benötigt. Vermittler Blankenagel vermisst aber noch Details, wie alles ablaufen soll.
Sylt, SPO und Büsum regeln alles über Bebauungspläne
In den drei touristischen Hochburgen der Westküste ist eine Zweckentfremdungssatzung noch nicht in Sicht. Die Gemeinde Sylt will im Laufe von zehn Jahren B-Pläne der Reihe nach anpassen. Einen ähnlichen Weg geht St. Peter-Ording (Kreis Nordfriesland). Dort wurde ein Planungsbüro beauftragt, erst einmal den Ist-Zustand zu erfassen. "Die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker haben ein schweres Los," stellt dort Bürgermeister Boris Pfau (parteilos) fest. Denn sie entscheiden über Kontingente und Bedingungen. Gleichzeitig sorgten die konsequenten Kontrollen des Kreises Nordfrieslandunter Vermietern für Unruhe.
In Büsum (Kreis Dithmarschen) sei die Lage dagegen ruhig, berichtet Bürgermeister Oliver Kumbartzky (FDP). Weder eine Zweckentfremdungssatzung noch eine Überarbeitung der Baupläne sei dort bisher Thema. Somit sind es vor allem die kreisfreien Städte in Schleswig-Holstein, die dem Wildwuchs von Ferienwohnungen Einhalt gebieten und bei den Genehmigungen auf die Bremse treten.
