E-Sport-Landesmeisterschaften in Kiel: Zocken um den Titel
Schleswig-Holstein hat im Juni 2021 als erstes einen Landesverband gegründet. In Kiel haben sich nun die besten E-Sportler des Landes getroffen. In vier Spielen ging es um den Landestitel. Auch Mads Schwerdt und sein Team waren dabei.
Mehr als 6.000 Stunden hat Mads Schwerdt schon im Videospiel Rocket League verbracht. Der 19-Jährige aus Flensburg spielt seit sieben Jahren. Bei den Landesmeisterschaften im Kieler MAX will er mit seinem Team "Bim Bam Mi Balon" den Titel holen. Mitte Oktober hatten sie sich in einem Qualifikations-Turnier, das nur online ausgetragen wurde, gegen andere Teams aus Schleswig-Holstein durchgesetzt und das Finale erreicht.
115 Spieler aus ganz Schleswig-Holstein
Zum ersten Mal spielen er und seine zwei Teamkameraden Felix Naumann und Jonas Wesseloh auf der sogenannten Stage, also vor Publikum. Etwa 200 Zuschauer sind bei seinem Finale im Nachtheater dabei. Viele schauen sich die Liveübertragung aber auch Zuhause via Livestream im Internet an.
"Bei 'Rocket League' geht es vor allem um gute Kommunikation im Team", sagt Mads Schwerdt. Gegenüber auf der Bühne sitzen die Titelverteidiger. Das Team "A Frosch". Das Ziel des Spiels: Jeder Spieler steuert ein Auto über einen auf Platz mit zwei Toren. Wer in einer Runde, die fünf Minuten dauert, mehr Tore schießt, gewinnt sie. Der Modus ist "Best of Seven". Mads und sein Team tun sich zu Beginn schwer, liegen schnell 0:2 Runden hinten. Doch sie geben sich nicht geschlagen.
"Der E-Sport wird immer beliebter und auch die Landesmeisterschaften werden größer." Daniekla Stahl, E-Sport Verband Schleswig-Holstein
Vor einem Jahr im Sommer fanden die ersten landesweiten Meisterschaften des E-Sport-Verbandes statt. Damals noch mit drei Titeln: die Fußball-Simulation "FIFA 22", "League of Legends" und das Autoballspiel "Rocket League". In diesem Jahr wird der Titel auch beim beliebten Spiel "Super Smash Bros." ausgetragen. "Der E-Sport wird beliebter und auch die Landesmeisterschaften werden größer", so Daniela Stahl vom E-Sport Verband Schleswig-Holstein.
Das Ziel des Verbandes: Den E-Sport im Land fördern und Breitensport ähnliche Strukturen schaffen. "Wir wollen den E-Sport im Land gerne so organisieren, dass es in Zukunft auch zum Beispiel Kreisligen, oder Landesligen gibt, in denen sich die Spieler in Vereinen organisieren und ihre Meister ausspielen, eben wie bei anderen Sportarten auch", so Daniela Stahl.
Schleswig-Holstein ist bundesweit führend
Schleswig-Holstein nimmt in Sachen E-Sport bundesweit eine Vorreiterrolle ein, hat im Juni 2021 als erstes einen Landesverband gegründet. Nordrhein-Westfalen folgte später. Und auch Bayern will dem Beispiel folgen. Schleswig-Holstein hat in den letzten Jahren rund 1,5 Millionen Euro in die Förderung des E-Sport in Schleswig-Holstein gesteckt, unter anderem konnten dadurch neben Kiel vier weitere regionale Landeszentren in Heide (Kreis Dithmarschen), Husum (Kreis Nordfriesland), Mölln (Kreis Herzogtum Lauenburg) und Flensburg entstehen. Nachhaltige E-Sport Strukturen sollen entstehen.
Auch die mittlerweile zweiten Landesmeisterschaften wurden mit dem Geld gefördert. Im Kieler MAX ist auch Stefan Herder unter den Zuschauern. Er ist der Vater eines der bekanntesten deutschen Rocket-League-Spieler: Lino "LiFox" Herde aus Hamburg. "Ich finde das super spannend. Meinen anderen Sohn fahre ich am Wochenende zum Fußball auf den Platz, Lino begleite ich beim E-Sport, er hat meine volle Unterstützung." Auch in Dallas in den USA bei den Uni-Weltmeisterschaften war Stefan Herde dabei und feuerte den 23-Jährigen an.
Internationale Preisgelder in Millionenhöhe
Das Spiel "Rocket League" gehört zu den beliebtesten E-Sport-Spielen. Die weltbesten Spieler verdienen gutes Geld. Im August fanden in Düsseldorf zum ersten Mal in Deutschland die Weltmeisterschaften statt. Die besten Teams kämpften vor Tausenden Zuschauern um insgesamt 2,1 Millionen Dollar Preisgeld. Bei den Landesmeisterschaften in Kiel ist der Rahmen deutlich kleiner. Hier geht es vor allem um Ruhm und Ehre, Preisgelder gibt es hier nicht.
Die Motivation, den Titel zu holen ist bei Mads Schwerdt und seinen Teamkollegen auch nach einem 0:2-Rückstand groß. Sie spielen jetzt aggressiver, ändern die Taktik und setzen auf mehr Ballbesitz. Sie kommen auch dank einiger gegnerischer Fehler heran und setzen sich am Ende durch. Ihr Ziel, den ersten Landesmeistertitel zu holen, haben sie erreicht. "Ich bin überglücklich, das war richtig stark von uns", so Mads Schwerdt.
Colin Völter erneut Landesmeister beim E-Football
Beim E-Football kann sich Vorjahressieger Colin Völter durchsetzen. Er spielt im E-Sport-Team von Holstein Kiel in der virtuellen Bundesliga. Das Team rangiert derzeit im Mittelfeld. Neu bei den Landesmeisterschaften sind die Entscheidungen beim Kampfspiel "Smash". Hier setzt sich Marc Friedland durch. Fünf Spieler braucht es beim E-Sport-Spiel "League of Legends". Das Holsteiner Team "Hayvans" sichert sich den Landesmeister-Titel.