Ferienwohnungen ohne Genehmigung werden in SH nicht mehr toleriert

Stand: 19.03.2025 13:35 Uhr

Nur für einen Bruchteil der Ferienwohnungen in SH gibt es offiziell Genehmigungen. Da Wohnraum knapp ist, machen Kommunen nun Druck. Klar ist: Nicht jedes Quartier wird weiter für Touristen bestehen bleiben.

von Peer-Axel Kroeske

Der Oluf-Samson-Gang war einst Flensburgs Rotlichtviertel. Als Stefanie Ellermann dort mit ihrem Mann 2017 zwei kleine Häuser kaufte, war dieses Kapitel endgültig beendet. Die letzte Prostituierte zog dort aus, berichtet sie. Das Paar sanierte die Altbauten mit niedrigen Decken für einen sechsstelligen Betrag, um in dem einen Haus zu wohnen und das andere zu vermieten. Sie waren nicht die einzigen: In dem gemütlichen Quartier in Hafennähe entstanden ein Dutzend Ferienwohnungen, obwohl der Bebauungsplan für die Straße dies gar nicht vorsieht. Nur kümmerte sich jahrelang niemand darum.

Ferienwohnungen ohne Genehmigung werden nicht mehr toleriert

Unter einer Dachschräge mit Fachwerk steht ein Bett. © NDR
Mit der Vermietung als Ferienwohnung finanzieren viele Vermieter die Sanierungskosten.

Mit der zunehmenden Wohnungsnot, dem gleichzeitigen Boom der privaten Buchungsportale und einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Definition von Ferienwohnungen hat sich das geändert - nicht nur in Flensburg. Viele Kommunen wollen künftig steuern, wo Ferienwohnungen entstehen. Kontrollen werden häufiger. Auch Stefanie Ellermann ist betroffen. Seit Anfang 2024 hat ihr die Stadt Flensburg die Vermietung als Ferienwohnung schriftlich untersagt. Es läuft ein Rechtsstreit. Auch wenn Touristen nur etwa 200 Tage im Jahr buchen - Dauerwohnen bringe weniger Miete ein, sagt sie. Und sie brauche das Geld, um die Investitionen zu refinanzieren.

Vermieter springen ab

So wie Stefanie Ellermann geht es nicht wenigen Ferienwohnungsvermietern - allein dadurch, dass Städte und Gemeinden sich einen Überblick verschaffen. Denn bisher ist nur etwa jede fünfte Ferienwohnung genehmigt oder befindet sich im Verfahren dazu. Diese Zahl nennt eine Studie für Flensburg. Genehmigungen sind zwar an vielen Orten möglich, aber mit Aufwand verbunden, berichtet Günter Blankenagel. Er vermietet selbst acht Ferienwohnungen. Gleichzeitig vermittelt er aktuell rund 100 Quartiere über ein Internetportal für die Region Flensburg. Es waren einmal 140.

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Fluchtwege, Brandschutz, Grundrisse für die Genehmigung

Für 4.500 Euro pro Ferienwohnung hat Blankenagel einen Architekten beauftragt, der alle Unterlagen für den nötigen Bauantrag zusammengestellt hat. Viele Vermieter scheuten den Aufwand für die Genehmigung, sagt er: "Das ist jetzt keine Geschichte, die man mal eben so am Küchentisch erledigt".

Zweckentfremdungssatzung: Wohnraum muss Wohnraum bleiben

Ein Blick in eine Ferienwohnung vom Ende der Treppe in eine Wohnstube. © NDR Foto: NDR Screenshot
Enge Treppe, niedrige Decke: Insbesondere Altbauten können bei der Genehmigung zur Herausforderung werden.

Eine neue Regelung sorgt nun für zusätzlichen Druck: In Flensburg gilt ab 1. April eine so genannte Zweckentfremdungssatzung. Für zunächst fünf Jahre darf generell kein Wohnraum mehr in Ferienwohnungen umgewandelt werden. Ausnahmen gibt es nur wenige: Etwa wenn Vermieter eine Ausgleichszahlung leisten oder Ersatzwohnraum schaffen. Diesen Weg gehen auch Lübeck und Kiel.

Onlinebuchung: Bald nur noch mit Registrierungsnummer?

Voraussetzung sei das Wohnraumschutzgesetz des Landes gewesen, sagt Katharina Belchhaus von der Stadt Lübeck. Wichtig sei, dass bestehende Ferienwohnungen erhalten bleiben können, betont Lübecks Tourismuschef Christian Martin Lukas. Noch unklar ist, inwieweit ungenehmigte Ferienwohnungen künftig in Internetportalen angeboten werden dürfen. Infolge einer EU-Regelung wird dafür ab Mai 2026 eine Registrierungsnummer benötigt. Vermittler Blankenagel vermisst aber noch Details, wie alles ablaufen soll.

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In Büsum (Kreis Dithmarschen) sei die Lage dagegen ruhig, berichtet Bürgermeister Oliver Kumbartzky (FDP). Weder eine Zweckentfremdungssatzung noch eine Überarbeitung der Baupläne sei dort bisher Thema. Somit sind es vor allem die kreisfreien Städte in Schleswig-Holstein, die dem Wildwuchs von Ferienwohnungen Einhalt gebieten und bei den Genehmigungen auf die Bremse treten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 19.03.2025 | 19:30 Uhr

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