Entzugsklinik Bokholt: Lukas will weg von den Drogen
Für viele Suchtkranke ist die Entzugsklinik Bokholt im Kreis Pinneberg ein Ort der Hoffnung. Jährlich kommen 850 Abhängige in die Klinik - Menschen wie Lukas. Er wünscht sich einen Neuanfang.
Die "Drogenscheiße", wie Lukas sie nennt, ging schon ziemlich früh los in seinem Leben. Mit 14 konsumiert er Cannabis, da ist er in der achten Klasse. Später kommen Speed, Ecstasy und Kokain dazu. Irgendwann verliert er die Kontrolle über seinen Konsum und wird süchtig. Er ist jeden Tag high, kann dem Unterricht nicht mehr folgen. Lukas leidet unter Konzentrationsstörungen, Panikattacken und Hitzewallungen. "Mein Leben hat sich nur noch um die Drogen gedreht, das war eine Abwärtsspirale", sagt er.
Zum dritten Mal ist er in der Klinik
Lukas kommt aus einer Gemeinde in der Nähe von Neumünsterund ist 23 Jahre alt. Während er von seiner Suchtgeschichte erzählt, sitzt er auf einer Bank im Garten der Fachklinik Bokholt (Kreis Pinneberg), einer stationären Einrichtung für qualifizierten Entzug. Zum dritten Mal ist er jetzt hier. "Ich möchte schnellstmöglich wieder clean werden", sagt er. "Ich habe verstanden, dass ich viel mehr aus meinem Alltag machen kann, wenn ich keine Drogen nehme."
Patienten und Mitarbeiter sind per Du
Circa 850 Menschen lassen sich pro Jahr in der Bokholter Klinik behandeln. Viele von ihnen seien Jugendliche und junge Erwachsene, erzählt Felix Rüdlin, der ärztliche Leiter des Krankenhauses. In der Klinik seien alle per Du - Mitarbeiter und Patienten. "Wir wollen einen ganzheitlichen Eindruck von den Menschen bekommen und individuell auf sie eingehen." Für Patienten wie Lukas bedeutet das: Sie durchlaufen nicht nur eine klassische Entgiftung, sondern sollen grundlegend verstehen, was der eigentliche Grund hinter ihrer Sucht ist.
Schlange als Symbol für Vergiftung
Deshalb sitzt der 23-Jährige mittags in einem Kellerraum der Klinik und knetet eine Masse aus Ton mit seinen Händen durch. Die Aufgabe, die sein Ergotherapeut ihm gestellt hat: ein "Monster des Alltags" zu formen - etwas, das er unbedingt loswerden will. Lukas hat schnell das passende Motiv gefunden: eine Schlange. Sie repräsentiere für ihn Hinterlist, Vergiftung, Enttäuschungen und Misstrauen. "Damit steht sie auch für meine Drogensucht", sagt er.
Jeder Tag ist ein neuer Kampf
Einmal pro Woche führt er außerdem ein Einzelgespräch mit seiner Therapeutin, um seine Drogenvergangenheit zu reflektieren und Strategien zu entwickeln, langfristig clean zu werden. Dazu kommen Gruppensitzungen mit anderen Patientinnen und Patienten, die mehrmals wöchentlich stattfinden. "Im Klinikalltag habe ich gut Fuß gefasst", sagt Lukas. Aber: Jeder Tag sei für ihn ein neuer Kampf gegen die Sucht. "Es ist ein mentales Auf und Ab. Die ersten Tage waren besonders hart. Gerade wenn die Drogen weg sind, kommen sehr viele unterdrückte Emotionen hoch."
Akupunktur gegen Einschlafstörungen
Um die Entzugssymptome der Abhängigen zu lindern, setzt die Bokholter Klinik auch auf traditionelle chinesische Medizin. Akupunktur soll gegen Stimmungsschwankungen helfen. "Vegetative Beschwerden werden gemildert: Einschlafstörungen, Schwitzen, Frieren", sagt Therapeut Jens Hamann: "Damit haben wir seit Jahren gute Erfahrungen." Er bringt insgesamt 14 Nadeln an Lukas' Kopf an. Der Patient sitzt auf einem Stuhl und atmet tief ein und aus. Er wirkt entspannt. "Es hilft mir dabei, mich zu stabilisieren", meint er.
Er will ein Vorbild sein für andere
Für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt, sagt Lukas, hat er große Pläne: Er will endlich zuhause ausziehen, eine eigene Wohnung, ein eigenes Auto haben. Er will heiraten und eine Familie gründen. Und er träumt davon, sich mit einer Firma selbständig zu machen: einer Agentur für Webdesign. "Ich will ein Vorbild sein für andere Menschen. Ich will, dass meine Familie stolz auf mich ist." Er glaubt daran, dass er es dieses Mal schaffen kann: einen Neuanfang für ein neues Leben.