Wenn die Kugel Eis zum Luxusartikel wird

Stand: 30.05.2023 05:00 Uhr

Steigende Kosten machen auch vor Eisdielen nicht halt. Die Betreiber sehen sich gezwungen, die Preise an die Kunden weiterzugeben - auch wenn es wehtut. Das zeigt eine Umfrage von NDR Schleswig-Holstein.

von Doreen Pelz

Die Spanne geht demnach in diesem Jahr von 1,40 Euro für eine Kugel Eis in kleineren Orten wie Eutin und Malente bis hin zu 2 Euro auf Sylt, in Husum oder der Innenstadt von Lübeck. "Eis ist doch ein Nachtisch und kein Genussmittel oder Luxusgut. Viele können sich die Preise jetzt kaum noch leisten", erzählt ein Eisdielenbetreiber aus Eckernförde. Die Preise für eine Kugel auf 1,80 Euro zu erhöhen, um wirklich profitabel Eis zu produzieren, trauen sich die meisten nicht. "Dann kommt keiner mehr", heißt es aus Quickborn.

Meist bekommen nur noch die Kinder ein Eis

Die Inflation macht sich so sehr bemerkbar, dass von einer Familie mit vier Personen inzwischen wirklich nur noch die Kinder ein Eis bekommen. Im Schnitt haben die Eisdielenbetreiber in Schleswig-Holstein der NDR Umfrage zufolge den Preis für eine Kugel Eis binnen eines Jahres um etwa 20 Cent erhöht.

Wenig überraschend dabei: An den Stränden und auf den Inseln, wo also viele Urlauber sind, kostet das Eis wesentlich mehr als auf dem Land. Auch in den größeren Städten werden im Schnitt zehn Cent mehr für eine Kugel Schoko-Eis verlangt.

Preise für die Eis-Herstellung sind explodiert

"Die Energiekosten fressen uns weiter auf", beklagen viele. Auch die Preise für die Pappbecher, in denen das Eis ausgegeben wird, seien deutlich gestiegen. Knapp 1.000 Euro und damit 200 Euro mehr als im vergangenen Jahr müssen beim Händler für einen Karton bezahlt werden. Dazu kommt, dass die Preise für die Lebensmittel ebenfalls um rund 40 bis 60 Prozent gestiegen sind. So berichten Eisverkäufer aus Flensburg, dass sie statt 49 Cent für ein Kilo Zucker inzwischen 1,40 Euro zahlen. Fünf Liter Sahne müssten für 21 Euro anstatt für 13 eingekauft werden. Einige Lieferanten geben nur noch für die nächsten drei Monate eine Preisgarantie. Heißt: Im Sommer könnten die Preise für eine Kugel Eis noch einmal angezogen werden.

Angst der Eisverkäufer: Werden die Kugeln zu teuer, kommt keiner mehr

Laut Statistischem Bundesamt sind die Erzeugerpreise für Speiseeis von Februar 2022 bis Februar 2023 um 27 Prozent gestiegen. "Würden wir die Preise aber noch mehr erhöhen, kommt gar keiner mehr", berichten Eismänner aus Geesthacht und dem Randgebiet von Lübeck. Viele Verkäufer rechnen inzwischen so: Lieber fünf Kunden, die für kleines Geld ein Eis kaufen, als gar keine Kunden.

Familien mit geringem Einkommen haben das Nachsehen

Eiscafés mit einem Preis von unter 1,50 Euro für eine Kugel sind eine Seltenheit in Schleswig-Holstein geworden. Vor allem dort, wo das Eis nicht selbst produziert, sondern Industrieware verkauft wird, konnten sie seit dem vergangenen Jahr ihren Preis stabil halten. Ein Großteil der insgesamt 85 Eisdielen, die an der nicht repräsentativen NDR Umfrage teilgenommen haben, sprechen auch immer wieder davon, dass ihnen die Kinder leid tun, für die eine Kugel Eis aktuell zum Luxus geworden ist.    

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