Energiepreise in SH im Schnitt um mehr als 10 Prozent gesunken
Im Oktober schalten viele Menschen die Heizung wieder an. NDR Schleswig-Holstein hat sich die Preise für Strom und Gas im Land angeschaut. Das Ergebnis: Es gibt große regionale Unterschiede bei den Heizkosten und beim Strom, doch im Schnitt sind die Preise im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
Reicht die Decke auf dem Sofa und der dicke Pullover oder muss doch schon die Heizung angeschaltet werden? Spätestens im Oktober entscheiden sich viele Menschen doch eher für letzteres. Im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren können sich Verbraucherinnen und Verbraucher dabei oft über niedrigere Strom- und Gaspreise freuen.
Gaspreise zwischen 10 und 16 Cent pro Kilowattstunde
Ein Vergleich der Grundversorgungstarife ergab, dass Gas im Vergleich zum vergangenen Jahr im Schnitt um elf Prozent günstiger geworden ist - allerdings gibt es große regionale Schwankungen. Während der Preis bei den Stadtwerken Quickborn um 39 Prozent gesunken ist, stieg er bei den Stadtwerken Neumünster um 11,2 Prozent. Insgesamt liegen die Preise pro Kilowattstunde zwischen 10,2 Cent bei E.ON und 16,2 Cent bei den Stadtwerken Geesthacht. Die Preise beziehen sich auf einen Verbrauch von 18.000 Kilowattstunden pro Jahr, das entspricht in etwa einem Haushalts mit vier Personen.
35 bis 47 Cent für Strom
Auch beim Strom sind die Preise im Schnitt gesunken und zwar um 13 Prozent. Auch hier gibt es große Unterschiede zwischen den Grundversorgern: Bei den Stadtwerken Heide ist der Tarif um 30 Prozent günstiger im Vergleich zum Sommer 2023, bei den Stadtwerken Kiel um 8,2 Prozent teurer. Am günstigsten ist der Strom im Grundversorgungstarif des E-Werkes Sachsenwald mit 35,3 Cent pro Kilowattstunde, am teuersten in Heide mit 47,5 Cent.
Sondertarife inzwischen oft günstiger als Grundversorgung
Während in den vergangenen Jahren die Grundversorgung oft die günstigste Option war, ist sie im Vergleich zu den Tarifen für Neukunden oder bestehenden Verträgen jetzt oft teurer. Das liegt an der unterschiedlichen Einkaufsstrategie für die Energiemengen am Weltmarkt, erklärt Tom Janneck von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. "In der Grundversorgung wird für einen längeren Zeitraum eingekauft", sagt er. "Das war zu Hochpreiszeiten eine gute Sache, weil es Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeit eröffnet hat, überhaupt noch einen Energietarif zu finden." Denn zwischenzeitlich gab es keine frei verfügbaren anderen Tarife, weil viele Versorger die Preisentwicklung nicht abschätzen konnten.
Anbieter- oder Tarifwechsel kann lohnen
Wer noch in der Grundpreisversorgung für Strom oder Gas ist, für den kann es sich also lohnen einen Blick auf die Sondertarife des eigenen Anbieters zu werfen. Gerade die regionalen Stadt- oder Gemeindewerke hätten oft einen günstigeren Tarif im Angebot, sagt Janneck. Und aus der Grundversorgung könne man oft schneller wechseln, weil die Fristen nicht so lang seien. Bei der Suche nach einem neuen Tarif sollten Verbraucherinnen und Verbraucher aber genau auf die Rahmenbedingungen achten, zum Beispiel auf eine Preisgarantie für einen bestimmten Zeitraum.
Strompreise könnten im kommenden Jahr weiter sinken
Im kommenden Jahr könnten die Strompreise sogar noch weiter sinken, erklärt Tom Janneck. Denn dann werden die Netzendgelte angepasst, sodass sie in Bereichen, wo viel auf erneuerbare Energie gesetzt wurde, sinken. "Damit könnten vor allem im ländlichen Raum in Schleswig-Holstein die Verteilnetzentgelte für Strom sinken und zwar durchaus um einen beträchtlichen Anteil." Im urbanen Raum werde die Entlastung wohl geringer ausfallen, weil dort nicht so viel erneuerbare Energie produziert werden. Die Bundesnetzagentur rechnet mit einer Reduzierung der Netzentgelte im Netz der Schleswig-Holstein Netz AG von 5,49 Cent pro Kilowattstunde.
Die Gaspreise könnten im kommenden Jahr dagegen steigen, meint Janneck. Denn die Gasversorger dürfen die Abschreibungszeiträume für den Betrieb der Netze vorverlegen, was bedeutet, dass hier die Netzentgelte steigen könnten.
Schleswig-Holsteiner wollen weiter Energie sparen
Trotz aktuell sinkender Preise haben viele Menschen in Schleswig-Holstein noch Energiespartipps auf dem Schirm. In einer Umfrage von NDR Schleswig-Holstein berichten zum Beispiel einige, dass sie nur einen Raum heizen oder kürzer und nicht zu heiß duschen. Auch die Energieberatung bei der Verbraucherzentrale ist weiterhin nachgefragt, berichtet Tom Janneck. "Wir sehen auch, dass es für Personengruppen, die wenig Geld zur Verfügung haben, eine große Rolle spielt", so der Experte. "Denn auch wenn die Energiepreise gesunken sind, sind die Preise für viele andere Dinge wie Nahrungsmittel nach wie vor hoch." Laut Janneck hätten einzelne Energieversorger festgestellt, dass trotz sinkender Preise immer noch zehn Prozent an Energie eingespart werden im Vergleich zum Zeitraum vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine.