Pinneberg: Streit über steigende Kosten für Schulessen

Stand: 09.05.2023 05:00 Uhr

Neben Unterrichtsmaterial und Klassenfahrten wird auch das Schulessen teurer. Die Schulallianz in Pinneberg warnt, fünf Euro pro Essen seien für viele Eltern nicht mehr finanzierbar. Sie fordern deshalb einen Zuschuss von der Stadt.

von Marlen Hildebrandt

Ab Mittags wird es voll in der Mensa der Johann-Comenius-Gemeinschaftsschule in Pinneberg. Doch die wenigsten der 760 Schüler reihen sich in die Schlange zur Essensausgabe. Dabei wird hier vom Caterer Alsterfood noch selbst gekocht. Auch die Auswahl mit drei verschiedenen Gerichten oder einem Salatteller ist abwechslungsreich. Viele Schülerinnen und Schüler würden auch gerne mitessen, sagt Schulleiterin Meike Möller. Die Eltern wünschten sich ein gutes, nahrhaftes Essen für ihre Kinder, doch fünf Euro pro Essen seien einfach zu teuer.

Schulleiterin: Wer ungesund isst, verliert die Konzentration

Mindestens 150 Essen pro Tag seien nötig, um kostendeckend zu arbeiten, sagt der Standortleiter des Caterers, Alexander Philipp. Die Ausgaben für Lebensmittel und Personal seien hoch, alleine der Preis für Zwiebeln um fast 300 Prozent gestiegen. Für Käse zahle der Caterer um die 70 Prozent mehr und fast das Doppelte für Geflügel. Der Preis von fünf Euro pro Essen sei heute schon zu niedrig, um etwas daran zu verdienen. Nur der Verkauf von Backwaren und Snacks in den zwei großen Pausen mache den Verdienst derzeit noch möglich. Brötchen, Muffins, Donuts und Co. gibt es an der Schule zu niedrigeren Preisen, einen bis zwei Euro zahlen die Schüler dafür. Für den Schulalltag sei das ein Problem, erklärt Schulleiterin Möller. Der Unterricht an der Gemeinschaftsschule gehe bis in den Nachmittag. Bei vielen Schülerinnen und Schülern lasse die Konzentration in der siebten und achten Stunde nach, wenn sie nur die günstigeren, ungesunden Sachen essen.

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Das Bild zeigt den Unterricht in einer Schule. © picture alliance/dpa Foto: Philipp von Ditfurth

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Schulallianz fordert Preisdeckel von vier Euro

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter den Eltern ergab, dass bei den meisten die Schmerzgrenze für das Schulesssen bei etwa vier Euro liegt. Gerade wenn auch noch Geschwisterkinder an der Schule sind, sei alles darüber hinaus zu viel. Sicherlich erhielten bedürftige Familien schon jetzt Unterstützung vom Staat, doch man erreiche damit bei Weitem nicht alle Familien, argumentieren die Elternvertreter. Deshalb fordert die Schulallianz, ein Elternzusammenschluss von zehn Schulen in Pinneberg, einen Zuschuss von der Stadt. Pinneberg solle den Mensapreis an den Schulen auf vier Euro deckeln, damit wieder mehr Kinder am Essen teilnehmen können.

Stadt Pinneberg: Zuschuss können wir uns nicht leisten

Für Mahlzeiten in der Schule sind die Schulträger zuständig, Vorgaben vom Land oder Bund gibt es nicht. Ein Zuschuss zähle zu einer freiwilligen Leistung und diese könne man sich derzeit nicht leisten, erklärte Pressesprecher Andreas Bröcker. Der Schulträger gebe bereits 75 Prozent seiner Investitionsmittel an die Schulen, um dort beispielsweise Baumaßnahmen oder die Digitalisierung voranzubringen. Der Schulallianz reicht das nicht. Zwar investiere die Stadt derzeit viel Geld, doch über Jahrezehnte habe man an den Schulen nicht wirklich viel gemacht - und der Bau der tollsten Mensen lohne sich nicht, wenn sie kein Caterer mehr betreibt.

Kommunen im Umland geben Zuschuss

In den umliegenden Orten sieht es anders aus: Viele zahlen einen Zuschuss zum Essen in der Mensa. Anfang des Jahres erhöhte beispielsweise der Caterer im nahegelegenen Elmshorn (Kreis Pinneberg) die Preise - die Kosten dafür übernahm die Stadt. In Elmshorn hoffe man damit wieder mehr Kinder an den Mittagstisch zu bringen, so die Verwaltung, denn je mehr mitessen, umso günstiger könne der Caterer anbieten. Für die Johann-Comenius-Schule in Pinneberg wird derzeit ein neuer Caterer gesucht, die Ausschreibung der Stadt läuft. Dass ein Caterer hier einen günstigeren Preis anbieten wird, glauben die Eltern nicht. Erst kürzlich gab es an einer anderen Schule der Stadt ein Angebot: 7,50 Euro für eine gesunde Bowl. Nach kurzer Zeit wurde dieses Angebot wieder eingestellt. Der Grund dafür: Der Absatz war zu gering.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Schleswig-Holstein Magazin | 09.05.2023 | 19:30 Uhr

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