Kritik an Cannabis-Legalisierung: Kommt Jugendschutz zu kurz?
Kommende Woche stimmt der Bundesrat über das neue Cannabis-Gesetz ab. Die Landesstelle für Suchtfragen in Schleswig Holstein kritisiert, dass das Gesetz zu wenig Prävention für Jugendliche enthalte.
Wenn das neue Gesetz durchkommt, sollen Erwachsene in Deutschland ab April bis zu 25 Gramm Cannabis für den Eigenbedarf besitzen dürfen. Dann könnten auch mehr Jugendliche die Droge probieren - obwohl der Konsum für sie verboten bleibt. Das zumindest ist die Befürchtung der Landesstelle für Suchtfragen in Schleswig-Holstein, wie aus einer NDR Anfrage hervorgeht. Das geplante Gesetz müsse von mehr Prävention begleitet werden, insbesondere für Jugendliche, so die Landesstelle.
Studie: Jeder zehnte Jugendliche hat schon Cannabis probiert
Im Hinblick auf die Prävention sei das Gesetz "völlig unzureichend", sagt der Geschäftsführer der Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein, Björn Malchow: "Wenn das Gesetz so in Kraft tritt und damit den Cannabiskonsum unter Erwachsenen normalisiert, werden wohl auch mehr Jugendliche Cannabis probieren", vermutet er. Eine Studie des Gesundheitsministeriums zeigt: Schon jetzt ist Cannabis die Droge, die Jugendliche und junge Erwachsene illegal am meisten konsumieren. Etwa jeder Zehnte im Alter zwischen 12 und 17 Jahren hat schon einmal Cannabis probiert.
Forderung nach mehr Aufklärung und Prävention durch Fachkräfte
Malchow fordert mehr Ressourcen für Aufklärung über Cannabis und die mit dem Konsum verbundenen Risiken. Prävention sollte nicht allein in Schulen durch Lehrer, sondern auch durch Fachkräfte erfolgen, so der Geschäftsführer der Landesstelle. Denn er meint: "Suchtprävention funktioniert dann am besten, wenn man ein Gesicht, eine Fachkraft vor Ort hat, die die Jugendlichen über die Risiken aufklärt, über das, was Cannabis ist und macht."
Der Vorteil sei dabei, dass Jugendliche, sofern sie eine Sucht entwickeln, gleich ein Gesicht vor Augen und einen Ansprechpartner vor Ort haben. Dadurch wird die Hemmschwelle, sich an die Landesstelle für Suchtfragen zu wenden, gesenkt.