E-Bus-Brand in Elmshorn: Wie konnte das passieren?
Der Brand eines E-Busses in Elmshorn hat weitreichende Konsequenzen für den Bahnverkehr in Schleswig-Holstein. Laut der zuständigen Verkehrsgesellschaft hätte der Bus nicht auf der Strecke fahren dürfen, weil er zu hoch ist. Warum er trotzdem dort fuhr, soll jetzt geklärt werden.
Nachdem der Brand eines E-Busses in einer Unterführung in Elmshorn (Kreis Pinneberg) den Bahnverkehr in weiten Teilen Schleswig-Holsteins lahm gelegt hat und wohl noch bis Sonntag ausbremst, läuft die Suche nach den Ursachen.
Einen Unfall in der Form mit diesen Konsequenzen habe es am Geschwister-Scholl-Tunnel in der Elmshorner Königstraße noch nicht gegeben, sagt der Oberbürgermeister der Stadt, Volker Hatje (parteilos). Dabei habe es dort schon mehrmals gekracht: "Seit dem Bau des Tunnels Ende des 19. Jahrhunderts steht fest, dass dieser nicht für den Lkw- und Schwerlastverkehr gemacht ist. Es ist aber technisch nicht möglich, den Tunnel tiefer zu setzen, weil darunter ein riesiger Abwassergraben ist."
Höhenwarnanlage für 150.000 Euro
Die Konsequenz: Immer wieder blieben Lkw und Kleintransporter in der Unterführung stecken. Die Stadt beschloss deshalb, eine Höhenwarnanlage zu errichten. Die Kosten in Höhe von 150.000 Euro haben sich die Deutsche Bahn und die Stadt geteilt. Im Februar 2020 wurde diese Anlage fertiggestellt und eingeweiht. Sie besteht aus rot-silber gestreiften Höhenwarntafeln, die an Ketten über der Fahrbahn aufgehängt sind.
"Wer dagegen fährt, das knallt. Das hört man in jedem Fahrzeug und normalerweise hält man da an. Für mich ist das daher völlig unverständlich, dass ein Bus, der in diesem Bereich eigentlich nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren kann, diesen Knall missachtet und einfach nicht anhält", sagt Oberbürgermeister Hatje.
Tunnel soll nach Bahnhofsumbau gesperrt werden
Die Frage zu klären, warum der Bus durch die Unterführung fahren wollte, steht für die Stadt Elmshorn jetzt im Vordergrund. Die Hoffnung von Oberbürgermeister Volker Hatje ist, dass es der letzte Unfall dieser Art an der unfallerprobten Bahnunterführung war.
Vor der Sommerpause hat der städtische Ausschuss für Stadtumbau beschlossen, dass der Tunnel im Rahmen des Bahnhofumbaus in Elmshorn für den gesamten Verkehr gesperrt werden soll. Das ist laut Hatje aber erst nach Fertigstellung des Umbaus ab 2030 der Fall.
Verkehrsgesellschaft: Bus war nicht für diese Strecke vorgesehen
Auch bei der Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg (KviP) tappen die Verantwortlichen bei der Frage, warum der Bus durch die zu niedrige Unterführung gefahren ist, noch im Dunkeln. Der Bus sei auf einer Leerfahrt gewesen, erklärt Sprecher Martin Beckmann. Deshalb waren auch keine Passagiere im Fahrzeug.
Weiter erklärt Beckmann auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein: "Der Bus ist weder planmäßig noch außerplanmäßig oder durch irgendwelche anderen Anweisungen für diese Durchfahrt dort vorgesehen gewesen. Warum der Busfahrer trotzdem dort durchfahren wollte, wird die Befragung des Kollegen zeigen, der das Fahrzeug gesteuert hat."
Dem Sprecher zufolge steht der 46-jährige Fahrer seit dem Unfall unter Schock und konnte noch nicht vernommen werden.
Busfahrer erneut sensibilisiert
Der Unfall beschäftige die gesamte Belegschaft der KviP, so Beckmann. Die Betriebsleitung habe deshalb erneut alle Busfahrerinnen und Busfahrer darauf hingewiesen, dass ausschließlich Busse mit einer bestimmten Höhe durch diese Unterführung fahren dürfen. Alle Elektrobusse des Verkehrsunternehmens seien dafür ungeeignet.
Die Akkus der Busse ragen über das Dach hinaus und sorgen so dafür, dass sie höher sind als mit Diesel betriebene Busse. Das wurde auch dem 46-jährigen Busfahrer am Donnerstag zum Verhängnis. Die Akkus krachten gegen die Stahlkonstruktion der Brücke und fingen daraufhin Feuer - mit weitreichenden Konsequenzen für die darüber liegenden Bahngleise.
Zugausfälle in Schleswig-Holstein über das Wochenende
Der Bahnknotenpunkt Elmshorn ist seit Donnerstagnachmittag komplett gesperrt. Dadurch ist der Bahnverkehr in Schleswig-Holstein massiv beeinträchtigt - und das voraussichtlich noch bis Sonntag, wie die Bahn am Freitag mitteilte. Davon ist sowohl der Regional- als auch der Fernverkehr betroffen.