Eckernförde: Plattfische wegen Sauerstoffmangels verendet
Die Sauerstoffsättigung in der Ostsee ist in einigen Wasserschichten zu niedrig. Das teilte das Ostsee-Info-Center in Eckernförde mit. Dort am Strand sind mehrere tote Plattfische angespült worden.
Seit Donnerstag liegen am Strand von Eckernförde (Kreis Rendsburg-Eckernförde) Dutzende Plattfische - verendet wegen Sauerstoffmangels. Normalerweise liegt die Sauerstoffsättigung in der Ostsee dort bei 75 bis 80 Prozent, in der Nacht zu Sonntag lag sie laut Messstation des Ostsee-Info-Centers (OIC) bei gerade einmal drei Prozent. Ein Grund dafür ist der "Upwelling"-Effekt.
Fische sind unter Wasser erstickt
"Upwelling" bezeichnet nach Angaben des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung den Effekt, wenn Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche gelangt. Das Tiefenwasser sei zwar oftmals sehr nährstoffreich, bei warmen Temperaturen in der Ostsee dagegen eher sauerstoffarm.
Der starke Westwind der vergangenen Tage habe das Oberflächenwasser aus der Bucht gedrückt, sagt Lena Stöhlmacher vom OIC. Danach strömte sauerstoffarmes Tiefenwasser nach oben. Infolgedessen erstickten die Fische unter Wasser. Besonders die Herbststürme trügen zum "Upwelling" bei, so die Meeresbiologin.
Auswirkungen auf Ökosystem unklar
Doch nicht alle Tiere verenden im sauerstoffarmen Wasser. Einige Fische überleben das Ringen um Luft, meint Stöhlmacher: "Sie versuchen, der Todzone zu entfliehen. Manchmal schaffen sie es - und manchmal, wenn die Todzone zu groß ist oder der Weg abgeschnitten wird, verenden sie in dieser Todzone."
Ob das Fischsterben in Eckernförde Auswirkungen auf das Ökosystem hat, sei schwer so sagen, so die Biologin. Die Menge der verendeten Fische sei noch nicht einzuschätzen.
"Upwelling"-Effekt kein neues Phänomen
Zum "Upwelling" kommt es immer mal wieder. Besonders Herbststürme trügen zu dem Effekt bei, sagt Meeresbiologin Stöhlmacher. So waren im September 2017 nach GEOMAR-Informationen zum Beispiel zeitgleich die Flensburger Förde, die Kieler Förde und die Eckernförder Bucht betroffen.
NABU: "Upwelling" hat auch menschengemachten Anteil
Der Naturschutzreferent des NABU Schleswig-Holstein, Thomas Behrends, betont, dass es auch einen menschengemachten Anteil am "Upwelling" in der Ostsee gebe. So sorge der große Nährstoffeintrag - zum Beispiel aus der Landwirtschaft - dafür, dass es im Tiefenwasser der Ostsee zu einer starken Sauerstoffzehrung komme. Als solche wird der Verbrauch von Sauerstoff beim Abbau von organischen Bestandteilen durch Mikroorganismen in Gewässern bezeichnet.
In einer vorherigen Version dieses Artikels haben wir das "Upwelling" mit zurückliegenden Fällen von Fischsterben in der Elbe, im Hamburger Isebekkanal und im Lottbeker Teich in der Gemeinde Ammersbek (Kreis Stormarn) in Zusammenhang gebracht. Diesen Fehler haben wir korrigiert und bitten ihn zu entschuldigen. Der Lottbeker Teich war laut NABU ausgetrocknet. Beim Isebekkanal vermutet die Hamburger Umweltbehörde als Ursache Sauerstoffmangel in Folge von wochenlanger Trockenheit und hohen Temperaturen. Für das Fischsterben in der Elbe ist laut NABU unter anderem die Elbvertiefung, verbunden mit in bestimmten Zonen absterbenden Algen und der Gezeitenströmung verantwortlich.
Außerdem haben wir in einer vorherigen Version dieses Artikels vom Sauerstoffgehalt der Ostsee gesprochen. Die Prozentangaben des Ostsee Info-Centers beziehen sich aber auf die Sauerstoffsättigung des Wassers.