Rasmus Andresen (B90/Die Grünen) lächelt in einem Büroraum in die Kamera. © NDR

Europawahl: Rasmus Andresen wieder im EU-Parlament

Stand: 10.06.2024 08:07 Uhr

Der Grüne Rasmus Andresen hat es geschafft: Er ist erneut ins EU-Parlament eingezogen. Seine Flensburger Heimat hat seine Themen geprägt: Neben Klimaschutz und Energiewende will er Minderheiten besser schützen und Grenzkontrollen zu Dänemark abschaffen.

von Julia Schumacher

Naturgemäß sind es Themen wie Klimaschutz und Energiewende, für die sich ein Grüner Europawahl-Kandidat wie Rasmus Andresen einsetzt. In den vergangenen fünf Jahren seines ersten Mandats im EU-Parlament ging es auch viel darum: "Wir Schleswig-Holsteiner wissen, dass die Energiewende etwas ist, wovon alle Menschen profitieren können", sagt er - mit Blick auf die erfolgreiche Ansiedlung der Northvolt-Batteriefabrik in Dithmarschen - mit Unterstützung der EU. "Nicht jetzt wieder Gesetze rückabwickeln, sondern weiter vorangehen und die Klimaziele einhalten." Andresen will Schleswig-Holstein zur Schlüsselregion des europäischen Green Deals machen.

Zehn Jahre im Landtag - begonnen als jüngster Abgeordneter

Zu Andresens politischem Fußabdruck gehört aber auch immer das Thema offene Grenzen und grenzüberschreitende Verbindungen zu Dänemark. Als prägend nennt er den Europapokalsieg der SG Flensburg-Handewitt 1997: "Als Schüler aus der dänischen Minderheit habe ich natürlich sehr früh gemerkt, dass grenzüberschreitendes Zusammenleben total wichtig ist." Andresen ist auf eine dänische Schule gegangen, hat später im dänischen Roskilde studiert. Von 2009 bis 2019 war Andresen Mitglied des Schleswig-Hosteinischen Landtags, zu Beginn mit 23 Jahren als jüngster Abgeordneter.

Im EU-Parlament ist Andresen Koordinator der Grünen-Fraktion im Haushaltsausschuss und Mitglied im Wirtschafts- und Währungsausschuss. Außerdem ist er der Sprecher der deutschen Grünen im EU-Parlament. Seine Landespartei scheint mit Andresens Arbeit für Europa zufrieden zu sein: 97 Prozent stimmten auf einem Landesparteitag erneut für ihn als schleswig-holsteinischen Spitzenkandidaten der Grünen. Damit belegte der Flensburger Platz zwölf der Bundesliste. Laut dem vorläufigen Ergebnis holten die Grünen schließlich 16 Sitze bei der Europawahl 2024. Fünf Jahre zuvor hatten die Grünen 21 Sitze geholt.

VIDEO: Der erste bewusste Europamoment von Rasmus Andresen (Grüne) (1 Min)

Steckbrief

Name: Rasmus Andresen

Alter: 38

Beruf: Kommunikationswissenschaftler, seit 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments

Familienstand: ledig

Hier ist mein Zuhause: Flensburg. Auch wenn ich aufgrund von ungefähr 40 Sitzungswochen pro Jahr - fast doppelt so viele wie der Deutsche Bundestag - sehr viel zwischen Brüssel, Straßburg und Norddeutschland pendeln darf, zuhause bin ich nur im Norden.

Europäisch an mir ist: Als Minderheitendäne bin ich grenzüberschreitend in Flensburg aufgewachsen. Für mich waren unterschiedliche Sprachen, Kulturen und vor allem aber grenzüberschreitende Zusammenarbeit immer eine Stärke und Teil meiner Identität. Unsere deutsch-dänische Grenzregion ist europäisch. Ich bin fest davon überzeugt, dass es uns gemeinsam besser geht.

Davon habe ich mit 16 geträumt (Alter vieler jetziger Erstwähler*innen): Mit 16 hatte ich noch keinen konkreten Plan für meine Zukunft. Aber ich wollte die Welt verändern, mich für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Eine Welt ohne Armut war damals und ist heute noch mein Ziel. Den kleinen Traum, Sportreporter zu werden, habe ich übrigens noch nicht ganz aufgegeben.

So schaffe ich es, Erstwähler*innen für die Europawahl zu begeistern: Klimakrise, Kriege oder wirtschaftliche Unsicherheit - niemand leidet so sehr unter falschen Entscheidungen wie junge Menschen. Als Europaabgeordneter ist es mir sehr wichtig, mich mit jungen Menschen auszutauschen, nicht erst im Wahlkampf, sondern in der ganzen Wahlperiode. Ich möchte die Ideen und auch Kritik junger Menschen hören und ins Gespräch kommen.

Dieser Ort ist für mich sinnbildlich für Europa - und warum: Der Grenzübergang Schusterkarte. Vor dem Kollunder Wald gelegen ist er einer der kleinsten europäischen Grenzübergänge und Naherholungsgebiete für Sønderjyder und Südschleswiger*innen gleichermaßen. Ich habe viele persönliche Erinnerungen an den Ort. Gleichzeitig ist er durch den Bau des Wildschweinzauns auch Symbol der schädlichen Abschottungspolitik geworden, die in immer mehr EU-Staaten Einkehr erhält. Gegen diese Entwicklung und ganz konkret die dänischen Grenzkontrollen kämpfe ich in Brüssel.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich angefangen, mich politisch zu engagieren: 15

Das war der Auslöser dafür: Armut in der Welt und eine ungerechte Vermögensverteilung in Deutschland. Ich ertrage es nicht, dass wir es zulassen, dass in einem so reichen Land so viele Millionen Menschen in Armut leben müssen.

Die wichtigste Aufgabe der EU ist in meinen Augen: Die Klimakrise zu bekämpfen.

Das müsste dringend anders laufen in der EU: Die EU muss sozialer und demokratischer werden. Noch immer entscheiden die Staats- und Regierungschefs in der EU zu viel und das EU-Parlament zu wenig. Die EU muss für alle funktionieren, deshalb ist es mir wichtig, dass es soziale Mindeststandards in der EU gibt und öffentliche Daseinsvorsorge wie gute Pflege oder bezahlbares Wohnen durch die EU ermöglicht werden.

Und das läuft ganz gut: Wir schaffen es immer wieder, trotz aller Unterschiede, uns auf eine gemeinsame Politik zu verständigen. Ohne die EU würde es uns allen schlechter gehen, finanziell und kulturell. Deshalb ist es wichtig, dass wir daran arbeiten, die EU besser zu machen und nicht Nationalist*innen auf den Leim gehen, die die EU abschaffen wollen.

Am liebsten wäre ich EU-Kommissar*in für: Ich bin mit Leib und Seele Abgeordneter für Schleswig-Holstein und die Grünen. Das möchte ich bleiben. Es gibt aber Themen, die in der EU-Kommission von Ursula von der Leyen keine Rolle spielen und das muss sich ändern. Minderheitenpolitik zum Beispiel. Jede*r siebte Europäer*in ist Angehörige*r einer nationalen Minderheit oder autochthonen Volksgruppe. Auch bei uns leben mit den Dänen, den Friesen und den Sinti und Roma mehrere nationale Minderheiten und Volksgruppen. Nicht überall werden Sie so gut geschützt wie bei uns. Kommissionspräsidentin von der Leyen ignoriert die Rechte von Minderheiten. Das muss sich ändern.

Was ich als EU-Abgeordnete*r umsetzen möchte: Mein Schwerpunkt wird darin liegen, die Klimawende zu organisieren und die Schere zwischen Arm und Reich kleiner zu machen. Im Haushaltsausschuss kämpfe ich dafür, dass wir mehr Mittel mobilisieren, um unsere marode Infrastruktur klimagerecht und fit zu machen. Im Wirtschafts- und Währungsausschuss möchte ich dafür sorgen, dass dies gerecht geschieht. Multinationale Konzerne und Superreiche sollen etwas mehr beitragen, während Menschen, die wenig haben, stärker unterstützt werden müssen.

Was ich für Schleswig-Holstein erreichen möchte: Der Ausbau erneuerbarer Energien, die Ansiedlung einer Batteriefabrik oder emissionsfreie Schifffahrt: Schleswig-Holstein hat das Potential, zu den Gewinnern des "Green Deal" zu gehören. Bei vielen Themen habe ich in Brüssel mitgemischt. Zusammen mit innovativen Unternehmen und dem vorhandenen Know-how können wir mehr Wohlstand in den Norden holen. Dazu brauchen wir schnelle Genehmigungen von der EU, bezahlbaren grünen Strom und mehr gemeinsame Investitionen in unsere Infrastruktur. Dann wird die Energiewende zum Jobwunder für den Norden.

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Nachrichten für Schleswig-Holstein | 15.05.2024 | 19:30 Uhr

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